Dibbeldabbeldour-Südsee-Teil 2
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30.-01.06.2019 # Java / Bandung

Veröffentlicht: 05.06.2019

Um kurz nach 9.00 Uhr lassen wir uns mit dem Taxi zum Bahnhof fahren. Der Zug geht erst in anderthalb Stunden, sodass wir genügend Reserven für Eventualitäten haben.

Die Buchung der Fahrkarten über tiket.com ist recht einfach. Einzig die Sitzplatzreservierung macht mitunter Probleme, wenn man die vom Portal voreingestellten Plätze ändern will. Mit seiner Buchungsbestätigung geht man zum Automaten, scannt den Barcode ein und schon werden die personalisierten Bordkarten gedruckt. Zum Abfahrtsbereich gelangt man nur mit gültiger Bordkarte in Verbindung mit dem aufgedruckten Ausweisdokument. Die Kontrollen sind ziemlich gründlich. Der Zug nach Bandung kommt schon eine halbe Stunde vor der geplanten Abfahrt, so müssen wir gar nicht lange auf dem Bahnsteig warten. Wir beziehen unsere Plätze in der ersten Reihe und machen es uns gerade gemütlich, als ein Bediensteter kommt und die Sitzreihen umdreht. Naja, letzte Reihe ist auch okay. Die rund dreieinhalb Stunden Fahrt bis Bandung vergehen dann wie im Flug. Die Sitze sind sehr bequem, man hat wesentlich mehr Beinfreiheit als im Bus oder Flieger. Gute Wahl also.

Als wir die Randbezirke Jakartas passieren, werfen wir noch einen Blick auf die Schattenseiten der schillernden Metropole. An Kanälen oder Flussläufen sieht man zahlreiche ärmliche Behausungen, fast schon mit Slumcharakter. Dann ändert sich das Bild und die Fahrt geht an Reisfeldern und kleinen Ortschaften vorbei. In der Ferne lugt auch der ein oder andere Vulkan aus dem Dunst. Schade, dass die Fensterscheiben getönt (und etwas dreckig) sind. Ansonsten wären sicher ein paar schöne Schnappschüsse entstanden.

In Bandung heuern wir gleich den ersten Taxifahrer an, der vor dem Bahnhof wartet. Deni macht einen fairen Preis für die Fahrt zum Hotel und hat auch sonst gleich ein Programm für uns parat. Am liebsten würde er mit uns kurz nach dem Einchecken schon zu einer Musik- und Tanzaufführung fahren. Wir lehnen höflich ab und vereinbaren mit ihm stattdessen eine Tour für den nächsten Tag. Für zwei Nächte mieten wir uns im el Royale Hotel ein. Eigentlich nicht ganz unsere bevorzugte Hotelart. Den Ausschlag für die Buchung hat wohl damals die Nähe zum Bahnhof gegeben. Das Haus scheint gut besucht zu sein. Man sieht überwiegend indonesische Familien, andere Langnasen wie uns sucht man vergeblich. Während Anne im zweiten Stock wohnt, beziehen Maike und ich ein Zimmer in der 15. Erage. Vom Balkon aus hat man einen schönen Blick über die Stadt bis zu den Vulkanen südlich Bandungs. Wenn sie sich denn mal aus dem allgegenwärtigen Dunst schälen.

Am späten Nachmittag schlendern wir ein paar Querstraßen weiter durch ein Amüsierviertel mit zahlreichen Restaurants und Bars. Letztere sind allerdings geschlossen und müssen sich noch bis zum 4. Juni gedulden. Nach dem Fastenbrechen steppt dann sicherlich hier auch der Bär. Von irgendwo hören wir Livemusik. Als wir uns dahin begeben, stehen wir plötzlich in einer Straße mit lauter Fressbuden. Pesona-Festival 2019 steht auf einigen Schildern ringsum. Pesona bedeutet übersetzt soviel wie Charme. Wir werfen uns ins Getümmel und werden mancherorts ziemlich bestaunt. An einem Wurststand probieren wir eine hiesige Bockwurst am Stiel. Kann man mal essen, aber kein Vergleich zu denen, die wir gewohnt sind. Da fehlt wahrscheinlich Schwein als Zutat. Logisch.

Dann beginnt es zu tröpfeln und wir gehen vorsichtshalber wieder in Richtung Hotel. Unterwegs kehren wir in einem Restaurant ein, schließlich ist es Zeit zum Abendessen. Außerdem ist Himmelfahrtstag und da sollte es doch zumindest ein ordentliches Bier geben. Gibt es auch. Allerdings werden hier die Regeln des Koran wieder etwas anders ausgelegt. Mit dem Verweis auf Ramadan bekommen wir unser Bintang in Kaffeetassen..:-) Na dann fröhlichen Vatertag, prost !

