Von Elchen und Kaffee #finnland2017
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vakantio.de/finnland2017

The land of snow and reindeers...

Veröffentlicht: 06.12.2017

Ein absolutes Highlight unseres Auslandssemesters: Lappland! Die Erwartungen waren mindestens genauso hoch wie unsere Vorfreude auf den Trip in den hohen und kalten Norden. Doch konnten uns Lappland wirklich verzaubern?

Fangen wir mit einem dunklen Kapitel an. Die Hinfahrt! Als wir die sechstägige Reise buchten war uns bewusst, dass wir uns auf eine zwölfstündige Busfahrt einlassen. Da aber ca. 170 Studenten angemeldet waren und es insgesamt acht 60-Mann-Busse gab, war die Hoffnung auf ein wenig mehr Platz zum Ausbreiten nicht unangebracht. Die bittere Wahrheit sah anders aus. Die angemeldeten 170 Studenten wurden auf drei Busse aufgeteilt, da die anderen Busse aus Kopenhagen, Riga und anderen Städten anreisten. Zwei Personen auf einer Breite von höchstens 1,1 m inklusive Handgepäck, die wohl unbequemsten Sitze aller Zeiten (wir übertreiben nicht) und eine unangenehme Hitze dämpften unsere Laune ungemein. Als wir dann noch übertrieben viele und um nicht zu sagen unnötige Zwischenstopps einlegten war es mit unserer Laune dahin. Die insgesamt vielleicht 1,5 Stunden Schlaf waren nur noch die Kirsche auf der Sahne.

Gott sei Dank war dieser Höllenritt dann um 8:15 Uhr beendet. Wir erreichten den Ranua Zoo in der Nähe von Rovaniemi (die größte Stadt in Lappland). Dort gab es erstmal ein ordentliches Frühstücksbuffet um uns für das bevorstehende Schneechaos zu wappnen. Das Restaurant war leider komplett überfüllt. Zu wenig Platz für die Anzahl an Bussen, unendlich lange Toilettenschlangen und teilweise ungewürztes Essen. Egal, man war einfach dankbar, dass man nicht mehr im Bus sitzen musste. Marco übernahm sich wiedermal komplett und kämpfte ab der Hälfte seines Tellers. Nun blieben uns noch insgesamt 90 Minuten um die Vielzahl an Tieren anzuschauen. Schneeflocken so dick wie Tischtennisbälle fielen vom Himmel als wir den Rundgang betraten. Bieber, Rentiere, Wildschweine, Büffel und Füchse warteten auf uns in ihren Gehegen. Die absoluten Highlights waren die Eisbären, welche sich um ein Stück Fell stritten und am Ende sogar einen Fisch fingen. Dicht gefolgt waren diese weißen Giganten von Wölfen, Elchen und den Wolverines (Allesfresser). Ein jüngeres Exemplar tollte im Schnee herum, schlug Purzelbäume und sprang über Hindernisse. Der Schnee wurde teilweise immer schlimmer sodass wir uns schon Gedanken machten ein Iglu zubauen und den Sturm abzuwarten. In Deutschland kann man sich solche Massen an Schnee nur schwer vorstellen. Das Ganze in Kombination mit Tieren denen der Schnee nichts auszumachen schien war einfach nur top.

Die Zeit reichte gerade so. Wir hätten auf jeden Fall noch länger dortbleiben können aber der straffe Zeitplan ließ es nicht zu. Der nächste Stopp stieß uns gleich wieder sauer auf. Wir legten einen eineinhalbstündigen Halt bei einem Einkaufscenter ein, damit jeder ein paar Besorgungen machen konnte. Viel zu viel Zeit, welche man besser im Zoo verbracht hätte. Wir waren einkaufen, verspielten unser Geld am Automaten (Wozu bekommt man bitte Free-Spins, wenn man dann nichts gewinnt?), schauten Nicolo beim essen zu und hatten danach immer noch 50 Minuten übrig…

Als wir die Zeit endlich ausgesessen hatten ging es weiter Richtung Santas Village. Was viele nicht wissen, der echte Weihnachtsmann kommt aus Finnland. Er lebt dort mit seinen Rentieren und Elfen in einem kleinen, verschneiten Dorf nahe Rovaniemi. Leider wurde aus dieser sagenumwobenen Person ein Ort für Touristen gemacht. Unzählig viele Lichter, mindestens genauso viele Shops und überteuerte Restaurants. Unser Bus bekam die Chance geschlossen ein Bild mit dem echten Santa Claus zu machen. Leider kostete der Abzug im Anschluss 260 €, was der studentischen Reiseverbindung dann doch zu teuer war. Hätte man alleine oder in einer kleineren Gruppe ein Bild mit nach Hause nehmen wollen, hätte man 40 € einplanen müssen. So viel war uns der Spaß aber nicht wert. Wir verbrachten unsere Zeit durch das Dorf zu wandern und die vielen Lichter zu bestaunen. Zugegeben, im Dunkeln herrscht schon eine viel angenehmere Atmosphäre (wie den Bildern zu entnehmen ist).

