Don Curry on Tour 3
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Don Curry geht baden

Veröffentlicht: 14.10.2021

Don Curry weiß, dass eine derartige Überschrift bei einem Türkeiurlaub geradezu eine Selbstverständlichkeit darstellt, die man gar nicht erwähnen muss, so wie niemand erwähnen muss, dass der Tag hell oder die Nacht dunkel ist. Doch Don Curry reist ja gar nicht durch die Türkei, sondern durch Kleinasien, genauer durch Anatolien, und dort gehört das Baden nicht unbedingt hin, vielmehr das Besichtigen, das Bestaunen und das Genießen...

Genau mit letzterem begann der Tag. Don Curry hatte bereits von dem reichhaltigen Frühstücksbuffet des Venus Suite Hotels gelesen, die Realität übertraf alle Erwartungen.  Mindestens 10 m voll bepackte Tische und darüber befindliche Regale hatte man dicht an dicht mit Köstlichkeiten verschiedenster Art drapiert. Don Curry zählte allein 7 verschiedene Olivensorten, 8 verschiedene frische Kräuter, 8 verschiedene Marmeladen und mindestens 10 Obstsorten. Zudem entdeckte er erstmals Fruchtsäfte zum Frühstück, auch davon 4 verschiedene Sorten. Bei derartiger Auswahl entwickelte sich selbst Don Curry zum Frühstücks-Gourmet.

Genussvoll ging es weiter. Don Curry stellte das Tagesprogramm so um, dass das Highlight Hierapolis-Pamukkale den Abschluss bilden würde. Also startete er zunächst zur Ruinenstätte von Laodikeia durch. Die Ausgrabungen dort begannen erst vor 19 Jahren, so dass Don Curry von einem kompakten und wenig beeindruckenden Besichtigungsprogramm ausging. Stattdessen konnte er eine erstaunlich gut restaurierte und enorm ausgedehnte griechisch-römische Stadt bestaunen, die unerwartete Höhepunkte bot. Neben der mehrere 100 m langen und säulenbegrenzten "Syrischen Straße" überraschte vor allem die große Kirche, in der einst das Konzil von Laodizäa tagte und von der erhebliche Teile des Mosaikbodens erhalten sind. Vor Betreten der Kirchenruine irritierte Don Curry allerdings ein Hinweisschild, dass drei Dinge verbot: Highheels, lautes Sprechen und Religionsausübung; durchgestrichene betende Hände sollte letzteres Verbot symbolisieren.

Bei der Agora hatte man eine der äußeren Begrenzungsmauern wiedererrichtet, deren Innenseite von farbenfrohen Freskenresten verziert ist - so etwas hatte Don Curry noch in keiner Stadtruine aus antiker Zeit erblickt. Dem erfahrenen Theaterkritiker boten sich gleich zwei Exemplare dieser Gattung zur Würdigung, eines davon mit gutem Blick auf die Travertinterrassen von Pamukkale im Hintergrund. Auf dem ganzen Gelände gingen die Ausgrabungen weiter, zahlreiche Archäologen und Studenten arbeiteten an verschiedenen Projekten gleichzeitig. Vermutlich konnte noch vieles entdeckt und rekonstruiert werden, so dass Laodikeia irgendwann zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes gehören könnte.

Nicht weit von Laodikeia liegt eine andere Stadt, die vor allem durch ihre frühchristliche Gemeinde und den Besuch des Paulus bekannt ist: Colossae. Hier fanden bisher keinerlei Ausgrabungen statt, so dass Don Curry zwar einen mächtigen Hügel besteigen und da und dort Steine im Boden entdeckte, die eventuell behauen sein konnten, doch wirklich zu sehen gab es außer der idyllischen Umgebung nichts. Ob auch hier noch unerwartete Schätze ihrer Entdeckung harrten?

Eigentlich sollte jetzt die osmanische Karawanserei von Akkhan besucht werden, doch da es in Pamukkale ein Hotel gleichen Namens gab, führte das Navi Don Curry dorthin, was er erst zu spät bemerkte. Egal, dann konnte wohl auch das Navi das Erreichen des eigentlichen Highlights nicht mehr erwarten.

Zunächst fuhr Don Curry zum Fuß der schneeweißen Travertinterrassen, wo in einer parkähnlichen Landschaft mit einem großen See rund hundert Gänse lebten, die sich gern füttern ließen und lautstark Zugaben forderten. Eifrig kamen türkische Familien den Wünschen der gefiederten Schreihälse nach.