Am nächsten Morgen steht Deni pünktlich um zehn Uhr bereit. Wir haben einen Festpreis von 800.000 IDR (50 €) für den gesamten Tagestrip mit drei oder vier Stationen ausgemacht. Das erschien uns für drei Personen nicht zu teuer. Zuerst fahren wir zum Tangkoban Perahu Vulkan. Der ist etwas mehr als 2000m hoch wird auch scherzhaft als Drive-In-Vulkan bezeichnet, weil man mit dem Auto bis ganz nach oben fahren kann. Was für Faule also. Es gibt einen großen, inaktiven Krater am Gipfel sowie mindestens einen aktiven Krater an der Flanke. Der letzte Ausbruch mit der zweithöchsten Warnstufe ist gerade mal sechs Jahre her und auch heute noch hat man den typischen Geruch von Schwefelverbindungen in der Nase.

Wie an solchen Orten üblich, wird auch hier ordentlich Geld mit Touristen verdient. Am Eingang zum großen Krater entrichtet man 300.000 IDR p.P.. Dafür kann man, so man denn Lust hat, eine Gratwanderung um den Kessel unternehmen. Wir haben keine Lust. Will man den aktiven Krater besichtigen, werden noch einmal 100.000 IDR pro Nase fällig. Den wollen wir natürlich sehen. Allerdings versäumen wir es, beim Kauf der Tickets zu fragen, ob der Guide im Preis enthalten ist. Seitdem wir ausgestiegen sind, hat sich einer bereits beharrlich an unsere Fersen geheftet und uns mit dem Verweis auf seinen offiziellen Ausweis, den er angeclipt an seiner Jacke trägt, in Beschlag genommen. Schließlich lassen wir es geschehen und so führt er uns die rund 1,2 km über einen schattigen Waldweg zur Kawah Domas, dem aktiven Krater. Die Aktivität zeigt sich an zahlreichen Stellen, an denen Dampf oder heißes Wasser aus der Erde treten. In zwei Pools kann man ein Bad nehmen oder sich mit angeblich heilsamem Schlamm massieren lassen. Natürlich gegen Aufpreis :-) Maike nimmt das Angebot an und sieht mal wieder ziemlich beschmiert aus.

Während wir auf das Ende der Behandlung warten, erzählt mir der Guide, dass er kein Geld von den Betreibern für seine Tätigkeit erhält. Nachtigall…. Natürlich lassen wir uns von seiner Geschichte erweichen und geben ihm jeder noch einmal knapp 10 €, bevor wir uns verabschieden. Als Deni später davon hört, ist er empört und meint, der Kerl wäre ein Lügner und wir hätten viel zu viel bezahlt. Wieder etwas gelernt.

Anschließend fahren wir zum Cimahi Wasserfall. Deni meint, Schwimmen wäre dort möglich. Es ist zwar nicht so heiß wie in Jakarta, aber doch warm genug, um sich eine Abkühlung zu verschaffen. Also nehmen wir unsere Badesachen mit, als wir uns unter dem infernalischen Lärm von bestimmt Millionen Grillen über rund 400, teils glitschige Stufen an den Abstieg ins Tal machen. Die tropische Vegetation ringsherum ist atemberaubend. Unten dann die Enttäuschung. Jede Stelle, an der man seine Sachen ablegen könnte, ist nass von der Gischt, die der Wasserfall versprüht. Hinsetzen ist nicht und um schwimmen zu gehen, müsste man sich über das glatte Gestein bis zum Pool balancieren. Nee, das war wohl nichts. Einigermaßen ernüchtert machen wir uns an den Aufstieg, den wir bis dato aus den Gedanken verdrängt hatten. Schneller als gedacht sind wir wieder oben, was Teile der Gruppe noch mit einem ausgewachsenen Muskelkater bezahlen werden. Zum Ausgleich lassen wir uns noch zu einem Outlet-Center fahren, wo wir nach einem Kaffee noch ein bisschen shoppen. Obwohl wir gar nicht soo viel gemacht haben, war der Tag doch so anstrengend, dass wir alle weiteren Programmpunkte streichen und zum Hotel zurück fahren. Maike und ich gehen später noch höllisch scharfe Nudeln essen, während Anne auf Grund von Unstimmigkeiten im Verdauungstrakt passen muss.

Das war es dann auch schon mit Bandung. Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Zug weiter nach Yogyakarta. Als wir aus dem Hotel auschecken, spielt im Foyer eine Folklore-Band. Als ich ein Foto mache, werde ich nachdrücklich dazu aufgefordert, doch gefälligst mitzuspielen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und werde für ein paar Minuten Teil des Ensembles. Trotz aller Mühe kann ich mit den Meistern natürlich nicht mithalten und bin froh, dass Deni schon da ist und uns zum Bahnhof fahren will.

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