Dibbeldabbeldour-Südsee-Teil 2
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01.-04.06.2019 # Java / Yogyakarta und nach Bali

Veröffentlicht: 07.06.2019

Die Zugfahrt nach Yogyakarta, dem kulturellen Zentrum Javas, dauert ca. 7 Stunden. Durch einen Fehler im Buchungssystem sitzen wir alle in verschiedenen Reihen im Waggon verteilt. Glücklicherweise sind die Indonesier diesbezüglich recht locker drauf und so tauschen die Beiden, die im Laufe der Fahrt den Platz beanspruchen ohne weiteres ihren Sitz mit Maike, sodass wenigstens wir nebeneinander sitzen können. Die Fensterscheiben bieten diesmal einen besseren Durchblick, als auf unserer ersten Fahrt und so können wir einige Schnappschüsse von der vorbeifliegenden Landschaft machen. Manche Orte, die wir passieren, gleichen aus der Ferne kleinen Dörfern in der Heimat. Einzig die großen Reisfelder ringsherum oder kunstvoll angelegte Reisterrassen bilden dazu einen großartigen Kontrast.

In Joggja, wie die Yogyakarta auch genannt wird, werden wir schon von Agus erwartet. Deni hatte uns angeboten, seinen Freund für eine Tagestour anzuheuern, wenn wir ein Drittel des vereinbarten Preises als Anzahlung leisten. Er erschien uns bis jetzt immer vertrauenswürdig und so willigen wir nach kurzer Überlegung ein. Nicht zuletzt weil er darauf besteht, dass ich seine ID-Card quasi als Rückversicherung abfotografiere. :-)

Unser Hotel ‚Aveta‘ liegt unweit des Bahnhofs in Malioboro, so etwas wie dem Vergnügungsviertel von Joggja . Trotzdem benötigen wir mehr als zwanzig Minuten bis dahin. Die direkte Zufahrt ist gesperrt, sodass wir einen Umweg fahren müssen. Außerdem sind die Straßen und Fußwege hoffnungslos überfüllt. Es ist Wochenende und da kommen auch viele Leute von außerhalb nach Joggja um hier eine schöne Zeit zu haben. Maike und ich sind mit unseren indonesischen Freunden vor vier Jahren schon einmal für eine Stipvisite hier gewesen und schon damals waren wir gefangen von dem typischen Flair Malioboros mit seinen zahlreichen Läden, Restaurants, Bars und Streetfood-Ständen.

Agus hat trotz Google Maps einige Mühe, das Hotel zu finden. Der Eingang liegt in einer kleinen Gasse, die von der Hauptstraße abgeht, allerdings findet man keinen Hinweis darauf. Ein freundlicher Einheimischer weist uns schließlich den Weg, nachdem unser Fahrer von einem Polizisten nachdrücklich darauf hingewiesen wird, dass er unmöglich länger hier parken darf. Das ‚Aveta‘ wird derzeit einer Generalüberholung unterzogen und sieht daher teilweise wie eine Baustelle aus. Fairerweise hatte uns das Management schon vor einiger Zeit darüber unterrichtet, dass der Pool und die Rooftop-Bar nicht nutzbar sind. Für uns kein Grund für eine Umbuchung. Unsere Zimmer im fünften Stock haben wohl ihre Frischzellenkur schon hinter sich und wirken entsprechend neu.

Am Abend werfen wir uns ins Getümmel auf der Malioboro Street. Unglaublich, dieser Strom von Menschen und Fahrzeugen, der kein Ende zu nehmen scheint. An allen Ecken warten Pferdegespanne und Moped- bzw. Fahrrad-Rikschas auf Kundschaft. Erstaunlicherweise sieht man kaum westliche Ausländer hier, obwohl Joggja eine der bekanntesten Destinations für Backpacker in Java ist. Nachdem wir eine Weile vergeblich versuchen, ein Restaurant, in dem wir vor vier Jahren waren, aus dem Gedächtnis wiederzufinden, landen wir schließlich im ‚Legian‘. Dort kann man ausgezeichnet essen und trotz Ramadan ganz in Ruhe sein Bier trinken. Zudem kann man von der Terrasse im ersten Stock aus bequem das Treiben auf der belebten Hauptstraße beobachten. Hier steppt noch bis in die frühen Morgenstunden der Bär, wie ich leidvoll erfahren muss, als ich in der Nacht kurz nach 3 Uhr von lauten Trommeln geweckt werde, mit denen irgendjemand die Straße entlang zieht.

