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Red Max - Gravel Road

Veröffentlicht: 14.04.2017

Wenn ich unsere derzeitige Durchschnitts-Situation mal so zusammenfasse: es regnet, ist kalt, nass, wir haben schlecht geschlafen und Strom und WLAN sind ein seltener Luxus - und trotzdem sind wir irgendwie glücklich. Auf die Gefahr hin kitschig zu klingen, aber es ist tatsächlich erstaunlich, wie wenig man zum Reisen, Leben und Glücklichsein braucht. All unsere Habseligkeiten befinden sich auf der Rückbank unseres kleinen roten Autos und ich bin mir sicher, dass es auch noch komprimierter geht. Zwar fällt uns manchmal tatsächlich (im fast wahrsten Sinne des Wortes) die Decke auf den Kopf (oder wir bleiben mit unseren Haaren in der hinterlistig-spitzen Sternenlichterkette hängen - beides ist sehr schmerzhaft) und das ein ums andere Mal haben wir uns sagen hören, dass wir sogar die Hostelbetten (aber nur die Betten!) vermissen. Trotzdem würde ich diese Erfahrung um nichts in der Welt missen wollen. Vor allem die Freiheit und Unabhängigkeit ist jede Sekunde der Schlaflosigkeit wert. Bei Sonnenaufgang aufwachen, ein neues Ziel auf der Karte heraussuchen und dann einfach drauf losfahren. Vielleicht mag es an der ständigen Übermüdung liegen, aber wir fühlen uns aufgekratzt, energiegeladen und die Abenteuerlust rauscht in unseren Adern...

Tatsächlich ist die Camping-Erfahrung so ziemlich anders als alle Reise-Erfahrungen die wir bisher gemacht haben. Das fängt schon auf den Campingplätzen an. Hier geht es bedeutend anonymer zu als in den Hostels und die Traveler, die diese Art zu reisen gewählt haben, schätzen merklich ihre Privatsphäre (was uns ehrlich gesagt ganz recht ist). Trotzdem grüßt man sich - wie unter Reisenden üblich - freundlich und hält ab und zu auch mal ein Schwätzchen. 

Außerdem ist unser gesamter Erfindungsreichtum gefragt, wenn es am Abend darum geht das Bett herzurichten. Da die Rückbank-Kofferaum-Kombination als Schlaffläche nicht mal lang genug ist, um die Beine auszustrecken, müssen wir sämtlichen Krams (sprich: Rucksäcke, Decken...) zusammensuchen, um unser Bett nach vorne hin zu verlängern und somit eine halbwegs ebenmäßige Schlaffläche zu schaffen. Zudem hat sich unser Tagesablauf komplett geändert, denn wir stehen früh auf und gehen früh schlafen. Da es bereits um 7/8 Uhr dunkel wird, muss früh gekocht werden und das Bett herzurichten nimmt natürlich auch einige Zeit in Anspruch. Den Fehler das alles bei künstlichem Licht zu machen, haben wir nur einmal gemacht. In Sekundenschnelle hatten wir das Auto voll mit Insekten, an denen wir dann erstmal einen mittelschweren Völkermord begingen. Statt der abendlichen Serien-Session liest mir Richi jetzt immer ein Kapitel aus "Der Herr der Ringe" vor - beim gemütlichen Schein unserer Lichterkette. Schön, oder?

In den letzten Tagen sind wir vor allem eines - Gewandert! Das gute Wetter ausnutzend, stürzten wir uns auf sämtliche Wanderstrecken, die uns vor die Nase kamen. Was wir nun mit bösem Muskelkater bezahlen. Vor allem der "Mount-Cook-Muskelkater", ein kleines kostenloses Souvenir, das wir vom höchsten Berg Neuseelands mitgenommen haben, meldet sich jedes Mal zu Wort, wenn wir Treppensteigen. Doch dazu später mehr. Da in den letzten zwei Wochen schon wieder so viel passiert ist, hänge ich mit der Reiseberichterstattung wieder mal ganz schön hinterher. Ich will mich daher kurz fassen und lieber die Unmenge an (Stein-)Bildern, die wir gemacht haben, sprechen lassen. 

