Dibbeldabbeldour-Südsee-Teil 2
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06.04.2019 # Outback, Tag 1, von Alice Springs nach Palm Valley

Veröffentlicht: 11.04.2019

Das ‚Jump Inn‘ bietet verschiedene Zimmerkategorien für Reisende jeglicher Couleur an. Man trifft dort die klassischen, eher jugendlichen Work&Traveller, Backpacker und naja, solche wie uns, die in keine der beiden Kategorien passen. Dazu gibt es eine gut sortierte Bar, die am Abend auch die lokale Nachbarschaft anzieht. Im Großen und Ganzen keine schlechte Unterkunft und noch dazu recht erschwinglich. Nachdem wir allerdings die Gemeinschaftsküche gesehen haben, sind wir froh, dass wir uns mit niemandem ein Badezimmer teilen müssen.

Am Morgen der Abfahrt gibt es nur ein karges Frühstück, bestehend aus Kaffee und trockenem Toast, nachdem wir uns mal wieder so richtig ausgeschlafen haben. Gegen 9.15 Uhr fahren wir zum Coles-Supermarkt und decken uns mit allem Nötigen für die fünftägige Campertour ein. So bunkern wir über 40l Trinkwasser, 2 Brote, Nudeln, Wurst, Käse, Kaffee, Eier, Fertigsuppen sowie ein paar Sachen aus dem Haushaltssektor. Damit fühlen wir uns gut gerüstet. Der Liquorstore, wo wir noch unsere Schlummertrunks kaufen wollen, macht erst um 10.00 Uhr auf, sodass wir noch ein paar Minuten warten müssen. Als alles im Toyota Landcruiser verstaut ist, wird mir ein wenig bange angesichts der Enge. Golf spielen kann man darin sicher nicht.

Um kurz nach 10.00 Uhr sind wir endlich auf der Piste. Es gibt zwei Möglichkeiten, zum Palm Valley zu gelangen. Ich entscheide mich schließlich für die längere Strecke über Glen Helen nach Hermannsburg durch die West Mac Donnell Range, weil ich gelesen hatte, dass die Route landschaftlich reizvoller sein soll. Google Maps hat für die rund 280 km eine Fahrzeit von etwa viereinhalb Stunden ausgespuckt, so dass wir keinerlei Eile haben.

So verlassen wir Alice Springs und folgen dem Larapinta Drive. Die Fahrt ist anfangs noch aufregend, weil die Eindrücke der Umgebung noch neu sind. Das Landschaftsbild ändert sich allerdings nur sehr sporadisch und wirkt dadurch mit der Zeit eintönig. Erstaunlich auch, wie wenig Verkehr hier herrscht. Es ist gar nicht so selten, dass man eine Stunde lang kein anderes Fahrzeug sieht. Wenn dann mal eines entgegenkommt, wird freundlich gegrüßt.

In Glen Helen wollen wir eigentlich für einen Verpflegungsstop ranfahren und bei der Gelegenheit irgendeine touristische Attraktion besichtigen, deren Name mir gerade entfallen ist. Dummerweise verpasse ich die Abfahrt bzw. nehme diese, wenn sie denn da war, nicht als solche wahr. Auf einem Rastplatz probieren wir deshalb zum ersten Mal unsere Küche aus. Wasser kochen klappt schon mal, dann sollte alles andere auch keine Probleme machen.

Nach einem Zwischenstop im Gosses Bluff Krater fahren wir weiter in Richtung Hermannsburg bis zum Abzweig Finke Gorge Nationalpark. Ab da haben wir zum ersten Mal echtes Offroad-Feeling, gut dass wir einen Allrader haben. Reichlich 20 km geht es durch ein ausgetrocknetes Flussbett bis zum Palm Valley Campground, einem kleinen aber feinen Campingplatz mit sauberem WC, Dusche und Grillplatz. Als wir ankommen, ist lediglich ein anderer Camper dort und bis zum Abend sollte auch nur noch ein weiterer hinzukommen. Da wir weit genug auseinander stehen, haben wir wirklich das Gefühl, allein zu sein.

Die Übernachtungsgebühr beträgt 12 AUD und muss in eine Art Kasse des Vertrauens entrichtet werden. Dafür gibt es Blanko-Umschläge, die man ausfüllen muss und in die dann das Geld kommt. Blöd nur, wenn man, wie wir in dem Moment, nicht ausreichend Kleingeld dabei hat. Einen ganzen Fuffi wollten wir dann auch nicht dort lassen, also stecken wir kurzerhand 10 € in den Umschlag und haben ein gutes Gewissen.

Nach allem, was ich im Vorfeld gelesen hatte, sollte es einen leicht zu begehenden Pfad durch das wunderschöne Palm Valley geben. Also ziehen wir uns unsere Wanderschuhe (!) an und machen uns trotz der Hitze und der Fliegen auf den Weg.

Ach ja, die Fliegen. Das gesamte rote Zentrum ist wohl das Mekka der Fliegen. Seitdem wir in Alice Springs aus dem Flugzeug gestiegen sind, verfolgen sie uns. Ganz egal, wo man aus dem Auto steigt oder sich sonstwie im Freien bewegt, nirgends kann man sich ihnen entziehen. Nicht, dass sie einfach da sind und einen umschwirren, wie wir das von zuhause gewohnt sind. Nein, die Biester kriechen einem regelrecht in Nase und Ohren, setzen sich hinter der Sonnenbrille fest und wer weiß, wie viele ich ausversehen verschluckt habe. Man ist eigentlich ständig mit den Händen am wedeln, um sie für einen Moment los zu sein. Die Kamera für ein scharfes Foto ruhig zu halten ist manchmal ein einziger Akt des Willens. Ruhe hat man erst, wenn man wieder im Auto sitzt oder mit Einbruch der Dämmerung, wenn die Fledermäuse aktiv werden und die Plage fast augenblicklich aufhört. Um dann am nächsten Morgen unvermindert weiter zu gehen.

Erst bemerken wir das Fehlen der Palmen ringsherum gar nicht so sehr. So richtig klar wird uns das erst, als wir das Hinweisschild sehen, nach dem es bis zum eigentlichen Palm Valley noch 4 km sind. Angesichts der Temperaturen erkunden wir dann lieber die nähere Umgebung mit der Option, am nächsten Morgen mit dem Auto näher ran zu fahren.

Als es dunkel wird, genießen wir die Stille ringsum und den gigantischen Sternenhimmel über uns. Die Milchstraße strahlt so hell, wie wir es bisher selten zu sehen bekamen, traumhaft. Ich versuche gleich mal, mit der GoPro eine Night Lapse zu drehen, also einen kurzen Film, in dem sich der Nachthimmel quasi bewegt. So richtig gelingt es mir noch nicht. Wahrscheinlich habe ich den Abstand zwischen den einzelnen Bildern zu groß gewählt. So ist im Film keine flüssige Bewegung zu sehen, sondern eher ein gelegentliches Ruckeln. Na macht nichts, dann versuche ich es eben noch einmal.

Als wir uns zur Ruhe begeben, kann ich durch mein Fenster die Sterne sehen. Großartig, genauso hatte ich es mir vorgestellt.

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