Veröffentlicht: 12.11.2016
Ach du dickes Ei, nun hat es mich scheinbar doch schlimmer erwischt, als gedacht. Aber von Anfang an.
Wir suchen für die letzten drei Tage, die uns noch verbleiben, eine Unterkunft auf allen möglichen Suchmaschinen im Internet. Direkt am Meer soll es sein, um zum Abschluss noch einmal etwas Südsee-Feeling zu haben. Leider gibt es das scheinbar nur selten und wenn, dann zu einem Preis, der eher abschreckt als einlädt. Mittlerweile deutet sich an, dass unsere Antibiotika von zuhause nicht wirklich anschlagen wollen. Schweren Herzens entscheiden wir deshalb, von Townsville direkt nach Cairns zu fahren, für den Fall, dass ein Arztbesuch unabwendbar ist.
Wir verlassen Magnetic Island also in der Frühe und gönnen unserem Toyota eine Rundum-Autowäsche, um die letzten Salzspuren zu tilgen. Wer weiß, wofür es gut ist :-) Während wir die letzten 350 km auf dem Bruce Highway abreißen, wechselt das Klima von Dry Tropic zu Tropic, das heißt, mit zunehmender Fahrtdauer wird die Luftfeuchtigkeit allmählich höher und die Vegetation längs der Piste wirkt nun üppiger und grüner. Nach einer Rast in Cardwell und zwei kürzeren Stopps erreichen wir nach 5h Fahrt Cairns. Damit haben wir um die 1700 km seit unserer Abfahrt in Brisbane zurückgelegt. In Cairns herrschen schwüle 32 Grad und man schwitzt selbst wenn man sich nicht bewegt.
Das `Queenslander` ist nicht ganz das, was wir uns vorgestellt haben. Die versprochene Aussicht auf Meer gibt es wohl nur für eine Handvoll Zimmer. Unseres gehört nicht dazu. Dafür können wir von der Terrasse aus das Weiße im Auge der Piloten sehen, die mit ihren Maschinen Cairns anfliegen. Glücklicherweise hält sich nachts der Fluglärm in Grenzen.
Wir drehen eine kleine Einkaufsrunde und ziehen noch schnell Bargeld von einem Automaten in einem Restaurant mit angeschlossener Spielhalle. (Merken!) Danach bin ich so platt, dass ich mich entschließe, morgen doch einen Medizinmann aufzusuchen. Die Recherche nach einem deutsch sprechenden Arzt verläuft erfolglos und so fällt die Wahl auf das Apple Tree Medical Centre, nicht weit vom Hotel. Am nächsten Morgen stelle ich mich vor und werde nach relativ kurzer Wartezeit von Dr. Ben Ireland, seines Zeichens General Practioner (Allgemeinarzt), empfangen. Der hört sich meine Geschichte an, begutachtet mich und meint schließlich, es gäbe verschiedene Ursachen für meinen Zustand. Allerdings könne er mit seinen Mitteln in der Kürze der Zeit, er weiß um unsere morgige Abreise, keine befriedigende Diagnose stellen. Daher verweist er mich an die Notaufnahme des hiesigen Hospitals und gibt mir freundlicherweise noch ein Schreiben mit, dass die Dringlichkeit meines Anliegens deutlich macht. Nachdem wir 75,-AUD abgedrückt haben, fahren wir zum Hotel zurück. Das Hospital liegt gleich schräg gegenüber und ich mache mich zu Fuß allein auf den Weg dahin. Binnen 10 Minuten bin ich registriert und habe ein schickes Armbändchen mit einem falschen Namen;-) Nach einiger Zeit begutachtet mich eine Art Pfleger, um festzustellen, ob ich wirklich ein Notfall bin. Er scheint überzeugt, denn ich werde nicht weggeschickt. Danach sitze ich wieder im Warteraum und schaue `*M*A*S*H* ohne Ton. Irgendwann habe ich Kaffeedurst und ich rufe Maike an. Eine Cafeteria ist gleich zwei Eingänge weiter, aber ich traue mich nicht, meinen Platz zu verlassen. Vielleicht werde ich ja doch gleich aufgerufen. Und genau so kommt es. Diesmal werde ich von zwei Ärzten unter die Lupe genommen, die mich anschließend gleich in den Liegend-Trakt komplimentieren. Maike ist inzwischen mit meinem Kaffee auf einer Odyssee durch die Notaufnahme, bis sich schließlich eine Schwester erbarmt und sie direkt zu mir ans Bett bringt. Nach einer Weile kommt ein Pfleger und will mich mitsamt meinem Bett zu einem Scan fahren. Ich protestiere und meine, ich könnte doch laufen. Aber er lässt sich nicht beirren und so lehne ich mich zurück und lasse es geschehen. Eigentlich erwarte ich einen Röntgenraum. Aber Scan bedeutet hier wohl auch Ultraschall-Untersuchung. Nachdem mein Untersucher ca. 20 Minuten von allen Seiten in mich hinein geschaut hat, holt er sich eine Zweitmeinung ein. Als ich ihn frage, was ich denn nun habe, versucht er mir lang und breit etwas zu erklären. Leider verstehe ich nur die Hälfte von seinem Genuschel, nur das Wort Hernia bleibt hängen. Zum Glück habe ich mein Telefon dabei und Tante Google verrät mir