Tag 136 - Heute war der Kammerjäger da

„Fumigador!“ brüllte Janner, auf der Treppe zu meiner Kemmenate stehend. Ich sprang zum Fenster und sah ihn nur noch davon sprinten. Über die Mauer zum Nachbarn quollen dichte, weiße Schwaden zu uns herüber. Ein infernalischer Lärm wie von einem Laubbläser, den ich schon eine geraume Zeit gottergeben wahrgenommen hatte - irgendwer macht ja immer Krach - schien näher zu kommen. Ich musste mir zuerst etwas überwerfen, bevor ich hinunterlaufen konnte. Was war los? Der Kammerjäger kommt! Ich wußte nicht, was genau passieren würde, musste er auch in mein Zimmer oder sollte ich besser Fenster und Türen schließen. Ich sah noch, wie Candida nachschaute, ob Judith in ihrem Zimmer ist, und stürmte nach oben, um das eine offene Fenster und meine Tür zu schließen. Das Fenster klemmte, ich hörte Schreie und der Lärm kam immer näher. Egal, raus hier. Auf der Treppe konnte ich schon kaum noch etwas sehen, ich hielt mir das T-Shirt vor Mund und Nase. Der Fumigador, schon im Haus, blies mir noch einen dichten Schwall Insektizide ins Gesicht, dann war er auch schon wieder weg, zum nächsten Haus. Ich rettete mich hustend nach draußen. Die können doch nicht einfach die Häuser ausräuchern, wenn noch Leute darin sind...

Um Plagen und Epidemien von Dengue-, Zika- und anderen, von Mücken übertragenen Fiebern vorzubeugen, wird Nicaragua in regelmäßigen Abständen ausgeräuchert. Ich bin jetzt garantiert ratten- und mückenlarvenfrei. Ich hoffe, ich überlebe das.