Veröffentlicht: 03.05.2017
Maggi: "Fahr' doch nicht so schnell!"
Richard: "Ich fahre 80."
Maggi mit besorgtem Blick auf's Tacho: "Na ja, neunzig..."
Richard: "Ich fahre mein Alter. Ich bin in den letzten Minuten um einiges gealtert."
Hach ja, auf den neuseeländischen Straßen geht es hart zu. Entweder wird wie wild gerast, oder wie wild...nun ja...geschlichen. Asphaltierte Straßen die aus heiterem Himmel plötzlich in eine Schotterstraße münden, enge Schlägelstraßen, die an steilen Bergabhängen entlang führen und mal ganz zu schweigen von den vielen one lane bridges (einspurige Brücken), die der gestraften Person am Lenkrad schon etliche Meter vorher mit riesigen gehässigen Buchstaben angekündigt werden. Und jeder geht damit anders um - die einen mit gewagten Überholmanövern, die anderen... fahren 40.
Na ja, jedenfalls dachten wir, dass wir für unsere Fahrt nach "Milford Sound", einem der Fjorde im Norden des Fiordlands reichlich Zeit eingeplant hatten.... Hatten wir nicht. Das zumindest teilte uns google maps mit, als wir uns die Route berechnen ließen (natürlich erst nachdem wir den Morgen gemütlich verschlumpert hatten). Tja, wer vorher plant ist klar im Vorteil... (wäre ja nicht das erste Mal, dass uns sowas passiert). Und wir mussten auch noch tanken! Also rasten wir wie die Kaputten nach Te Anau, das eine Tankstelle hatte und zum Glück auf unserer Strecke lag. Am Ortsausgang teilte uns ein Schild mit, dass Milford Sound noch 129 km entfernt läge (gut) und darunter klein und in Klammern: "allow 2 hours" (nicht so gut... um genau zu sein, verdammt schlecht). Anscheinend handelte es sich beim "schönsten" Highway des Landes auch um den kurvigsten. Wir hatten noch genau 1 Stunde und 30 Minuten und NATÜRLICH regnete es in Strömen. Aber wir gaben nicht auf und gaben stattdessen... Gas!
Aber warum überhaupt die ganze Eile? Da die "beliebteste Touristenattraktion des Landes" (so beliebt, dass sie es sogar auf unsere Wasserflasche geschafft hat, wie ich gerade bemerkt habe) wohl besser auf dem Wasserwege zu bestaunen sei, hatten wir (trotz eines saftigen bookme-Rabatts) ziemlich viel Geld für eine Bootstour ausgegeben, die wir nun verständlicherweise nicht verpassen wollten. Aber tatsächlich schien alles gut zu klappen und wir hatten eine halbwegs freie Fahrt (auch Dank einiger haarsträubender Überholmanöver von Seiten des Fahrers), bis... uns das Schicksal ein Bein stelle und wir hinter ein Auto der neuseeländischen Autoverleih-Firma jucy gerieten (weshalb wir jetzt zu selbsternannten jucy-Rassisten geworden sind und jedes dieser besagten Autos insgeheim mit Flüchen belegen).
Aber irgendwie schafften wir es trotzdem, 3 Minuten vor der Abfahrtszeit auf dem Parkplatz anzukommen. Den letzten Kilometer bis zum Bootsanleger rannten wir, wobei wir uns verloren. Als ich endlich völlig außer Atem punkt Ablegezeit beim Pier ankam, erfuhr ich von einem Kapitän, der zufällig vor Ort war, dass unser Boot bereits abgefahren sei.
Shoot.
Ich teilte ihm kurz meine Lage mit und auch, dass ich nicht wisse, ob mein Freund nun auf diesem Boot sei. "Na komm, dann finden wir das mal heraus.", meinte der gute Mann zu mir und geleitete mich zum Hauptgebäude. Dort traf ich zu Glück auf Richard, der bereits Karten für die nächste Tour besorgt hatte. Puh, das war ja nochmal gut gegangen. Und was für ein Glück, dass die Neuseeländer es mit der Pünktlichkeit nicht so genau nehmen.
Tatsächlich gehört diese Bootsfahrt bisher zu unseren absoluten Highlights dieser Reise und wir hätten sie um nichts in der Welt missen wollen. Denn wenn es regnet, fließt das Regenwasser in langen Sturzbächen die Felsen hinab. Somit entstehen hunderte von kleinen Wasserfällen, die in ihrer Gesamtheit ein atemberaubendes Naturschauspiel bilden.
Auf dem Rückweg nach Te Anau konnten wir dem "most scenic highway" Neuseelands etwas mehr Aufmerksamkeit widmen und hielten hier und da an, um die umliegende Landschaft zu Fuß zu erkunden. So besuchten wir einige Seen, spazierten durch Regenwälder und bestaunten The Chasm, eine durch das Werk von Wasser und kleinen Steinchen skurril geformte Schlucht. Bis wir dann endlich unsere Reise an die berühmte Westcoast antreten konnten...
Aber halt! Vor unserer nervenaufreibenden Fahrt nach Milford Sound an unserem dritten Tag im Fiordland hatten wir natürlich auch einiges unternommen, schließlich mangelte es der Wanderwege nicht. Da wir uns kurzfristig dagegen entschieden hatten den vollen "Kepler Track" (eine Vier-Tages-Wanderung im Fiordland-Nationalpark) zu wandern, beschlossen wir, uns wenigstens mal am Anfang des Tracks zu versuchen. Wenn ich den Weg mal so grob zusammenfasse: 90% Wald und 10% Aussicht. Da wir außer Wald (einem sehr schönen Wald, nebenbei bemerkt) auch noch etwas anderes zu Gesicht bekommen wollten, schafften wir es tatsächlich die erste Hütte zu erreichen (6 Stunden one way). Nach einem kurzen Picknick, bei dem uns der Wind die imaginären Hüte vom Kopf wehte, beschlossen wir uns bald wieder auf den Rückweg zu machen. Und obwohl wir diesmal bedeutend schneller voran kamen als auf dem Hinweg, konnten wir der Dunkelheit nicht komplett davon laufen. Schließlich geht es hier bereits mit großen Schritten auf den Herbst zu, was bedeutet, dass bereits um 6 das Licht ausgeknipst wird. Und dann gab auch noch das Handy, unsere einzige Lichtquelle, den Geist auf (gerade als Richard sagte: "Also das Handy hat noch 30%."). So mussten wir die letzten Kilometer des Waldweges in völliger Dunkelheit bewältigen. Aber schließlich traten wir auch von dem nie enden wollenden Wald in Freie und fanden sogar unser Auto wieder (allerdings eher zufällig).
Am nächsten Tag wollten wir es verständlicherweise etwas ruhig angehen lassen und so beschlossen wir einige Herr der Ringe Drehorte in der Gegend zu besichtigen. Da wir auf unserem Weg zur Westküste ebenfalls ein paar wichtige Pilgerorte für Herr der Ringe Fans mitnahmen, habe ich unsere kleine Reise durch Mittelerde hier mal in Bild und Schrift zusammengefasst:
"Anduin River"