Veröffentlicht: 05.06.2025
Nun machen wir uns wieder auf die Reise. Nach drei Abschnitten EuroVelo 13 (Iron Curtain Trail) und dem südlichen Abschnitt des EV 1 (Atlantikküsten-Route) zum nördlichen Teil des EV 1. Dieses Jahr haben so manche daran gezweifelt, ob wieder eine große Radtour für uns machbar ist. Auch wir gehörten zu den Zweiflern - Ende November hatte Harald die Prostata OP und ab Mitte März bis Anfang Mai Bestrahlungen. Das waren nicht die einzigen Zweifel, auch die geplante Tour hat uns sehr beschäftigt. Wir haben großen Respekt vor den bevorstehenden Anstrengungen, vor den Etappen in wenig besiedelten Gebieten, vor dem Wetter mit Regen und Wind, vor den Midges ... An einem Abend haben wir nochmals ausführlich diskutiert, ob wir das tatsächlich machen wollen - und am nächsten Tag Züge und Fähre gebucht. Wir sind nun in gespannter Erwartung und wollen unsere Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen gerne wieder mit euch über unseren Blog teilen. In den vergangenen Wochen haben wir an unserer Fitness gearbeitet, Dominique häufiger mit Zwift und Outdoor , Harald eifrig mit Gravelbike und Rennrad im Dreiländereck. Denn gleich zu Beginn der Tour in Schottland erwarten uns lange Etappen mit reichlich Höhenmetern in Aberdeenshire und im südlichen Teil der Highlands. Doch zunächst können wir uns bei der viertägigen Anreise körperlich schonen und kulturell bilden.
Um 23.13 Uhr verlässt der NightJet der ÖBB Basel in Richtung Amsterdam. Ein Teil des Zuges ist ein IC der Deutschen Bahn mit zahlreichen Radplätzen. Ideal für uns! Während der Zug gemächlich durch die Nacht rattert, können wir uns im Liegewagen für die anstehenden Herausforderungen fit schlafen. In Amsterdam nützen wir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre für einen Besuch des Rijksmuseums mit den berühmten Bildern von Rembrandt, Vermeer und Hals. Die ersten flachen 30 km auf dem Rad gehören den Niederlanden. Bis zur Fähre gewöhnen wir uns ein wenig an den Gegenwind. Die Fähre nach Newcastle ist erstklassig ausgestattet und auch das Personal ist äußerst freundlich und hilfsbereit. Es sind vor allem Filipinos, die hier für acht Monate im Einsatz sind. Ich erinnere mich gerne an meine zwei Besuche der Philippinen in jungen Jahren.
Am Morgen (4.6.) radeln wir 15 km bis zum Bahnhof in Newcastle. Unterwegs treffen wir auf gut ausgebauten Radwegen wie zu Hause Rentner bei ihrer Vormittagstour, die uns alle freundlich grüßen. Im Direktzug sind wir in 90 Minuten in Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands. Wir lernen bereits den kühleren Wind kennen, der uns wohl auf der weiteren Tour begleiten wird. Wir besuchen das Scott Monument, errichtet in Andenken an den berühmten Nationaldichter, u.a. bekannt für seinen Roman über den Ritter Ivanhoe, und natürlich das beeindruckende Castle auf dem Castle Rock über der Stadt. Es war seit dem 12. Jahrhundert über viele Jahrhunderte hinweg eine Festung, königliche Residenz, Garnison und Gefängnis. Die Burg beherbergt die Honours of Scotland, die ältesten Kronjuwelen in Großbritannien. Hier residierte auch Maria Stuart, ehe sie 1567 gefangengesetzt und zur Abdankung zugunsten ihres einjährigen Sohnes James VI. gezwungen wurde, dem späteren König James I. Wir spazieren die berühmte Royal Mile mit den vielen Geschäften, Cafés, Restaurants und öffentlichen Gebäude entlang bis zum Holyrood Palace, der offiziellen Residenz des britischen Königs in Schottland.
Am 5.6. geht es weiter mit der Anreise bis nach Aberdeen. Bedeutend ist die Stadt seit dem 12. Jahrhundert. Typisch für das Stadtbild ist der silbergraue Granit aus den ehemals umliegenden Steinbrüchen. Wenn die Sonne scheint, beginnt der Glimmeranteil im Granit zu glitzern, weshalb Aberdeen auch gerne Silver City genannt wird. Heutzutage ist der Hafen von besonderer Bedeutung, da dort ein Großteil des Offshore-Öls weiterverarbeitet wird
Wir interessieren uns mehr für Old Aberdeen mit den Gebäuden der alten Universität, dem King's College und der St Machar's Cathedral aus dem 12.Jh mit den beeindruckenden Westtürmen und ihren Sandsteinspitzen. Am Abend gibt es noch Fisch und sehr gute Muscheln von den Shetland-Inseln zur Motivation für die erste harte Tour morgen. Wir sind gespannt und freuen uns , endlich auf die Räder zu steigen!