Endlich kam der Tag zu einem Ende und wir fuhren Richtung Levi Skigebiet, unserem Wohnort für die nächsten Tage. Auf dem Weg kamen wir an einigen Anzeigetafeln vorbei, welche -17 Grad in den dunklen Nachthimmel strahlten. Wir konnten uns also auf bittere Kälte gefasst machen. Zum Glück wurde unser Abend aber durch eine Art „Jackpot“ versüßt. Wir hatten keine hohen Erwartungen an unsere Unterkunft. Als uns aber der Guide zu unserer eigenen Blockhütte führte konnten wir es kaum fassen. Eine eigene Sauna, eine riesige Couch, ein unglaublich großer Kamin und eine vollausgestattete Küche (ja, sogar mit Spülmaschine) schütteten in uns sämtliche Glücksgefühle aus, die an einigen Stellen des Tages auf der Strecke geblieben sind. Unser italienischer Chefkoch Nicolo verwöhnte uns noch mit Spaghetti Carbonara bevor wir einen der tiefsten Schläfe unseres Lebens haben durften.

Next Day. Der, von uns im Nachhinein, auserkorene Höhepunkt des kompletten Trips: Die Husky-Safari. Unser Guide warnte uns schon vor, dass die Hunde sehr angespannt sind sobald sie merken, dass sie „arbeiten“ dürfen. Aber was uns da erwartete wurde wahrscheinlich von jedem Teilnehmer unterschätzt.
Kleiner Fakt am Rande: Diese Kurzstrecken-Huskys rennen am Tag 30 km und vertilgen 1 – 1,5kg Fleisch. Langstrecken-Huskys können sogar bis zu 90 km am Tag zurücklegen.
Der Tagessieger trug den Namen Nicolo. Er brachte es fertig zwei Meter nachdem er den Bus verlassen hatte auszurutschen und, ohne Witz, horizontal in der Luft zu liegen bevor er auf seinen Ellenbogen und den Rücken knallte. Als ob das nicht genug gewesen wäre, bestand sein Proviant aus zwei Bananen. Diese waren nach diesem Missgeschick natürlich aufgeplatzt und im ganzen Rucksack verteilt. Wir kommen später darauf zurück.

Kurzerhand entschlossen wir uns der ersten Gruppe anzuschließen, in welcher die Hunde vor Anspannung und Aufregung sprühten. Zweierschlitten mit je fünf Huskys. Insgesamt waren es ca. 80 Hunde (Grüße gehen raus an den Metzger der die Mengen an Fleisch aufbringen muss um diese Meute zu sättigen). Wir begaben uns zu unserem Schlitten. Der Respekt vor den teilweise schon aggressiv wirkenden Hunden war enorm. Trotz Bremse und Kette am Baum konnte man die Huskys kaum halten.
Es war ein unvergessliches Erlebnis. Dynamik pur. Während unseres Ritts ist bis auf eine etwas unangenehm nahe Begegnung der Huskys vom nächsten Schlitten und Flos Waden nichts Schlimmeres vorgefallen. …Das konnte man von Nicolo und Darius nicht unbedingt behaupten. Als unser Tagessieger lenken durfte, bauten die beiden einen ordentlichen Crash. Darius landete im Schnee, war aber fix wieder im Schlitten. Nicolo musste sich sputen und rannte den Hunden samt Schlitten einige Meter hinterher. Glücklicherweise erreichte er das Gespann und konnte wieder aufspringen.

Nach unserer 8 km langen Runde kamen wir durchgefroren aber voller Adrenalin zurück. Im Lager konnten wir uns aufwärmen und einen Snack zu uns nehmen. Zum Zeitvertreib konnte man sich zwei Husky-Babys und den „faulsten Schlittenhund der Welt“ anschauen während die zweite Gruppe ihre Runde drehte. Als diese auch wieder ins Ziel kamen beruhigten sich die Hunde schlagartig. Nun konnten sie angefasst und unzählig viele Bilder geschossen werden. Marcos Hundeentzug konnte somit ein wenig gelindert werden. Grüße gehen raus an Ody und Fynn. Ein Spektakel was nur schwer zu toppen ist.

Um uns mittags nichts großartig kochen zu müssen, entschieden wir uns für ein empfohlenes All-you-can-eat Restaurant. Für 14 € gab es bestes Fleisch, Bratkartoffeln, eine riesige Salatauswahl und als Highlight Rentier-Gemüse-Eintopf. Florian schaffte es gefühlt den Nachtisch für das komplette Lokal zu verspeisen. Um das Wohlfühlerlebnis komplett zu machen wurde unsere EIGENE Sauna angeschmissen. Etwas zu heiß eingestellt aber konnte man sich dafür direkt vor der Tür im Schnee abkühlen. Abends ging es noch auf die Jagd nach den Nordlichtern, leider ohne Erfolg. Zu viele Wolken und auch Nebel erschwerten die Sicht zu sehr. Von kurzen Abstechern in hüfthohen Schnee mal abgesehen verlief die Wanderung recht entspannt.

Mit dem Wissen, dass am morgigen Tag die große Arctic Ocean Tour nach Norwegen auf uns wartete wurde der Abend früh beendet. Man wollte schließlich fit sein. Diese Tour sollte uns nämlich nicht nur das Blut in den Adern gefrieren lassen…

To be continued.

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