Don Curry on Tour 3
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Don Curry in Phrygien

Veröffentlicht: 15.10.2021

Don Curry liebt Kontraste. Gestern trieb es ihn mitten hinein in den Touristen-Hotspot Pamukkale, wo sich Hunderte andere Reisende tummelten. Heute suchte er Ziele auf, die selbst in den meisten Reiseführern kaum erwähnt werden.

Pamukkale konnte an diesem Tag sowieso nur als Enttäuschung enden, denn dunkle Wolken bedeckten den kompletten Himmel; für die Zeit ab Mittag galt sogar eine erhöhte Regenprognose. Welch trauriger Anblick: ohne Sonnenschein wirken die Travertinterrassen unansehnlich wie harscher schmutziggrauer Altschnee. Selbst das exzellente Frühstücksbuffet konnte Don Curry kaum aus diesen tristen Gedanken reißen, auch wenn er es beim CheckOut ausdrücklich lobte. Eine nette Überraschung stellte dagegen das bewohnte Taubennest auf seinem Balkon dar.

Aufgrund seiner eigenen Unaufmerksamkeit war Don Curry gestern nach Pamukkale statt nach Akhan zur Karawanserei gefahren, um dann zu entdecken, dass es sich in Pamukkale um ein aufgegebenes Hotel handelt. Heute fuhr er konzentriert zur echten Karawanserei in Akhan, ein hübsch restaurierter Gasthof aus dem Mittelalter, der neuerdings als Restaurant diente, allerdings nicht am Freitagvormittag.

Nun begann eine dreistündige Fahrt in das Gebiet des alten Phrygiens. Don Curry hatte ja bereits die Siedlungsgebiete und Überbleibsel der alten Ionier und der alten Lykier besucht, nun waren die alten Phrygier dran, von denen besonders König Midas als Symbol für sagenhaften Reichtum manchem Altphilologen ein Begriff sein wird. Seit kurzem versuchen einige Kommunen jener westanatolischen Gegend diese unter dem Begriff "Frygia" touristisch zu vermarkten. Zahlreiche Hinweisschilder wurden aufgestellt, Straßen asphaltiert, Parkplätze angelegt. Doch so ganz schien dieses Konzept noch nicht ganz aufgegangen zu sein. Don Curry erwies sich oft als einziger Besucher weit und breit oder war einer von ganz wenigen. Der nächste Strand befindet sich hunderte Kilometer entfernt, keine Chance für einen Tagesausflug. Dabei bietet Phrygien nicht nur eine teils atemberaubende Landschaft, die mit ihren zahlreichen Felstürmen durchaus an Kappadokien erinnert, sondern auch stattliche Reste einer ganz eigenen Kultur, die vor allem eindrucksvolle Felsgräber und -denkmäler hinterlassen hat.

Erste Station sollte das winzige Dorf Kümbet sein, zu deutsch Kuppelgrab. Das namensgebende Bauwerk ragte dann auch unübersehbar hoch über dem Dorf auf. Durch enge Gassen fuhr Don Curry vorsichtig hinauf, konnte direkt am Friedhof mit dem Kuppelgrab parken und fand es sogar offen vor - zwei reich mit Textilien geschmückte Sarkophage standen in einem sonst schlichten weißen Raum. Das eigentliche Highlight von Kümbet ist allerdings gar nicht das Kuppelgrab, sondern ein viel älteres Relikt aus der Phrygierzeit: das Löwengrab. Gut, dass es vom Parkplatz ausgeschildert war, denn zu sehen ist es erst, wenn man direkt davor steht. In einer Nebengasse gelegen, dient es zugleich als Außenmauer eines Bauernhofs, der direkt daneben errichtet wurde. Als klassisches Felsgrab hatten die Phrygier einen großen Raum in den Fels geschlagen und an dessen Fassade zwei mächtige Löwen aus dem Stein gemeißelt. Dieses grau-rote Felsmonument wirkte auch ohne Sonnenschein.

