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Von Milchfett und nassen Füßen

Veröffentlicht: 05.02.2021

Fast drei Wochen sind ins Land gegangen und es ist Zeit für ein kleines Update. Mittlerweile wurden Bananen durch einige etwas zuverlässigeren Nahrungsquellen ersetzt. Dabei seien insbesondere erwähnt Nudeln, Nudeln mit Tomatensauce, Nudeln mit Pesto, gekochte Nudeln, gekochte Nudeln mit Tomatensauce, gekochte Nudeln mit Pesto. Das Wunderlebensmittel schlechthin. Die anfänglich fragwürdige Entscheidung kiloweise hochwertige Vollkornspaghetti im Auto mitzunehmen, hat sich letztendlich doch ausgezahlt. Und auch wenn die regulären Preise der Lebensmittel alles andere als verbraucherfreundlich sind (selbst für Einheimische), so ist doch Verlass auf die 80ct Nudelsauce. Geschmacklich nicht der Brüller ist sie doch eine gute Möglichkeit die Nudeln anzufeuchten. Käse ist schwieriger. Relativ billiger Der Budget-Toppingkäse für Pizza besteht bspw. hauptsächlich aus Kokosfett und Milchprotein. Wie mir mein Mitbewohner berichtet, würde das wohl gemacht werden, weil das wertvolle Milchfett in anderen Produkten verwendet wird. So kann man die Kosten für den „Reibekäse“ senken. Tatsächlich stehen deshalb in den Läden, neben normaler Milch, eine ebenso voluminöse Auswahl an fettreduzierten Varianten. Im Vergleich zu diesen kann man in der gewöhnlichen deutschen 1,5% Variante quasi die Fettaugen sehen. Gäbe es Milch mit negativem Fettanteil – hier würde man sie finden. So ist allerdings der niedrigste Fettanteil, den ich gefunden habe, leider nur 0% (schmeckt wie süßes Wasser mit einem Hauch von Protein im Abgang…).

0%-Milch gefällig?
40€-Fleisch im Discounter. Mahlzeit
Rentier und Elch gibt`s allenthalben
Wal ebenso
Das perfekte Gericht um in der Covid-Zeit sich entsprechend zu ernähren...
Ofenkartoffeln bereits in Alufolie gewickelt

Da, Budget hin oder her, auf ein Pastagericht kein Pflanzenfett gehört (außer Olivenöl vielleicht), muss man wohl knapp den doppelten Preis des Käses in Kauf nehmen. Also ja – Nudeln sind ein schönes Budgetgericht aber es gibt tatsächlich viele Wege bei den Lebensmitteln zu sparen ohne, dass die Qualität darunter leidet. Brot, Reis, Hülsenfrüchte bringen Abwechslung. Auch Brot in Eigenregie zu backen war ein Versuch und es hat erstaunlich gut geklappt. Die Mehlmischung habe ich kostengünstig von einem ausgezogenen Mitbewohner geklaut… Preislich unschlagbar. Da diese Art der Brotbeschaffung jedoch nicht nachhaltig ist und der Backprozess mir einen halben Samstag abverlangt hat, werde ich wohl doch wieder auf Fertigbrot umsteigen (sorry an meine Brotbackenden Freunde in der Heimat). Zumal ich kürzlich 700 Gramm Brote für unschlagbare 80ct (statt der üblichen 2,50€ – 3,50€) entdeckt habe.

Selbstgebackenes Brot

Die Küche im Gemeinschaftsraum, auch wenn nur 4 Platten für bis zu 7 Personen, ist tatsächlich nie voll belegt, so dass man immer Platz zum Kochen hat. Ich bin mittlerweile gut mit meinen Mitnorwegern vertraut und ich bin sicher die Zeit hier wird leicht von der Hand gehen. Lediglich das Putzen ist so eine Sache, was man sich in einem reinen Männer-Haushalt mit sieben Personen auch im Voraus hätte denken können. Aber hey – mit gutem Beispiel vorrangehen, ist die Devise.

Das mittlerweile eingetroffene Bett konnte merklich zur Verbesserung des Lebensstandards beitragen, so dass immer genügend Energie für die (zugegebenermaßen) raren Events bleibt. Mittlerweile hat sich der Pulk an 500 Trondheimer Austauschstudenten in mehrere Facebook- und WhatsApp Gruppen zerschlagen und je nach Gruppe gibt es für verschiedenste Aktivitäten interessierte Leute. Populär sind Wanderungen, Skilanglauf und Eislaufen – offensichtlich. Und die Winterlandschaft hat definitiv etwas zu bieten. Wer den Winter mag, der wird hier fündig und in der Vielzahl an Winterlandschaften eine absolute Freude erleben. Zusammen mit der tiefstehenden Sonne, der bergigen Umgebung und den Fjord ergibt sich einfach immer etwas für das Auge.

