Don Curry on Tour 4
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Don Curry hat ein Frühstück mit Kind

Veröffentlicht: 08.10.2023

Don Curry konnte abermals eine ziemlich kalte Nacht überleben. Er kannte das bereits aus Alt-Omalo und Ushguli, wo er in ähnlicher Höhe übernachtet hatte. Hier in Xinaliq gab es mehr als ausreichend dicke Bettdecken. Nur Don Currys Nase wurde des Nachts ziemlich kalt. Rahman hatte ihm gestern ein Video gezeigt, das den ersten Schnee dieses Winters vor zwei Tagen zeigte; liegengeblieben ist aber nichts.  Als Don Curry kurz nach 7:00 Uhr doch seinen Weg zum Loch gehen musste, war es bereits taghell. Während der Berg Xinaliq (3713 m) gestern noch weitgehend von Wolken verhüllt war, zeigte er sich heute in voller Pracht. Nur die Sonne fehlte noch...

Als die gegen 8:00 Uhr den Xinaliq ganz erstrahlen ließ, brach Don Curry zu einer ausgiebigen Runde durch das Dorf auf. Mensch und Tier war schon vielfältig beschäftigt. Gänse schnatterten ihn an, Hühner suchten das Weite und zwei tolpatschige Hundebabys konnten sich nicht entscheiden, ob sie Don Curry beschnuppern oder sich in Sicherheit bringen sollten. Auf gewundenen Gassen erreichte Don Curry sogar das Ethnografische Museum auf dem obersten Platz Xinaliqs; ein zweites Museum hatte er bereits gestern erkundet. Als er kurz vor 9:00 Uhr, der vereinbarten Frühstückszeit, wieder am Guesthouse ankam, sprach ihn Rahmans Frau an: "Ey, Tourist. Omelette?" Auch ohne ausgedehnte Sprachkenntnisse lässt sich das Wesentliche des Lebens klären. Don Curry nickte nur heftig.

Kurze Zeit später saß er am langen Tisch; Rahman schenkte ihm Tee ein und verschwand. Nubar wollte ihm demonstrieren, wie schnell sie schon laufen kann. Als dann das Omelette kam, mit Frau Rahmans bedeutsamen Hinweis "organic!", setzte sich Nubar wieder neben ihn. Ihre Mutter brachte noch Brot, Butter, Schafskäse und Marmelade und natürlich weiteren Tee. Danach verschwand auch sie. Vermutlich genossen beide Eltern mal die Freizeit vom Kind, um das sich jetzt eben Don Curry zu kümmern hatte. Wobei ihm nicht ganz klar wurde, wer sich hier um wen kümmert, denn Nubar fand ständig Dinge, die sie ihm zeigen wollte. Sie konnte schon besser Englisch als ihre Mutter und forderte Don Curry ständig auf: "Look!", während der das mächtige Omelette verspeiste. Natürlich musste Don Curry auch ihre Ohrringe bewundern. "Nice!" gab Nubar vor, wie Don Curry sie bewerten sollte. So entwickelte sich ein ziemliches langes Frühstück, bei dem es Nubar sichtlich genoss, den Fremden ganz für sich zu haben. Doch irgendwann musste Don Curry seine Sachen zusammenpacken und dieses überaus gastliche Guesthouse verlassen. Er zahlte bei Nubars Mutter umgerechnet 20 € für Überraschung und Hslbpension, wobei die menschliche Begegnung unbezahbar blieb. Nubar und ihre Mutter winkten zum Abschied. Rahman war in irgendwelchen Angelegenheiten unterwegs.

Zuerst fuhr Don Curry zum einzigen Laden Xinaliqs direkt am Ortseingang. Rahman hatte ihm verraten, dass es hier auch Benzin geben würde. Mithilfe eines Schlauchs und einer aufgeschnittenen Plastikflasche füllte der Ladenbesitzer langsam den Inhalt eines 20 Liter - Kanisters in Kias Tank und verlangte dafür umgerechnet 15 €. Die Weiterfahrt war gesichert. Vorher bestieg Don Curry schnaufend einen steilen Aussichtshügel, der einen wunderbaren Panoramablick auf Dorf und Berg Xinaliq ermöglichte. Fast 30 Minuten saß er hier reglos in der wärmenden Sonne und sog diese unvergleichliche Bergwelt mit allen Sinnen in sich auf. 

