Veröffentlicht: 15.07.2020
Dienstag, 7. Juli Anreise mit dem Zug
Wir lösen das für den 25. Mai gebuchte Ticket ein und fahren abends mit dem neuen ICE, der auch Plätze für Fahrräder hat, nach Hamburg.
Mittwoch, 8. Juli Hamburg - Hitzacker 120 km
Dank Teasi kommen wir gut aus der Stadt heraus und erreichen über Bergedorf das Zollenspieker Fährhaus. Unterwegs werden wir bei einem starken Regenschauer richtig nass, doch danach bleibt es trocken. Mit der Elbfähre setzen wir nach Hoopte über. Das Navi führt uns nicht wie geplant auf dem Elberadweg sondern auf dem Ilmenauweg durch einsame Dörfer. Bei Hohnstorf treffen wir wieder auf den Elberadweg, dem wir bis kurz vor Hitzacker folgen. Die letzten Kilometer werden wir über den Radweg 'Elbhöhen' geführt, so dass wir noch ein paar Höhenmeter machen. Unterkunft finden wir im Hotel Waldfrieden mit schönem Blick auf die Elbe.
Donnerstag, 9. Juli Hitzacker- Wolfshagen 105 km
Schon am Morgen regnet es stark, und der Regen sollte uns den ganzen Tag begleiten. Wegen Umleitung des Radwegs haben wir etwas Mühe aus Hitzacker herauszukommen, doch nach 10 km sind wir wieder auf dem Elberadweg. Bei Dömitz überqueren wir die Elbe und treffen dort auf den Iron Curtain Trail. Auf Wiedersehen hoffentlich im nächsten Jahr! In Lenzen sind wir gut durchgenässt und machen eine Pause. Anschließend folgen wir der Radroute Historische Stadtkerne und kommen durch einsame Dörfer. Wir fragen uns, wer da wohnt und von was die Leute leben. Der erste historische Stadtkern ist in Perleberg. Die Stadt lag zu DDR-Zeiten an der wichtigen Transitstrecke Hamburg - Berlin. Im Stadtkern findet man historische Wohn- und Geschäftshäuser sowie das alte Rathaus. Nach einer Pause fahren wir weiter und folgen zunächst fälschlicherweise dem Radweg Richtung Berlin. Dadurch müssen wir einen Umweg mit schlechten Wegen und ein paar Steigungen in Kauf nehmen. Wir sind froh als wir das Hotel beim Schloss Wolfshagen erreichen. Dort genießen wir das schöne Ambiente und ein gutes Abendessen.
Freitag, 10. Juli Wolfshagen - Neuruppin 85 km
Heute bleibt es trotz vorhergesagtem Regen weitgehend trocken. Unsere Route führt über Heiligengrabe, einer beeindruckenden Klosteranlage aus dem 13. Jahrhundert. Bei unserem mittäglichen Halt in Wittstock/Dosse zum Kaffee können wir sogar draußen sitzen. Die Stadt hat einen großen Marktplatz, der vom Rathaus dominiert wird. Um die Stadt verläuft eine 2,5 km lange Backsteinmauer. Im Dreißigjährigen Krieg fand 1636 eine große Schlacht statt, die mit dem Sieg der Schweden über die kaiserlichen Truppen endete. Von Wittstock geht es bei schlechter Beschilderung in Richtung Neuruppin. Der Weg führt häufig entlang der Bahnlinie. Kurz nach 16 Uhr stehen wir vor dem Haus von Anke und Steffen, von denen wir herzlich begrüßt werden. Auch wir freuen uns sehr die beiden wiederzusehen. Am Abend zeigen sie uns die Stadt mit den breiten Straßen, den großen Plätzen und vielen interessanten Gebäuden. Sie gilt auf Grund der großzügigen, rechtwinkligen Anlage und der frühklassizistischen Gebäude als preußischste aller preußischen Städte.
Samstag / Sonntag Aufenthalt in Neuruppin
Anke und Steffen nehmen sich viel Zeit, um uns Neuruppin und die Umgebung zu zeigen. Wir fahren zur Boltenmühle, wo wir um das beliebte Ausflugslokal einen Spaziergang machen. Danach fahren sie mit uns nach Rheinsberg, wo wir das Hafendorf und das Schloss des Kronprinzen Friedrich besuchen. In Neuruppin spazieren wir noch zum Geburtshaus von Theodor Fontane ehe wir am Abend zu einer Geburtstagsfeier am See gehen.
