Veröffentlicht: 31.10.2016
Nach einem reichlich einstündigen Katzensprung mit Virgin Australia landen wir am Nachmittag des 27.Oktober wohlbehalten in Brisbane. Komischerweise müssen wir mal wieder die Uhren umstellen, obwohl die beiden Städte auf demselben Längengrad liegen. Der Grund ist schnell gefunden. Die Sommerzeit, ja das gibt es hier auch, wird nicht von allen Bundesstaaten gut geheißen. New South Wales (Sydney) hat sie und Queensland (Brisbane) eben nicht. Ein Durcheinander...
Mit der Bahn dauert es dann noch einmal eine halbe Stunde bis ins Stadtzentrum. Laut Beschreibung soll unser Hotel, das `Metropolitan Motor Inn`, nur 8 Minuten Fußweg von der Central Station entfernt sein. Wir verzichten also auf ein Taxi und machen uns zu Fuß auf den Weg. Das es fast nur ziemlich steil bergauf geht, stand jedoch nirgendwo geschrieben und wir haben unsere liebe Mühe, die großen Taschen bis zur Unterkunft zu zerren. Dazu ist es merklich wärmer als noch zuvor in Sydney und wir schwitzen mal wieder so richtig. Egal, ist ja für einen guten Zweck.
Brissie, wie die Einheimischen sagen, ist zwar auch eine Millionenstadt, kommt aber längst nicht so hektisch daher, wie die große Hauptstadt. Da wir nur zwei Übernachtungen haben, nutzen wir den einen kompletten Tag für ein bisschen Sightseeing und Shopping. Man kann zwar auch Touren machen, z.B. Whalewatching mit Geld-zurück-Garantie bei Erfolglosigkeit, aber dazu haben wir keine Lust. Zuerst reservieren wir uns bei `East Coast Rental` ein Auto für die Fahrt nach Cairns, wofür wir dann knapp zwei Wochen eingeplant haben. Natürlich mit einigen Stopps, denn wir wollen ja auch was von der Umgebung und vor Allem von der Unterwasserwelt sehen.
Anschließend bummeln wir gemütlich durch Chinatown, wo gerade die letzten Vorbereitungen für eine dreitägige Halloween-Party laufen. Das wird hier wohl noch richtig zelebriert. Mit der Bahn geht es dann nach South-Brisbane und Riverside, wo man seine Zeit ganz gemütlich vertun kann. Auf die Fahrt mit dem Riesenrad `Wheel of Brisbane` verzichten wir allerdings, da uns die 19 AUD pro Person zu happig vorkommen, die 110 AUD für eine VIP-Gondel erst recht :-) Zu Fuß geht es dann weiter in die Innenstadt, die dank ihrer Übersichtlichkeit recht schnell erkundet ist. Den Rest des Tages nutzen wir zum Tagebuch- bzw. Blogschreiben, Bilder sortieren und bearbeiten sowie zum Relaxen.
Am nächsten Morgen hole ich wie vereinbart gegen 10.30 Uhr unser Vehikel für die nächsten zwei Wochen ab. Der schicke weiße Corolla mit Automatikschaltung fährt sich gut und ich habe keine Probleme, zum Hotel zurück zu finden. Bis zu unserer ersten Station, Rainbow Beach, sind es etwas über 200 km, sodass wir nicht hetzen müssen. Mit Google-Maps-Unterstützung von meinem Ersatztelefon geleitet, kommen wir problemlos aus der Stadt und fahren den `Bruce Highway` in Richtung Norden. Abgesehen vom Linksverkehr und dass `Burger King` an den Raststätten hier `Hungry Jack` heißt, ist eigentlich alles so, wie wir es von Zuhause kennen. Nach einer kurzen Rast verlassen wir bei Gympie den Highway und fahren die letzten 65 km über gut ausgebaute Landstraßen bis nach Rainbow Beach. Unsere Unterkunft, das ` Rainbow Getaway Holiday Appartments` , haben wir gestern schnell noch über Booking.com gebucht. War auch gut so, denn es sind kaum noch Unterkünfte frei, da viele Australier hier gern das Wochenende verbringen. Als wir ankommen, schickt sich gerade eine größere Gruppe schwedischer Farmer an einzuchecken. Wir kommen ihnen zuvor und als wir unser Appartement beziehen, verschlägt es uns die Sprache. Die Bude ist riesig, damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Neben einem großen Wohnzimmer mit Einbauküche haben wir in der Maisonettenwohnung drei Schlafzimmer, zwei Bäder, ein Gästeklo , zwei Balkons und eine Garage fürs Auto. Und das zu einem absolut vernünftigen Preis, wenn man die Komplettaustattung mit Waschmaschine und Trockner etc. bedenkt. Zudem wirkt alles noch ziemlich neu und ist blitzsauber. Hier kann man sich wohlfühlen.
Am späten Nachmittag verschlägt es uns zum `Carlo Sandblow`. Nach einem kurzen Waldspaziergang steht man mit einmal auf einer riesigen Sanddüne, mehrere hundert Meter lang und breit. Auf einer Seite bietet sich ein fantastischer Ausblick auf das Meer und die `Coloured Sands`, denen der Rainbow Beach seinen Namen verdankt. Auf der anderen Seite genießt man den nicht weniger eindrucksvollen Ausblick ins Hinterland. Dort hat sich auch schon eine Menge Volk versammelt, um auf den Sonnenuntergang zu warten. An den seitlichen Hängen frönen derweil zumeist Jugendliche Sandboarder ihrem Hobby, während Drachenflieger und Paraglider die steile Klippe zum Meer hin als Startrampe nutzen. Platz ist für alle reichlich vorhanden.