Uni Hauptgebäude auf dem Campus Gløshaugen
Lebensgefährlicher Weg zum Fitnessstudio
Stromleitungen im Nebel
Abgelegener Aussichtspunkt in der Estenstadmarka
Zugefrorener See

Da macht es dann auch nichts, wenn man an einem sonnigen Sonntag wegen der ewiglangen Parkplatzsuche seine Skigruppenverabredung verpasst, zu spät bei der Skiausleihe ankommt, deswegen keine Skier mehr bekommt und auf eine Wanderung ausweichen muss. Wenn schlechte Vorbereitung auf Pech trifft 🤷‍♂️. Man hätte auch einfach den Bus mit den Anderen nehmen können aber man hat ja das Auto da… Was für ein Dilemma. Im Endeffekt habe ich durch meine Fahrt und die Parkkosten genau so viel bezahlt, wie als hätte ich ein Hin- Zurückbusticket gekauft. Ebenfalls hätte man auch eher losfahren können, da es ja aber absolut nicht abzusehen war, dass an einem schönen Wochenendtag die Einheimischen ihrem Nationalsport Skilanglauf nachgehen wollen (*räusper), bin ich auf den letzten Drücker los. Naja – in guten knöchelhohen Lederschuhen also eine Fußbesichtigungstour der „Bymarka“ angegangen. Der Aufstieg auf den „Gråkallen“ gestaltete sich dementsprechend. Da denkt man sich noch „Ja dieser Pfad sieht gut aus, schließlich sind sehr viele Skispuren hier…“ und schon steckt man knietief in ebendieser Skispur in der Schneedecke. In Kombination mit knöchelhohen guten Stadtstiefeln und einer nicht-abschließenden Hose ein unschlagbares Gefühl. Vor allem wenn der Schnee in den Schuhen Schritt für Schritt den Aggregatzustand „flüssig“ erreicht. Dennoch – die Aussicht auf dem Gråkallen war es dann doch wert:

Gråkallen Aussicht
Trondheim und Fjord


Sieht stabil zum Laufen aus? Ha - falsch gedacht!

Und natürlich wäre Norwegen im Winter nur halbkomplett, wenn man nicht seiner Familie und Freunden die „Ach-so-magischen Nordlichtbilder“ präsentieren könnte. Klingt etwas ironisch, soll es auch. Denn tatsächlich beschränkt sich das Erleben dieses Naturphänomens bei Vielen auf das Finden der richtigen Kameraeinstellungen… Mich wahrscheinlich eingeschlossen. Dies liegt aber daran, dass die Aurora Borealis mitunter nur als blasser Streifen am Himmel zu sehen ist, wo man auch nur eine etwas hellere Wolke vermuten könnte. Da hilft nur eine Kamera, um das Licht stärker einzufangen. Trotz alledem ist es doch etwas Anderes, wenn man dann doch mal in die Gelegenheit kommt, eine etwas intensiveres Licht zu sehen. Vor allem wenn sich dieses Licht pulsartig bewegt und Kurven und Schleifen bildet. Es war in unserem Fall immer noch ziemlich schwach aber das Beobachten der Bewegung ist schon etwas besonders.

Gegenüberliegende Fjordseite
Trondheim bei Nacht
Ein Mitstudent vor der beleuchteten Stadt

Der Punkt ist jedenfalls, dass man mit den Nordlichtern definitiv eine absolut magische Erfahrung machen kann – diese aber selten sind. Wer wirklich ein Spektakel sehen will der muss eine Menge Geduld und angemessene Kleidung mitbringen. Und selbst dann frieren die Füße. Wenn man jedoch den Nordlichtbericht verfolgt kann man ungefähr abschätzen, wann es sich nachts lohnt rauszugehen. Ich erwarte ich gespannt den März, da sie dort ein Intensitätsmaximum erreichen.

Viele Grüße an alle Leser und Leserinnen und bis bald.🙋‍♂️

Antworten (1)

Jutta
Viele Fragen aus meinem Brief sind jetzt beantwortet.Bin stolz auf dich!

Norwegen
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