Auch die Rückfahrt gestaltete sich spektakulär. Wo gestern Wolken und Schatten die Sicht beeinträchtigt hatten, glänzte heute alles im vollen Tageslicht. Nicht weit von Xinaliq entfernt schienen 2 riesige Adler und 2 noch größere Geier nur auf Don Curry gewartet zu haben, um ihm eine private Flugshow darzubieten. Einer der Geier blieb sogar solange sitzen, bis Don Curry endlich ein vernünftiges Foto vom ihm machen konnte.

So benötige Kia schließlich fast 2 Stunden für die 45 km zurück von Xinaliq in die Zivilisation. Da inzwischen die Mittagszeit angebrochen war, beschloss Don Curry eines der Qutab-Restaurants im lichten Wäldchen heimzusuchen. Die Essensauswahl gestaltete sich nicht schwierig: es gab Qutab mit Kräutern oder Qutab mit (Hack-)Fleisch; Don Curry bestellte von beiden je ein Exemplar, und dazu Tee. Qutab sind eine typisch aserbeidschanische Spezialität: eine Art gefüllte Pfannkuchen in einem sehr dünnen Eier-Vollkornmehl-Teig. Als Don Curry sich eine einfache Holzbank mit Tisch wählte, komplimentierte ihn der junge Kellner, vermutlich der Sohn der Qutab-Bäckerin, in einen besonders kitschigen Pavillon mit blinkenden blauen Lichterketten. Unangenehmer empfand Don Curry, dass er die öltriefenden Qutab offensichtlich ohne Besteck essen sollte. Servietten kamen erst an den Tisch, als ihm eine große Kanne Tee gebracht wurde. Er genoss sein frugales Mahl, als er wieder einmal die Aufmerksamkeit einer kleinen Katze erregte. Doch diesmal hatte es das Tier nicht auf sein Essen abgesehen, sondern auf Don Curry selbst. Es wollte sich unbedingt auf seinem Schoß bequem machen. Don Curry hat prinzipiell nichts gegen kuschelnde Katze, aber bitte nicht beim Essen. So hob er das Kätzchen immer wieder weg, bis es irgendwann seinen Wunsch respektierte und sich nur noch sanft an ihn schmiegte. Rund 5,50 € zahlte Don Curry für dieses sehr authentische Mittagessen.

Der Tag hatte so wunderbar positiv begonnen, dass Don Curry fast ahnte, dass es so nicht weitergehen konnte. Als er endlich die Chance hatte, einen lästigen Laster zu überholen, tat er das bei einer durchgezogenen Mittellinie und direkt vor den Augen eines Streifenpolizisten. Don Curry sah noch im Augenwinkel, wie der schnell in sein Auto stieg und mit Blaulicht hinter Kia hersauste. Doch Don Curry fuhr freiwillig an den Straßenrand und wartete auf das, was nun kommen würde. Mit strengem Blick erklärte der Polizist zunächst Don Curry, dass er über eine durchgezogene Mittellinie gefahren sei und dass das verboten sei. Don Curry stimmte dem Polizisten in allen Punkten zu. Der verlangte Führerschein und Fahrzeugpapiere, fotografierte alles und reichte Don Curry dann sein Handy. Ein englischsprechender Polizist erläuterte ihm, dass er 80 Manat (= 45 €) Strafe für sein Vergehen zahlen müsse - und zwar per Banküberweisung. Don Curry fragte, ob es auch in bar möglich sei. Nein, eigentlich nicht, per Banküberweisung ist der vorgeschriebene Weg. Er könne aber mal den Streifenpolizisten fragen, ob der Bargeld annehmen würde. Der zeigte sich widerspenstig, reichte das Handy aber Don Curry zurück. Die Stimme erklärte, dass der Kollege es eigentlich nicht in bar annehmen wolle, es sei denn, Don Curry bestehe darauf. Don Curry bestand drauf! Er wusste, wie umständlich und kostenintensiv Überweisungen ins Nicht-Euro-Gebiet immer noch sind. Der Polizist nahm schließlich die 80 Manat, bedankte sich und ließ Don Curry ziehen.