Bei den `Wolf Rock Divers` haben wir für den nächsten Tag eine Tauchausfahrt zum `Wolf Rock` gebucht. Eigentlich nur vom Namen angezogen, bin ich seinerzeit bei der Planung schon von den Beschreibungen der Tauchgänge mit den grauen Ammenhaien und anderen Grossfischarten fasziniert gewesen. Pünktlich um 8.00 Uhr sind wir da und werden von Kevin in Empfang genommen. Er sieht ein bisschen so aus, wie man sich einen alten Seebären vorstellt. Gemeinsam mit seiner Frau Cheryl schmeißt er den ganzen Laden und bietet nebenbei auch Unterwasser-Arbeiten an. Ein uriger, netter Typ, dem man anmerkt, dass er weiß, was er tut. Mit uns werden noch je ein australisches und ein kanadisches Pärchen sowie ein Aussie aus Brisbane tauchen. Als alle mit Ausrüstung versorgt sind und ihren Obolus entrichtet haben, geht es mit dem Jeep nebst Schlauchboot auf dem Trailer zur Marina. Die Bootstour zum `Wolf Rock` beginnt zunächst ganz gemütlich in geschützten Gewässern, so dass wir denken, so schlimm können die 45 Minuten gar nicht werden. Nachdem wir das offene Meer erreichen, haben wir ganz schnell eine andere Meinung. Die See ist rau und lässt die kleine Nußschale ziemlich auf und ab hüpfen. Als wir `Wolf Rock` erreichen, haben wir eine Vorahnung, was uns unten erwartet. Der kleine Felsen, ca. 1 km vor der Küste gelegen, wird von großen Brechern überspült, man kann die heftige Strömung drum herum förmlich sehen. Auch als das Boot an einer Boje festgemacht ist, wird es vom Wellengang hin und her geworfen. Gemütliches Tauchen ist anders.
Ich bin als einer der Ersten im Wasser und halte mich gemäß Kevins Briefing an einer Leine an der Bordwand fest, um nicht abgetrieben zu werden. Dann hangeln wir uns im Gänsemarsch bis zur Boje, wo wir an der Leine abtauchen und auf 5m warten, bis Kevin das okay gibt. Er führt den ersten Tauchgang, während Cheryl Bootswache hält. An einer dicken Leine mit Plastiküberzug geht es bis auf zwanzig Meter hinunter, dann lassen wir uns fallen und arbeiten uns auf 30m gegen die Strömung um die Felsen herum. Die Sicht ist zwar recht bescheiden, dafür gibt es reichlich Fisch. In einem Kanal warten mehrere große graue Ammenhaie auf Beute. Genau deswegen sind wir da. Den majestätischen Jägern scheint die irre Strömung absolut nichts auszumachen. Scheinbar mühelos gleiten sie durchs Wasser. Dafür haben einige unserer Mittaucher ihre liebe Mühe und sind bald an dem Punkt, wo ihr Luftvorrat eine Umkehr notwendig macht. Beim Umrunden des Felsens sehen wir Adlerrochen, Stachelrochen, eine Schildkröte und viel Kleinzeug. Kevin liefert die Leute mit schmalem Flascheninhalt an der Aufstiegsleine ab und wir drehen noch eine Runde. Ein fast frei sitzender Oktopus an einer Felswand ist die Belohnung.
In der Oberflächenpause lassen Maikes Tabletten gegen Seekrankheit nach und sie muss unfreiwillig die Fische füttern. Angesichts unserer relativ langen Tauchzeit im Verhältnis zu den Anderen und der Tatsache, dass Maike trotz Übelkeit den zweiten Tauchgang angeht, prägt Kevin den Begriff der `German Superdivers`. Wir wehren natürlich bescheiden ab, aber gut klingt es trotzdem :-)) Den zweiten Tauchgang absolvieren wir nur zu dritt, mit Cheryl als Guide. Die zwei anderen Pärchen passen aus verschiedenen Gründen. Wie beim Ersten sehen wir etliche der Ammenhaie, einen Leopardenhai, einen großen, gefleckten Stachelrochen und dazu noch ganze Schulen von Adlerrochen, ein grandioser Anblick. Ganz kurz kriegt Maike einen Schreck, als ein großer Ammenhai genau auf mich zu und dann knapp unter mir hindurch schwimmt. Aber die tun ja nichts, die wollen bloß spielen. :-) Schade, dass die Fotos auf Grund der schlechten Sicht nicht besonders viel hergeben.
Zurück an der Basis spülen wir zunächst die Ausrüstung, bis Kevin den Kühlschrank öffnet und für jeden ein kühles Carlton Draught hervorzaubert. Wir sitzen noch eine Weile zusammen und spinnen Taucherlatein. Hat Spaß gemacht und einer unserer Aufkleber hat eine gute Verwendung gefunden.
Den zweiten geplanten Tauchtag schenken wir uns. Kevin wäre mit nur zwei Leuten nicht rausgefahren und so ersparen wir uns die anstrengende Schaukelei auf dem Boot. Stattdessen fahren wir bisschen durch die Gegend und laufen an ewig langen, fast menschenleeren Stränden entlang. Gibt wenigstens etwas Farbe und etwas Entspannung hat noch nie geschadet.
Morgen müssen wir unsere schöne Butze schon wieder verlassen. Wir werden auf dem Weg nach Airlie Beach in Rockhampton übernachten, damit die Fahrt nicht zu lang wird. Man kann es zwar an einem Tag schaffen, aber wir sind ja im Urlaub und nicht auf der Flucht.