Am Sonntag radeln wir um den Neuruppiner See und beschließen den Tag in einem schönen Weinlokal.
Montag, 13. Juli Neuruppin - Niemegk 150 km
Nach einem guten Frühstück verabschieden wir uns und freuen uns schon auf das nächste Wiedersehen. Wir kommen zügig voran auf gut ausgebauten Wegen, so dass wir schon gegen Mittag in Ketzin sind. Vorher haben wir noch einen Abstecher zum Birnbaum von Herrn Ribbeck zu Ribbeck im Havelland gemacht. Kurz hinter Ketzin setzen wir mit der Fähre über und radeln auf dem Havelradweg bis Werder. Dort haben wir wieder einmal das Problem, den richtigen Weg zu finden, da es keine Schilder gibt. Nach ein paar km Umweg finden wir den Radweg Berlin-Leipzig und folgen diesem freudig. Doch in unserer Freude übersehen wir ein Schild, mit der Folge, dass wir einen großen Bogen ganz ausfahren. Als wir am Abend endlich in Niemegk ankommen, sind wir ganz schön geschafft.
Dienstag, 14. Juli Niemegk - Wittenberg - Leipzig 115 km
Wenigstens sind es nun nur noch knapp 30 km bis Wittenberg. In Sachsen-Anhalt gibt es wieder mehr Steigungen, doch alles gut machbar. In Wittenberg besuchen wir zu Fuß die Schlosskirche, an der Luther seine 95 Thesen angebracht hat, den Marktplatz mit den Denkmälern von Luther und Melanchthon, die Stadtkirche sowie das Lutherhaus, in dem Luther mit seiner Familie viele Jahre gelebt hat. Es hat nur wenige Touristen, so dass man die Orte in Ruhe besuchen und genießen kann. Nachdem das Navi noch 80 km bis Leipzig angibt, entschließen wir uns, noch heute bis dahin zu fahren. Heute haben wir auch kein Problem, den Weg zu finden, da wir ganz auf die Vorgaben des Navis vertrauen. Es führt uns auch sicher zum Hotel im Zentrum und wir haben noch genügend Zeit für eine erste Erkundung der Stadt.
Mittwoch, 15. Juli Aufenthalt in Leipzig
Heute ist Regentag. Gut, dass wir einen Tag in Leipzig eingeplant haben. Nach einem ausgiebigen Frühstück nehmen wir an einer Stadtführung teil. Leipzig ist berühmt als Messestadt mit Mustermessen. Dafür wurden alte Häuser abgerissen und durch mehrstöckige Häuser im Jugendstil ersetzt, in denen die Händler ihre Waren zeigten und verkauften. Durch die Messeaktivitäten war Leipzig wohlhabend und weltoffen. Etwas Besonderes sind die Passagen, die durch Innenhöfe Straßen miteinander verbinden. Sie sind häufig sehr schön gestaltet und wurden nach der Wende häufig mit neuen Dachkonstruktionen überdacht. Denn trotz eines Dachdeckers als Generalsekretär (Honecker) waren die Dächer größtenteils kaputt. In Leipzig wirkte auch Bach über viele Jahre als Kantor an der Thomaskirche. Die Stadt mit den vielen historischen Bauten und dem bunten Treiben beeindruckt uns nachdrücklich.
Donnerstag, 16. Juli Leipzig - Weimar 110 km
Zunächst kommen wir auf gut ausgebauten Radwegen gut voran bis uns gegen Mittag eine Regenwolke kurz vor Weißenfels zu einem Halt zwingt. Es schüttet, was die Wolke hergibt. Einen ersten Versuch zur Weiterfahrt unterbrechen wir bald wieder. Schließlich packen wir die Regenkleidung aus und fahren auf dem Saaleweg bis Naumburg, immer wieder vom Regen begleitet. In Naumburg besuchen wir den Dom, ein besonders eindrückliches Erlebnis. Beeindruckend der Westchor mit den zwölf Stifterfiguren aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Besonders Uta als Sinnbild für die „schönste Frau des Mittelalters“ und Reglinde mit ihrem Lachen haben bei uns nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Wir radeln bei Regen und zunehmend mit Anstiegen nach Weimar, wo wir am Abend ankommen. Es bleibt noch Zeit für einen Rundgang durch die Stadt vorbei am Nationaltheater mit dem Schiller-Goethe-Denkmal und dem Schillerhaus.
