Veröffentlicht: 23.07.2020
Da man von Pellworm nur montags und donnerstags weiter nach Amrum kommt, geht es nach nur einer Nacht direkt am Morgen weiter zur nächsten Insel.
Und obwohl ich mir einen genialen Zeitplan überlegt hatte, bekomme ich es natürlich wieder irgendwie hin, trotzdem spät dran zu sein und einen wahren Sprint mit voll beladenem Rad auf den 11km vom Campingplatz zum Hafen hinzulegen. War wohl nix mit dem 'Bloß kein Stress auf der Insel' Paradigma :D
Zusätzlich hab ich noch ziemliches Glück, denn das Schiff kommt ein paar Minuten zu spät, sodass ich mich noch kurz organisieren und durchatmen kann. Als das Schiff anlegt, muss ich leider feststellen, dass man um aufs Deck zu kommen ein paar Treppen nehmen muss.. Also fange ich leicht panisch an meine Taschen abzunehmen, denn fast alle anderen Passagiere sind schon an Board. Dann kommt ein Crew-Mitglied und meint, er nehme mal das Fahrrad und trägt es einfach voll bepackt, also wrsl um die 40kg schwer, aufs Schiff :O Gut, so geht's also auch :D
Der Fahrrad-Abstellplatz ist schon voll, also darf mein Rad mit Taschen dran einfach vorne im Schiff stehen - sehr praktisch ;)
Schließlich kommt auch die Durchsage, dass man für die 'richtig steife Brise' aufs Vorderschiff nach draußen darf, was ich mir natürlich nicht entgehen lasse (allein um die blöde Maske loszuwerden..).
Und es ist wirklich windig am Bug, aber wunderschön und ich fühle mich direkt wie eine richtige Insel-Hopperin :D
Zwischenzeitlich war ich zugegebenermaßen schon leicht gestresst von dem ungewohnt hohen Planungs- und Organisationsaufwand um von Insel zu Insel zu kommen und dort übernachten zu können, aber in dem Moment denke ich mir, dass es das mehr als wert ist!
Und ja, zu einer bestimmten Zeit am Hafen sein zu müssen, ist verhältnismäßig aktuell schon reiner Stress für mich - nur um zu verdeutlichen in welchem Entspannungs-Grad ich mich beim Reisen sonst meistens so befinde ;)
Auf Amrum angekommen frage ich bei der Freundin der Freundin einer Freundin, bei der ich liebenswerterweise im Garten zelten darf, nach wann ich vorbeikommen soll. Zufällig passt es zeitlich genau, dass ich nach einem kleinen Einkauf direkt zu ihr nach Süddorf radel. Sie zeigt mir den Garten und perfekterweise gibt es im Haus leerstehenden Parterre-Wohnungen, wo ich also sogar das Bad nutzen kann. Welch Glück - schon wieder! :)
Meine Gastgeberin muss dann gleich wieder weg zur Arbeit, aber ich kann meine ganzen Sachen im Gartenschuppen lassen und mich befreit vom Gepäck auf Erkundungstour machen.
(Das Zelt baue ich noch nicht auf, da es auf der Insel wohl nicht wirklich gern gesehen wird, wenn Leute im Garten zelten.. Umso wundervoller, dass eine Person, die mich überhaupt nicht kennt, trotzdem bei sich übernachten lässt!)
Ich radel also Richtung Norden der Insel, wähle mit jetzt super leichtem Rad im Waldstreifen der Insel die kleinsten Trails, die ich so finden kann, atme in vollen Zügen den Pinienduft ein und begegne dort - obwohl die Insel eigentlich super voll ist - für ne ganze Weile keiner Menschenseele. Die ganze Atmosphäre, die Landschaft und das Wetter machen, dass ich nicht anders kann als mich sofort in die kleine Insel zu verlieben!
Am nördlichsten mit dem Fahrrad erreichbaren Punkt parke ich und gehe zu Fuß weiter. Man kann auf einer Rundtour am Strand einmal komplett bis zur Nordspitze laufen - erinnert mich an Schiermonnigook, nur dass die Entfernung hier in ner guten Stunde machbar ist, während ich auf der niederländischen Insel selbst nach mehreren Stunden gehen noch weit entfernt vom nördlichen Ende war ;)
Als ich zum Startpunkt der Tour die Düne hochstapfe und zum ersten Mal wieder auf Sandstrand und Wellen Blicke, wird mir bewusst, wie sehr ich das tatsächlich vermisst hatte - obwohl ich die letzte Insel ja erst vor wenigen Wochen verlassen hatte..
Die Runde ist super schön, an der Westseite entlang super windig, sodass ich sogar meine Jacke anziehe, um nicht zu frieren. Aber auf der Ostseite wird es damit dann doch schnell wieder zu warm. Auf dem gesamten Weg kann man rüber nach Sylt und/oder Föhr schauen. Zu letzterer Insel kann man bei Ebbe mit einer geführten Tour sogar hinüber laufen - waren aber alle ausgebucht und ich bin in den letzten Tagen ja schon gut im Watt unterwegs gewesen ;)
Nach der kleinen Wanderung radel ich an der Watt- bzw Ostseite wieder Richtung Süden, mache noch ein kleines Picknick und versuche eher weniger erfolgreich einen freien Zeltplatz für meinen nächsten geplanten Stopp auf Sylt zu finden - dabei gibt es dort sogar einige Campingplätze...
Dann cruise ich noch ein bisschen durch das Dorf Nebel, bewundere hübsche Reetdach-Häuser und mache mich dann nochmal auf den Weg Richtung Dünen und Sandstrand auf der anderen Inselseite. Unterwegs komme ich noch an einer über Holzstege komfortabel erklimmbaren Aussichtsdüne vorbei und verliebe mich beim Blick von oben nochmal mehr in Amrum.
Am Strand telefoniere ich noch und will eigentlich bis zum Sonnenuntergang warten, aber es wird selbst im Windschatten eines Strandkorbs doch erstaunlich kalt. Außerdem muss ich auch noch mein Zelt aufbauen und bin müde, sodass ich mich schon im warmen Abendlicht auf den Rückweg mache, das Zelt aufbaue und ins Bett falle.