Über holprige Straßen bewegte sich Don Curry nun zu einem noch abgelegeneren Ort, der auch im Türkischen den deutschen Namen Midasstadt hat. Bezaubernd empfand Don Curry bereits die herbstbunten Laubwälder und die skurrilen Felsformationen auf dem Hinweg, doch die Midasstadt konnte noch mehr bieten. Gleich zu Beginn begrüßte ihn eine gewaltige Felswand, die komplett mit geometrischen Mustern ausgestaltet war und - wie eine phrygische Inschrift kundtat - dem Midas als Denkmal dienen sollte. Daneben erhob sich ein einst würfelförmiger Felsblock, der wie ein kariöser Zahn im Laufe der Zeit immer mehr von Löchern zerfressen wurde, die Menschen hineinschlugen. Ein kurzer Wanderweg führte zu einer alten steilen Felstreppe, die vom Hochplateau bis zu einem Brunnen am Fuß des Felsens reicht und z.T. sogar durch den Felsen gehauen war. Hundert Meter weiter präsentierte sich ein unvollendetes Denkmal der Phrygier, von dem nur die obere Hälfte fein ausgemeißelt war, während unten noch nackter unbehandelter Fels auf die phrygischen Künstler wartete. Ein steiler Weg auf das "Akropolis" genannte Plateau bot weite Blicke in die herrliche Umgebung, in der sich allmählich die Sonne durchzusetzen begann.

Nach diesem weitest entfernten Punkt schlug Don Curry wieder den Weg gen Süden ein, besuchte noch einige Reste der Phrygier und nachfolgender Völker, z. B. eine in den Fels gehauene byzantinische Kirche. Bis zu seinem Hotel in Eğirdir lagen noch fast 200 km vor ihm, zum Teil durch eine sehr bergige Landschaft, was Serpentinen versprach und dadurch die Fahrtzeit deutlich verlängerte. Den letzten Teil der Strecke konnte Don Curry in der bereits beginnenden Dämmerung am Ufer des Eğirdir-Sees entlangfahren, begleitet von riesigen Apfelplantagen. Eğirdir gilt als die Apfelstadt der Türkei. Gelegentlich sah er am Straßenrand riesige Apfelberge, manchmal nach Farben getrennt, die auf die Abholung warteten. 

Die Fulya Pension liegt in der kleinen Altstadt von Eğirdir, so dass Don Curry wieder mal Gassen hinauffahren durfte, dafür aber sofort einen Parkplatz vor der Pension fand. Ein freundlicher junger Mann trug ihm das Gepäck in die zweite Etage, wo das Zimmer morgen bei Tageslicht einen spektakulären Seeblick versprach. Heute gähnte dort nur Dunkelheit mit ein paar versprenkelten Lichtern in der Ferne. Das Abendessen, so hatte der junge Mann mittels Google Übersetzer gezeigt, könne er in einem anderen Haus 15 m weiter einnehmen. Dort begrüßte ihn eine bestens Englisch sprechende junge Frau, die aber sofort ins Deutsche wechselte, als man ihr sagte, dass der neue Gast aus Deutschland käme. Auch sie sei Deutsche und würde heute seine Kellnerin sein. So konnte Don Curry problemlos erfragen, dass ihm eine Blumenkohlsuppe serviert wurde. Danach kamen 4 Schüsselchen zum Brot: schwarze Oliven, sauer eingelegte Baby-Peperoni, Karottensalat und Auberginensalat. Als Hauptgang folgte ein großes kross gebackenes Filet von einem Seefisch, dazu Pommes, Risotto und ein klassisch-türkischer Salatteller. Zusammen mit einem Efes sollte Don Curry am nächsten Morgen 9,70 € für diese mehr als reichliche Mahlzeit begleichen.

Wieder ging ein wunderbarer Tag zuende. Er hatte Don Curry in eine der unbekanntesten und am wenigsten erschlossenen Regionen der westlichen Türkei geführt. Doch Don Curry zeigte sich begeistert über seine lohnenswerten Entdeckungen. Und er wusste: er war noch nicht fertig mit Phrygien. Gegen Ende seiner Reise würde er noch einmal auf König Midas stoßen, noch einmal in Phrygien sein...

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