Auf der langen Weiterreise bekam Don Curry noch mehrmals Polizeikontakt. Einmal sollte er zu schnell gefahren sein, zweimal wurde er wohl zufällig zur Routinekontrolle herausgewunken. Aus der Türkei kannte er Ähnliches. Beim Vorzeigen seines deutschen Führerscheins gaben die Polizisten stets auf, und Kia konnte weiterfahren, bis er in Qobustan das Diri Baba - Mausoleum erreichte. Sämtliche Sehenswürdigkeiten Aserbaidschans kosten wohl 9 Manat Eintritt für Ausländer, Einheimische zahlen 1 bis 2 Manat oder kommen kostenlos rein. Don Curry störte das nicht. Beim Mausoleum schienen die Eintrittsgelder in eine moderne Infrastruktur investiert worden zu sein. Das Grabmonument mit der klassischen Kuppel hatte man an der Stelle errichtet, wo der Sufi-Heilige Diri Baba lange in einer Höhle gelebt und gebetet hatte; begraben ist er hier allerdings nicht. Im Ticketpreis integriert ist ein persönlicher Guide, der sich Don Curry zugesellte, als dieser schon die vielen Stufen zum Mausoleum hinaufgestiegen war. Heftig schnaufend entschuldigte sich der junge, etwas korpulente Mann für seine vorübergehende Kurzatmigkeit, nach etwas Erholung konnte er aber in gutem Englisch sehr viel Wissen an Don Curry weitergeben. Anschließend lud er Don Curry ein, die benachbarten Felshöhlen auf eigene Faust zu erkunden. Helme lagen bereit, er solle aber auf Schlangen und Skorpione achten. Statt spannender Tiere entdeckte er aber nur unspektakuläre Höhlen ohne jeden Schmuck. Deutlich atmosphärischer zeigte sich dagegen der alte muslimische Friedhof gegenüber des Mausoleums, dessen zahlreiche Grabstelen sich wunderbar vor dem beginnenden Sonnenuntergangshimmel abzeichneten.

Don Currys weitere Kurzziele auf dem Weg, die Jummah-Moschee von Sarmaxi und das Observatorium in den Bergen hatten beide bereits geschlossen. So fuhr Don Curry bei einbrechender Dunkelheit seinem Hotel in Lahic entgegen. Dieser Ort liegt nicht ganz so fern der übrigen Zivilisation wie Xinaliq, aber auch keinesfalls an einer Durchfahrtsstraße. So erlebte Don Curry hier die schlechteste Straße, die er bisher in Aserbaidschan befahren hatte. Rund 16 km vor Lahic sah er in der Ferne die Lichtkegel eines Autos auf sich zukommen. Plötzlich machten die Lichtkegel eigenartig kreisende Bewegungen, bis sie erstarrten. Was war da passiert? Zwei Minuten später erreichte Don Curry die Stelle und sah, wie gerade drei Männer aus einem völlig demolierten Fahrzeug stiegen, das reglos auf dem Dach lag. Der Fahrer musste wohl die Kurve verpasst haben, so dass das Auto von der Straße abkam, sich mehrmals überschlug und kurz vor einem tiefen Abgrund liegen blieb. Don Curry stieg sofort aus und fragte die Männer, ob er helfen könne. Doch die verstanden ihn nicht, waren verständlicherweise wenige Minuten nach einem fast tödlichen Unfall im absoluten Schockzustand. Verletzt waren sie nicht, wie Don Curry erleichtert feststellte, aber zur Zeit nicht ansprechbar. Er beschloss, auf andere Weise zu helfen, fuhr weiter nach Lahic und erzählte dem Hotelmanager von dem gerade geschehenen Unfall mit der Bitte, die Polizei anzurufen. Das tat der sofort. Eine gut Englisch sprechende Polizistin ließ sich von Don Curry genau Straße  und Entfernung nennen, wollte aber auch Dinge wie z.B. Automarke des verunglückten Fahrzeugs wissen. Darauf hatte Don Curry nun wirklich nicht geachtet. Zumindest versprach sie, sofort einen Dienstwagen zur Unfallstelle zu schicken.

Don Curry bezog derweil sein Zimmer in dem kleinen Hotel und fragte nach einem Abendessen. Er könne Kebab und Salata bekommen, meinte der Manager zu Don Currys Zufriedenheit. Als er zur vereinbarten Zeit im Restaurant eintraf, stand sogar noch eine Mercimek, eine Rote Linsensuppe für ihn bereit. Als er nach Bier fragte, verneinte der Manager zuerst, sagte dann aber, dass er alkoholfreies Bier anbieten könne. So kam Don Curry in den Genuss eines Delster-Bieres aus dem Iran (!). Das Kebab bestand aus durchweg fleischigen Hühnerteilen, war aber etwas zu hart und trocken gegrillt worden. Egal, Don Curry genoss die Stärkung nach der langen Fahrt und dem kürzlichen Schreck. Nubar würde jetzt vermutlich schon selig schlummern und morgen mit den drei Niederländerinnen frühstücken: "Look!" - "Nice!"



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