Veröffentlicht: 13.04.2018
Ganz so schlimm war es dann doch nicht. Ich bin ja ein großes Mädchen. Keine Tränen, nur Gänsehaut. Luis hat sich für jede Stunde einen Spruch für mich ausgedacht, der sich reimte und den die Klasse dann skandierte. Dann haben wir alle zusammen zwei, drei Lieder lang getanzt. In der letzten Stunde haben vier der Mädchen in ihren Folklorekleidern einen Tanz nach traditioneller Musik aufgeführt. Der Rest war normaler Unterricht. Einige steckten mir selbst gebastelte Briefchen zu - die meisten konnte ich kaum entziffern. Nicht wegen tränenverschleierter Augen, sondern wegen schlechter Rechtschreibung. Was bedeutet, sie haben es selbst und ganz allein geschrieben. So süß!!
Gestern Abend wurde ich ganz förmlich von Carla, Candidas Tochter, zum Essen eingeladen. Ich durfte mir etwas wünschen (Bitte irgendetwas mit Gemüse!), sie wollte kochen und dann hierher kommen. Zur verabredeten Zeit ist sie nicht erschienen - ok, mit Pünktlichkeit habe ich nicht gerechnet. Selbst Candida glaubte nicht mehr daran, dass sie noch kommt und hat mir zum millionsten Mal Gallo Pinto (Reis mit Bohnen) mit einem kleinen Stückchen kaltem, quietschendem Käse aufgetischt. Später kam dann mein Essen doch noch, ein kleines, in Alufolie gewickeltes Paket, das Carla nur an der Tür abgegeben hat und das jetzt andere essen. Essenseinladung auf Carla's Art, ich hätt's wissen müssen.
Ich schließe jetzt und hier diesen Blog. Um ein Resümee zu ziehen, ist es noch zu früh, ich muss das letzte halbe Jahr erst einmal sacken lassen. Bereut habe ich jedoch keine Sekunde. Es hat mich sehr gefreut und gewundert, dass mich täglich um die 25 Menschen begleitet haben. Vielen, ganz herzlichen Dank dafür! Gewundert habe ich mich auch über mich selbst, dass ich die Schreiberei mit nur ganz wenigen Aussetzern durchgehalten habe.
Adiós, geneigte Leserschaft! Adiós, Nicaragua!