easy peasy kiwi squeezy
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Rauf, rauf, rauf, immer schön die Treppe rauf!

Veröffentlicht: 23.04.2017

Die letzten Tage zeigten uns mal wieder, wie anstrengend Reisen doch sein kann. Das ständige Planen, Fahren, Laufen, Fotos knipsen, Eindrücke sammeln und dann wieder Weiterreisen ist unheimlich kräftezehrend. Schön ist es immer zu sehen, dass wir damit nicht alleine sind. Erst neulich haben wir ein sehr sympathisches Pärchen aus Berlin kennengelernt, die eigentlich geplant hatten, eine Weltreise zu machen. Jetzt soll's aber doch eher nach Hause gehen - das Heimweh war einfach zu groß. Das kann ich sehr gut verstehen. Tatsächlich ertappen wir uns immer öfter dabei, wie wir uns nach unseren eigenen Betten sehen, oder den entspannten Frühstücksrunden am Samstagmorgen und wie wir imaginäre Einkaufs-/Speiselisten schreiben. Unsere Reise kommt mir zunehmend wie ein Kreis vor - je näher unsere Heimkehr rückt, desto öfter denke ich auch an die Zeit unserer Abreise aus Deutschland zurück. Irgendwann ist es eben wieder Zeit nach Hause zu kehren und man hat das Reisen satt (aber nicht im negativen Sinne... besser wäre es wohl zu sagen, man ist "gesättigt" vom Reisen). Obwohl wir schon wieder fleißig am Pläneschmieden für neue Reisen sind... aber die heben wir uns für später auf.

Doch wo waren wir stehen geblieben. Richtig, Duntroon. Über den Ort gibt es eigentlich nur so viel zu sagen: es gibt einen günstigen, gut ausgestatteten Campingplatz und er liegt in der Nähe der neuseeländischen Stadt Oamaru. Da Oamaru als "Steampunk-Hauptstadt der Welt" schon von Anfang an auf unserer Reiseliste stand, hatten wir also Grund genug in Duntroon zu kampieren. Für alle, die sich jetzt fragen, was "Steampunk" überhaupt ist, hier eine kurze Erklärung: Steampunk (Steam = Dampf) ist sozusagen ein Subgenre des "Science Fiction". Aber nicht wie wir es kennen mit Aliens und Zeitreisen uns so, sondern aus Sicht der viktorianischen Zeit. Also die Vorstellung von Zukunfts-Technologien aus der Perspektive der Menschen im 19. Jahrhundert. Man denke dabei zum Beispiel an Jules Vernes Romane.

Hier mal ein Beispiel:


Was als literarische Strömung im 19. Jahrhundert begann, entwickelte sich bald zu einer Kunst- und Kunstrichtung, die bis heute bei vielen beliebt ist.


Die Leute hier l(i)eben den Steampunk und alles rund um die viktorianische Zeit wirklich sehr. So laufen einige der "Einheimischen" mit viktorianischer Kleidung auf der Straße rum und mehrmals im Jahr gibt es ein "Steampunk-Festival". Eine Ansammlung gut erhaltener viktorianischer Häuser bildet das Steampunk-Viertel. Hier wimmelt es nur so von Werkstätten und Ateliers, Second-Hand-Buchläden und Restaurants mit allesamt mehr oder weniger viktorianischem Flair. Mein persönliches Highlight war der Besuch in einer Scheiderei, die viktorianische Kleidung zum Verleih (zum Beispiel für Hochzeiten oder Festivals) herstellte. Als eine der Schneiderinnen (die ein hochgeschlossenes viktorianisches Kleid trug), mit der wir uns kurz unterhielten, mein Faible für das Nähen mitbekam, nahm sie uns kurzerhand mit in das Atelier, zeigte uns einige Schnittmuster und erzählte uns viel über den Entstehungsprozess der Kleidung. Sehr enttäuscht waren wir allerdings vom großangekündigten Steampunk-Museum, dass eher an eine Mischung aus Gruselkabinett und Müllhalde erinnerte und sein Geld auf keinen Fall wert war!

Da sich das Wetter in der nächsten Woche bessern sollte, konnten wir also endlich unseren Plan, "Mount Cook" (oder "Aoraki", wie er in der Sprache der Maori heißt) einen Besuch abzustatten, in die Tat umsetzen. Zwar reichten unsere kläglichen Outdoor-Skills nicht aus, um den 3724 Meter hohen Riesen selbst zu bezwingen, aber wir fassten den ehrgeizigen Entschluss, ihm wenigstens in Sachen Höhe etwas näher zu kommen. Doch um zu dem Berg selbst zu gelangen, führt praktisch kein Weg am "Lake Pukaki" vorbei. Die beiden bilden in Sachen neuseeländische Naturschönheit sozusagen ein "Dream-Team" und sind ein beliebtes Postkarten-Motiv. Auch wir knipsten uns die Finger wund.

