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Cape Breton

Veröffentlicht: 18.05.2017

Sonntag:

Niemand kann behaupten, wir würden hier Luxus-Urlaub machen ;). Nach einer Nacht in der Dalhousie University hier in Truro wurden wir wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Das Zimmer hatte den Charme der 70er und roch auch dementsprechend. Waschmöglichkeiten und Toiletten waren auf dem Gang zu finden. Hier in Kanada gibt es oftmals keine nach Geschlechtern getrennte Toiletten und Waschmöglichkeiten. Fun Fact hier ist jedoch, dass die Pissoirs in der Männertoilette mit einem Bretterverschlag zugebaut wurden, in den gleichgeschlechtlichen Toiletten jedoch die Pissoirs direkt neben den Waschbecken angebracht sind... Frauen erfreuen sich bestimmt an knackigen Männerpopos beim Händewaschen.

Nachdem wir uns ein wenig sortiert hatten und uns für den Tag mit Essen eingedeckt haben, ging es auf nach Cape Breton. Wir hofften, dass dies das Highlight auf Nova Scotia wird und sollten nicht enttäuscht werden. Nach etwa 150 km erreichten wir Cape Breton, eine riesige Insel, die über einen 700 m langen Damm mit dem Festland verbunden ist. Die Natur auf Cape Breton änderte sich schlagartig. Es wurde hügelig und man bemerkte den schieren Wasserreichtum. Nach ca. 20 km erreicht man den Lac d´Or. Dieser See begleitet einen mit seinen Armen den weiteren Weg, bevor man den Cabottrail erreicht. Der Cabottrail schlängelt sich 300 km den Norden von Cape Breton über dessen Mittelgebirgslandschaft entlang.

An der North River Wilderness Area wurde ein kleiner Zwischenstopp eingelegt. Wir wollen ja nicht nur unsere Hintern platt sitzen, also wurde kurzerhand ein Trail mitgenommen, welcher an der Südseite eines bewaldeten Berges entlangführte. Der Weg war wenig spektakulär, außer dass wir nach ca. 5 km nicht mehr weiterkamen, da der Weg von einer zerstörten Brücke versperrt wurde. Dafür hatten wir nun einen wildromatischen Bergbach vor uns.

Der weitere Weg führte von nun an an der atemberaubenden Küste entlang. Hierbei fährt man im Wechsel am Meer und auf über 300 m hohen Klippen entlang. Die Szenerie ist dementsprechen bombastisch. Wir hatten sogar noch das unverschämte Glück von der tiefstehenden Sonne begleitet zu werden, welche wunderschöne Farben in die Natur zauberte. Auch wussten Schneereste des letzten Winters in der Sonne zu glitzern. Das Klima hier ist doch etwas kühler. Unser Ziel, Ingonish, legten wir ohne Vorkenntnisse auf der Karte fest. Ein Volltreffer!!! Zwei Buchten, Berge, Strand, Sonnenuntergang, Herz was willst du mehr. Abends wurde es jedoch empfindlich kalt. Die Kaltfront für den nächsten Tag kündigte sich an.

Montag:

Den Wasserreichtum von Cape Breton durften wir nun am eigenen Leibe erfahren. Wasser von allen Seiten: Vorne, Hinten, Oben, Unten. Was tun wir hier? Der Himmel öffnete bei 3 Grad seine Schleusen. Dabei hatten wir doch vor, einen Trail auf die Berge zu gehen. Es war ein bisschen Überzeugungsarbeit notwendig, bis alle Teilnehmer der Reise von dem Vorhaben überzeugt waren, dann konnte es aber losgehen. Kurz gefasst sind wir einen sehr schönen Weg gegangen, von dem aus wir jedoch keinen Weitblick hatten. Es schüttete, es war kalt, der Nebel wurde immer dichter und am Ende wurde doch recht zügig zum Auto gegangen. Nichtsdestotrotz hatten wir unseren Spaß. Jetzt wollten wir aber nur noch schleunigst in dem Hostel für die nächste Nacht ankommen.

Da der Cabotttrail jedoch so schön ist, wurde aus diesem Vorhaben nichts. Auf dem Weg zur Unterkunft musste noch ein kurzer Trail, inklusive Klettereinlage, zu einem schönen, jedoch nicht spektakulären Wasserfall mitgenommen werden. Der Weg führte uns anschließend weiter nach Pleasent Bay. Hier buchten wir zwei Betten in einem 10 Personen Schlafsaal. Das Hostel liegt direkt am Cabottrail. Dort angekommen erwartete uns ein besserer Bretterverschlag. Nach einer ersten Inaugenscheinnahme erwies sich das Hostel jedoch als echt süßes Kleinod. Es hatte zwei kleine, spartanische Küchen, mehrere Aufenthaltsräume etc. Da das Hostel bei unserer Ankunft den ersten Tag für die Saison aufgemacht hatte und der Andrang dementsprechend gering war (wir waren zu dritt), wurden wir gegen einen Aufpreis von zwei stolzen Dollar in ein Privatzimmer upgegradet, sodass wir in einem kleinen Doppelbett schlafen konnten.

Dienstag:

Am nächsten Tag wollten wir abends zurück in Truro sein. Dies hatte leider organisatorische Gründe. Gerne wären wir länger in dem schönsten Eck Nova Scotias geblieben. Auf dem Weg Richtung Süden lagen noch zwei weitere sehenswerte Trails, welche wir begehen wollten. Das Wetter spielte leider immer noch nicht mit. Regenschauer wechselten sich mit dichtestem Nebel ab, bei welchen zeitweise Sichtweiten von unter 20 m herrschten. Glücklich wie wir uns schätzen konnten, weichte der Nebel für 5 Minuten, als wir auf einer Aussichtsplattform 300 m über dem Meer standen. Nachdem wir ein paar Bilder knipsen konnten, zog der Nebel bereits wieder rein und der komplette Rückweg wurde von einem gespenstischen weiß geprägt.

Da wir unser Glück nicht überstrapazieren wollten und das Wetter eher schlechter als besser wurde, haben wir den zweiten Trail abgeblasen. Die Autofahrt nach Truro zurück wurde hierdurch zeitlich etwas unkritischer.

Eine abschließende Reiseempfehlung für Nova Scotia können wir bedingt aussprechen. Die Küstenlinie ist schön anzusehen, ob man dafür hierher fliegen muss, ist eine andere Geschichte. Das Landesinnere ist relativ langweilig. Der Cabottrail und der Cape Breton Highlands National Park sind jedoch absolut sehenswert und sehr schön.

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