Hoch oben auf den Terrassen sah Don Curry zahlreiche Menschen. Dort wollte er auch hin. Er hatte allerdings überlegt, nicht vom Dorf aus hinaufzusteigen, sondern den oberen Parkplatz anzufahren und dann über die Ruinen von Hierapolis zu den Terrassen zu kommen. Und dort bei den Terrassen würde seine Badegelegenheit sein, ein ganz besonderer Pool. Don Curry hatte gut vorausplanend sich bereits in Troja eine Umhängetasche gekauft, um jetzt in Pamukkale Badehose und Handtuch bequem mit sich führen zu können. Der Museum Pass ersparte ihm schon wieder 13 € Eintrittsgeld und hatte sich spätestens jetzt vollständig amortisiert.

Kurz hinter dem Eingang wies ihn ein Mitarbeiter des Geländes darauf hin, dass er für 70 Cent direkt zum Pool fahren könne. Doch Don Curry wollte unbedingt laufen, da bereits hier die Nekropole von Hierapolis mit hunderten von Sarkophagen, Grabbauten und später sogar Tumuli begann. Er unterschätzte die Ausdehnung des riesenhaften Geländes bei weitem, so dass eine ausgewachsene Wanderung durch die Ruinenfelder und z.T. über extrem unebene antike Straßen und Wege von ihm abverlangt wurde. Mit letzter Kraft ächzte er den Aufstieg zum gewaltigen Theater hinauf, dass heute nur von oben betreten werden konnte. Don Curry verstand sofort den Grund dafür, als er von den oberen Rängen auf die Bühne hinunterschaute. Dort wurde gerade ein Teil einer italienischen Reality-Show für Pärchen gedreht. 10 Paare mit Rucksäcken hatten sich nebeneinander aufgestellt, während ein Moderator durch das Programm führte und mindestens 12 Kameraleute mit je einer Kamera ständig jedes einzelne Paar, den Moderator und die Gesamtsituation filmten; später würde man aus dem umfangreichen Material etwas sendefähiges zusammenschneiden. Don Curry verstand nicht viel von den italienischen Anweisungen des Moderators, doch nach und nach gab er jedem Paar einen Startbefehl, woraufhin es schnellstmöglich mit den Rucksäcken über die Sitzreihen davonrannte. Nach der Flucht des letzten Paares packten die Kameraleute ihre Technik zusammen und der ganze Spuk endete, so dass Don Curry nach dieser spannend gefüllten Verschnaufpause nun doch das Theater samt Bühne ungestört fotografieren konnte.

Es ging für ihn noch weiter bergan, denn sein nächstes Ziel lag ursprünglich oberhalb der Stadt: die Kirche des Hl. Philippus mit dem Grab des Apostels, der in Hierapolis den Märtyrertod gestorben ist. Von der Kirche blieb nicht allzu viel übrig, das Grab dagegen war gut erhalten. Über eine Originaltreppe aus dem 4. Jhdt. schritt Don Curry abwärts seinem Badeziel entgegen, dem Antique Pool: ein großes Becken mit dem 36° C warmen mineralischen Thermalwasser von Pamukkale, auf dessen Grund Säulenreste und andere Zeugnisse von Hierapolis für eine einzigartige Atmosphäre sorgten. Trotz des hohen Preises von 10 € fürˋs Baden wäre Don Curry gern dort hineingestiegen, wenn es nicht bereits allzu voll gewesen wäre. Schwimmen gestaltete sich extrem schwierig, weil man ständig irgendwen angestoßen hätte. Und nur herumplantschen? Don Curry gönnte sich lieber ein Eis und machte sich auf den Weg zu den Travertinterrassen. Sie durften nur ohne Schuhe betreten werden. Also zog Don Curry die Sandalen aus, packte sie in seine trojanische Umhängetasche, krempelte die Hosenbeine hoch und watete durch die ersten beiden seichten Pools. Angenehm warmes Wasser umspülte seine Füße, doch viele Steinchen in den Becken machten das Gehen auf Dauer zur Qual. Also kehrte er bald um und suchte sich weitere Perspektiven für eindrucksvolle Fotos dieser einmaligen Naturlandschaft. Nach dem Besuch des Museums von Hierapolis kehrte er nochmals zum Antique Pool zurück, der allerdings noch voller geworden war.

Musste Don Curry den Tagestitel nun ändern? Etwa in "Don Curry watet ein bisschen durchs Wasser"? Nein, der gute Wille bestand die ganze Zeit, und mit den Füßen hat Don Curry durchaus im Thermalwasser gebadet. Und auf einer doppeldeutigen Ebene geht Don Currys Ziel baden, baden zu gehen.

Per Elektrofahrzeug ließ er sich für 70 Cent zu seinem Parkplatz zurückkutschieren und erreichte bald wieder sein Hotel. Da das Mittagessen heute ausgefallen war, gönnte er sich einem Mixed Grill-Teller mit Köfte, Hähnchenspießen, Lammspießen, Chicken Wings und einem kleinen Rindersteak (der ziemlich zähen Art), dazu Risotto, Pommes, Grilltomate, Saucen und etwas Salat, mit Tuborg dazu und Raki hinterher - insgesamt der Preis von 2 x Baden...

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