Freitag, 17. Juli Weimar - Erfurt 30 km
Am Morgen fahren wir mit den Rädern über den Marktplatz bis zum Goethehaus und dem Nationalmuseum. Beim Gang durch Goethes Wohnhaus wird man in die Zeit zurückversetzt, in der Goethe mit seiner Familie dieses Haus bewohnt hat. Viele Originalgegenstände vermitteln einen guten Eindruck. Im Nebengebäude findet sich das Nationalmuseum, das Goethes Leben und Wirken zeitgeschichtlich einordnet sowie sein Denken und seine Vorstellungen auf beeindruckende Weise aufzeigt. Das Genie mit vielen Interessen und einem gefestigten Weltbild.
Von Weimar ist es nicht weit bis Erfurt. Dort wartet der nächste Dom, bekannt für seine Pfeilerbilder und die Glasfenster. Am späten Nachmittag nehmen wir an einer Stadtführung teil, die uns über die berühmte Krämerbrücke, der längsten durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas. Aber auch sonst hat Erfurt viel zu bieten, der Fischmarkt mit dem Rathaus, die alte Universität mit den umliegenden Studentenhäusern, die alte Synagoge und viele Patrizierhäuser. Erfurt lag an der Kreuzung von zwei Handelsstraßen, was für Wohlstand sorgte. Hinzu kam der Handel mit Waid, einer Pflanze, mit der man Stoffe himmelblau färben konnte und die nur in Erfurt und in Toulouse wuchs.
Samstag, 18. Juli Erfurt - Coburg Königsetappe durch den Thüringer Wald 120 km / 1500 hm
Am Morgen ist nicht klar, ob wir es bis Coburg schaffen werden. Aus Erfurt hinaus kommen wir gleich auf den Gera-Radweg, auf dem es über Arnstadt leicht ansteigend bis Elgersburg geht. In der kleinen thüringischen Stadt war Edvard Munch zwei Mal zum Kuraufenthalt und hat dort auch einige Bilder gemalt. Wir müssen von dort an kräftig in die Pedale treten, denn über die Hohe Warte geht es bis Schmücke auf 920 m hoch. In Schmücke treffen wir auf den Rennsteig, dem wir nun bis Masserberg folgen. Es ist ziemlich anstrengend, denn jeder Abfahrt folgt sogleich ein knackiger Anstieg. Im ehemaligen Grenzort Eisfeld suchen wir nach einer Unterkunft. Da wir nichts finden können und es noch nicht spät ist, fahren wir noch 25 km bis Coburg.
Sonntag, 19. Juli Coburg - Bamberg 60 km
Dominique will unbedingt noch zur Veste Coburg, die beeindruckend 140 m über der Stadt thront. Trotz des Anstiegs lohnt sich der Besuch. Dicke Mauern und vorgelagerte Basteien schützen die große Festungsanlage, die noch sehr gut erhalten ist. Außerdem hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung. Am heutigen, sonnigen Sonntag sind viele Radler auf den gut beschilderten Radwegen unterwegs. Am frühen Nachmittag erreichen wir Bamberg und können im zentral gelegenen Hotel gleich unser Zimmer beziehen. So bleibt reichlich Zeit für die Erkundung der Stadt. Wir besuchen den viertürmigen Dom mit dem berühmten Bamberger Reiter. Unser Spaziergang führt vorbei am Kloster St. Michael über der Regnitz mit Blick auf Klein-Venedig mit den romantischen Fischer- und Schifferhäusern weiter zum Maxplatz. Über die Haupteinkaufsstraße gelangen wir zur Oberen Brücke mit dem Alten Rathaus.
Montag, 20. Juli Bamberg - Erlangen 60 km
Von Bamberg geht es am Main-Donau-Kanal entlang. Kurz vor Erlangen machen wir noch einen Abstecher nach Forchheim mit schöner mittelalterlicher Altstadt. Dort wurde der erste rein deutsche König gekrönt, und mitten in der Stadt steht noch die Kaiserpfalz. Nun ist es nicht mehr weit bis Erlangen, wo wir Heidi und Gerhard Wangemann besuchen.
Von Erlangen radle ich am Dienstag weiter nach Nürnberg und nehme dort den Zug nach München. Ich sehe nach mehreren Monaten zum, ersten Mal meinen Enkel Luis und seine Eltern wieder.
Dominique fährt am Mittwoch mit dem Zug zurück nach Basel.