Von Christchurch aus ging es erstmal zum hundert Kilometer nordwestlich gelegenen Athur's Pass Nationalpark, der durch seine atemberaubende Berg- und Seenlandschaft beeindruckt. Namensgebend für den Nationalpark ist die Verbindungsstraße zwischen dem Distrikt Canterbury und der Westcoast, die die südlichen Alpen überquert. Überall verlocken verschiedene Naturwunder zum Anhalten, Aussteigen und Drauflosentdecken. Wir waren vor allem wegen des Castle Hills hier hergekommen, auf dem eine große Anzahl verschieden geformter Kalkgesteinsbrocken anzutreffen sind, die eher an ein abstraktes Kunstwerk eines Künstlers oder ein heruntergekommenes Schloss, als einen Zufall der Natur erinnern. Auf den mittelgroßen bis großen Brocken kann man dann nach Lust und Laune rumklettern. Profis bringen hier schon mal ihr gesamtes Kletterequipment (sprich Matten, Seile...) mit. Was aber nicht heißt, dass weniger erfahrene Kletterer nicht auch ihren Spaß hätten. Perfekt für Kindergeburtstage, wie wir feststellten - oder uns! Uns gefiel es hier so gut, dass wir gleich am nächsten Tag nochmal wiederkamen. Unsere Nacht verbrachten wir auf einem kostenlosen Campingplatz mitten im Nationalpark, mit einem See direkt vor der Nase und der Bergkette im Rücken. Ein Träumchen.

Außerdem statteten wir dem Cave Stream einen Besuch ab, einem Bach der durch eine Höhle führt. Da man zur Erkundung der jedoch einige Erfahrung sowie die richtige Ausrüstung mitbringen musste, beließen wir es dabei, uns die Höhle von außen anzuschauen und uns an der schönen Landschaft zu erfreuen. Wir übernachteten auf einem billigen Campingplatz, der neben Duschen und einer Waschmaschine sogar eine Küche zu bieten hatte, in Springfield. Nicht zu verwechseln mit dem Springfield der Simpsons, obwohl es hier doch etwas gab, was mit einem Augenzwinkern auf die Serie anspielte (siehe Bilder).

Weiter ging es nach Edoras. Na ja, also eigentlich Mount Sunday, aber in unseren Köpfen eben immer nur "Edoras". Hier wurde nämlich für "Der Herr der Ringe" das Set für die Hauptstadt Rohans, das Land des Reitervolkes, errichtet. Im Film sah das dann so aus:

Edoras



Aber zu dem Irgendwo im Nirgendwo gelegenen Berg auch wirklich hinzugelangen, gestaltete sich wesentlich schwieriger als zunächst angenommen. Und so mussten wir mit unserem kleinen, zartbesaiteten Auto eine geschlagene halbe Stunde auf einer schmalen gravel road (also Schotterstraße) fahren. Mit dem "Mad Max" Soundtrack, der dazu aus unseren Lautsprechern dröhnte, fiel uns auch sogleich ein passender Name für unser Auto ein (siehe Blogtitel).

Doch wie sich im Nachhinein herausstellte, machte sich die blöde Strecke wirklich bezahlt! Begeistert wanderten wir durch die melancholische Nebellandschaft, bestiegen den Berg (wohl doch eher Hügel) und erfreuten uns an der Einsamkeit und Stille (tatsächlich war außer uns und einer weeeeit entfernten Reisegruppe weit und breit keine Menschenseele zu sehen.

Uns weiter gen Süden vorarbeitend ging es weiter zum Lake MacGregor, an dem wir unser nächtliches Lager aufschlugen. Der einzige Nachteil hier: die vielen Insekten (und unser bereits erwähntes Insektenmassaker). In morgendlicher Frische ging es weiter zum nahegelegenen Lake Tekapo, einem ehemaligen Gletschersee und dem größtem See in der Region Canterbury. Nachdem wir in einem netten Café WLAN und Strom geschnorrt hatten, hieß es mal wieder: Wandern! Von Mount John aus sollte man angeblich einen tollen Blick auf den See haben. Da es jedoch bereits Nachmittag wurde und wir länger brauchten als die angegebene Durchschnittszeit, beschlossen wir, nicht die ganze Strecke zu wandern. Trotzdem hatten wir eine umwerfende Sicht auf den See. 

Unsere Route sollte uns eigentlich weiter zu Mount Cook führen. Da für diesen und die gesamte Region jedoch schlechtes Wetter angekündigt war, beschlossen wir dieses erstmal auf einem Campingplatz in dem Dörfchen Duntroon abzusitzen.

So, und hier mache ich jetzt erstmal einen Punkt. Obwohl es noch einiges zu berichten gäbe. Doch dazu später mehr. Wir hoffen es gefällt euch und entschuldigt bitte nochmal die vielen Steinbilder.

Bis dahin,

Richi&Maggi, Donnerstag 20.04.2017, Lumsden 16:31 Uhr

(P.S.: Wo markiere ich uns jetzt bloß auf der Karte??? Ich denke, ich werde wohl Mount Sunday nehmen, da er für uns das absolute Highlight dieses Reisekapitels war.)


Antworten (1)

Anja
Man sieht die Reiter Rohans förmlich durch die Landschaft galoppieren! :-)

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