dann, dass ich einen Leistenbruch habe. Na toll. Ich werde wieder zurück zur Notaufnahme gebracht und warte wieder eine geraume Weile. Schließlich kommt meine betreuende Ärztin und meint, die Laborauswertung hätte eine Harnwegsentzündung ergeben. Für die verschreibt sie mir ein paar stärkere Antibiotika. Den Leistenbruch erklärt sie mir auch nochmal und meint, der wäre vorerst noch nicht so tragisch, weil noch nichts nach außen getreten ist. Tauchen wäre auch kein Problem, na warten wir es ab. Sie braucht dann noch eine Weile, um meinen Entlassungsbericht zu schreiben, dann werde ich zur Administration geschickt. Alles klar, Zahlemann kommt jetzt. Von der Anmeldung schon vorgewarnt, erschrecke ich auch nicht, als ich die Summe sehe. 829,- AUD soll mich der Spaß kosten. Da hätte ich sogar mehr erwartet. Dafür schläft mir das Gesicht ein, als ich unser Reiseportmonee öffne. Da, wo eigentlich zwei Kreditkarten sein sollten, ist nur noch eine. Nee, nicht das auch noch! Hastig begleichen wir die Rechnung und hetzen zum Hotel zurück. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl, als ich an die Barabhebung von gestern Abend denke. Ich werde die Karte doch nicht im Automaten vergessen haben? Mir in Gedanken den worst case ausmalend, fahre ich zunächst zum Apple Tree Medical Centre. Dort haben wir zwar in bar bezahlt, aber vielleicht ist die Karte dort herausgefallen. Maike dreht inzwischen im Zimmer das Unterste nach oben. Fehlanzeige wie erwartet beim Doktor. Also fahre ich zum Geldautomaten meiner vermeintlichen Verfehlung. Am Schalter der Spielhalle fange ich gerade an, mein Anliegen vorzubringen, als die freundliche Angestellte mich unterbricht und meint, ja klar hätte einer die Karte aus dem Automaten gezogen und abgegeben. Sie wäre gut verwahrt und nach einem ID-Check könnte ich sie sofort mitnehmen. Was für eine Erleichterung!
Nach den fünfeinhalb Stunden im Krankenhaus und dem kleinen Schockerlebnis ist mir nach einem Schnaps. Ich verzichte aber, da ich noch Medikamente einnehmen muss und singe stattdessen den Bob Marley- Song `Don`t worry about a thing` vor mich hin. Ein schönes Mantra für stressige Tage.
Am Abend suchen wir die Cairns Central Mall auf, um noch ein paar Besorgungen zu machen. Im Bottle Shop entdecke ich doch tatsächlich Radeberger im Angebot. Wusste gar nicht, dass die es schon bis nach down under geschafft haben. Zurück im Hotel gönnen wir uns noch einmal ordentlich Fleisch. Im hauseigenen Restaurant gibt es von Sirloin- bis T-Bone-Steak alles, was das Herz begehrt. An der Rezeption fragen wir nach einem Late-Check-out. Da hätten wir am nächsten Tag unser Zimmer erst um 16.00 Uhr verlassen müssen. Leider ist das schon anderweitig verplant und wir müssen spätestens um 11.00 Uhr raus sein. Auf Grund der Hitze verzichten wir auf irgendwelche Unternehmungen und lassen uns stattdessen in der klimatisierten Cairns Mall nieder, wo wir bei einem Eiskaffee unser Tagebuch auf den neuesten Stand bringen. Nach drei Stunden ist unser Parkschein abgelaufen und wir ziehen weiter zur Pier Mall, wo es ein lecker Mittagessen gibt. Anschließend fahren wir noch ein bisschen ziellos durch die Stadt und genießen noch etwas den Meerblick an der Esplanade. Schließlich fahren wir eher als geplant zum Office der East-Coast Rentals. Die Abgabe des Corolla verläuft unkompliziert und ich bin erleichtert, als niemand unsere Tour nach Magnetic Island anspricht. Ein Kleinbus steht schon bereit und bringt uns gleich darauf zum Flughafen. Als wir das International Terminal betreten sind wir irritiert. Lediglich ein Reisender sitzt verloren in der riesigen Halle, ansonsten herrscht Totenstille. Kein Angestellter weit und breit. Na gut, bis zu unserem Flug sind es noch 5 Stunden Zeit und vorher geht wohl kein anderer Flug mehr. Schließlich geht alles gut und wir können planmäßig um 21.50 Uhr nach Bali starten.
Das war nun Australien. Wir hatten eine großartige Zeit hier. Trotzdem bleibt ein kleiner Beigeschmack. Nicht unbedingt wegen der selbstverschuldeten Negativerlebnisse oder der gesundheitlichen Probleme. Allerdings war unser Hauptanliegen das Tauchen und bis auf die zwei Tauchgänge am Wolf Rock war das doch eher enttäuschend. Wahrscheinlich würden wir uns beim nächsten Mal einen anderen Schwerpunkt setzen, das sollte in down under kein Problem sein.
Nun schauen wir nach vorn und freuen uns auf unsere Freunde und Familienangehörigen in Bali.