Nach einem langen Zwischenstopp ging es weiter zu einem Campingplatz am Fuße des Mount Cook und seiner Kollegen. Ein guter tiefer Schlaf vor der anstrengenden Wanderung am nächsten Tag wurde zum einen von der Eiseskälte, zum anderen von einem Kea (eine in Neuseeland ansässige alpine Papageienart) verhindert, der es irgendwie auf unser Auto abgesehen hatte. Wir, ehrgeizig (und unerfahren) wie wir sind, hatten uns natürlich gegen den gemütlichen Wanderweg im Tal und für den langen beschwerlichen Aufstieg zur "Mueller Hut", eine Hütte auf der Spitze eines Berges (fragt mich nicht welchen Berges... er war groß), in der man übernachten kann um dann am nächsten Tag weitere abenteuerliche Expeditionen in eisige Gebiete unternehmen kann, entschieden. 3,5 Stunden waren vom "Department of Conservation" für die Strecke vom Campingplatz bis zur Hütte eingeplant... gemessen am Fitness-Standars eines Uruk-hai, wie uns später bewusst wurde. Was wir ganz vergessen hatten, um auf einen Berg zu gelangen, muss man ja... hoch! Das bedeutete für uns zunächst: Treppen. 2000 steile, unebenmäßige Treppenstufen... in der prallen Sonne. Und natürlich waren wir in Erwartung von Schnee und Eis viel zu warm angezogen. So kam es, dass wir (ich) ungefähr alle 100 Meter pausierten und gelegentlich auch eine Klamottenschicht ablegen mussten, die wir uns dann irgendwie auf die unpraktischste Weise umbinden mussten.

Während ich so vor mich hinkraxelte (und innerlich jeden Zentimeter dieser blöden Treppe verfluchte) fragte ich mich, warum so viele Menschen diesen beschwerlichen Weg auf sich nehmen (denn ich war nicht die Einzige, der sichtlich die Schweißperlen über das Gesicht rannen). Natürlich fragte ich mich das selbst auch bei jeder Stufe (WAAAARUUUUM??? schrie die Stimme in meinem Kopf). Wegen der tollen Aussicht? Für's Foto? Aus purer Neugier? So nach dem Motto: Was kommt nach dieser Bergkuppe? (Meist noch eine, wie wir jetzt wissen). Oder: Wie sieht die Welt von da oben aus? Oder vielleicht einfach um sich etwas zu beweisen. Bei mir war es wohl eine Mischung aus allem. Aber ich muss schon sagen, dass die Aussicht auf die umliegenden Berge, Gletscher, Seen und Täler einfach atemberaubend schön war. Und es gibt kein berauschenderes Gefühl, als wenn man es dann endlich geschafft hat...wenn...

Aber zunächst waren da ja die Treppen. Irgendwann schafften wir es auch über die letzte Treppenstufe und hatten somit nach ungefähr drei Stunden die Hälfte des Tracks hinter uns gebracht (Moment mal... war das nicht die Zeit, die für die gesamte Route eingeplant war?). Hier legten wir erstmal eine kleine Zeichen-/Verschnaufpause ein (die aufgrund der knallenden Sonne tatsächlich sehr kurz ausfiel) und konnten nun endlich die Aussicht genießen, ohne uns dabei auf den Weg konzentrieren zu müssen.

Dann ging's weiter. An der Richtung hatte sich nichts geändert, aber an den Bedingungen. Eine Treppe gab es hier nicht, dafür jede Menge Geröll und einen ungesicherten steilen Abhang, den man halb steigend, halb kletternd, irgendwie erklimmen musste. Aber wir haben es geschafft (obwohl ich bis heute keinen blassen Schimmer habe, wie)! Zwar sind wir nicht ganz bis zur Hütte gekommen, aber die Spitze des Berges haben wir erreicht (wir haben schließlich Beweisfotos... sonst könnten wir es selbst wohl nicht so recht glauben). Tatsächlich war es eine sehr interessante Erfahrung, die Welt von da oben aus zu beobachten und so nah an hohen Bergen dran zu sein. So haben wir zum Beispiel auf einem benachbarten Berg einige Lawinen gehört/gesehen. Der Abstieg ging dann bedeutend schneller und wir waren mächtig froh (und auch ein bisschen stolz), als wir mit beiden Füßen wieder auf flachem Boden standen. Am Ende des Tages hatten unsere Beine auf jeden Fall die Konsistenz von Wackelpudding.

In den nächsten Tagen wollten wir es ruhiger angehen lassen und so statteten wir dem Ferienort Wanaka (am Lake Wanaka gelegen) und der "Adventure Capital Of The World" Queenstown (mit der berühmten Gebirgskette "The Remarkables" im Rücken) einen Besuch ab. Von beiden Städten waren wir zum einen wegen ihrer tollen Lage, aber zum anderen auch wegen der vielen kreativen Läden und Restaurants sowie der spührbaren Jugendlichkeit/Lebendigkeit gleichermaßen angetan - und das kommt bei neuseeländischen Städten nicht oft vor.

Auf unserem Weg nach Queenstown stoppten wir aber noch beim "Shotover River" und dem dazugehörigen "Skippers Canyon", ein weiterer ikonischer Drehort für "Der Herr der Ringe". Hier nämlich schlägt Arwen die Nazgûl in die Flucht, indem sie eine Flut heraufbeschwört. Auch wenn wir nicht zu der genauen Stelle kamen, an der die Szene aufgenommen wurde, der Fluss und Canyon waren allemal einen Besuch wert.

So... Mir fällt irgendwie kein abrundender Schlusssatz ein. Und schließlich ist es auch schon 22:21 Uhr und da unsere derzeitige "Insbettgehzeit" um 8 Uhr ist, ist es wohl endgültig an der Zeit für mich den Stecker zu ziehen... 

Gute Nacht.

Richi&Maggi, Donnerstag 27. April 2017, Manapouri 22:24 Uhr

P.S.: Aus irgendeinem Grund kann ich die letzten beiden Bilder nicht löschen, die sollen da eigentlich gar nicht hin. Also wundert euch nicht :)

Antworten (1)

Daniel
Ein toller Bericht! Weiterhin viel Spaß und tolle Erlebnisse...

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