Für den nächsten Morgen haben wir uns für 9.00 Uhr mit Agus verabredet. Ursprünglich wollte er schon um 4 da sein, um uns den Sonnenaufgang über alten Steinen zu zeigen. Der Protest ist kurz und heftig. Uns reicht es, wenn wir die beiden bedeutendsten Tempelstätten, Borobudur und Prambanan, besichtigen, ohne dafür auf den wertvollen Nachtschlaf zu verzichten. Die Fahrt zum Borobudur, dem größten buddhistischen Bauwerk der Welt, dauert etwas über eine Stunde. Dort angekommen kaufen wir uns für 630.000 IDR (~ 39 €) ein Kombiticket für beide Tempel und sparen so noch ein paar Rupien. Locals haben einen separaten Eingang kommen natürlich deutlich günstiger weg.

Am Tempel selbst herrscht schon ein ziemliches Gedränge, sodass wir mitunter warten müssen, bis wir auf den steilen Stufen ein Stück weiter in Richtung der letzten Ebene vorankommen. Eine schweißtreibende Angelegenheit ist es noch dazu, denn die Sonne brennt um die Mittagszeit hier schon ziemlich heftig. So machen wir nur ein ausgiebiges Fotoshooting und bummeln noch ein wenig durch die weitläufige Anlage. Kurz vor dem Ausgang wird man automatisch durch eine kleine Stadt aus Souvenirständen geschleust, wo in jedem Büdchen gefühlt das Gleiche verkauft wird. Wir wundern uns immer wieder, wie sich das ob der Menge an Läden überhaupt für irgendjemanden rentieren kann. Agus ist relativ erstaunt, als wir schon lange vor der von ihm erwarteten Zeit am Treffpunkt erscheinen. Da ist er vermutlich anderes gewohnt. Auf dem Weg zum Prambanan Tempel halten wir an einem Restaurant, dass auf den ersten Blick wie eine Touristenfalle wirkt. Die anfängliche Skepsis verfliegt jedoch nach dem ausgezeichneten Mittagessen zu einem normalen Preis. Derart gestärkt widmen wir uns nun dem Prambanan, dem größten hinduistischen Tempel Indonesiens. Im Gegensatz zum Borobudur besteht der aus mehreren einzelnen Steingebilden und gefällt mir von der Anlage her besser. Leider wurde ein großer Teil bei einem Erdbeben im Mai 2006 zerstört, sodass man die ursprüngliche Größe und Schönheit nur mehr erahnen kann. Beeindruckend ist er trotzdem. Wir nehmen uns ausgiebig Zeit für die Besichtigung. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen, sodass wir nicht mehr ständig auf der Suche nach einem schattigen Platz sein müssen. Agus erwartet uns schon am Ausgang. Als er zaghaft noch einige andere Ziele ins Spiel bringt, winken wir dankend ab. Das Rumgelatsche den halben Tag lang hat uns doch ein wenig müde gemacht. Am Hotel bezahlen wir den mit Deni vereinbarten restlichen Preis und verabschieden uns von Agus. Schön, dass alles so super geklappt hat. Deni hatte sich zwischenzeitlich schon mehrmals telefonisch gemeldet und war wahrscheinlich ebenso froh, dass alles glatt gegangen ist. Schließlich stand ja sein Ruf auf dem Spiel.

Die Mädels wollen am Abend Pizza essen und so rücken wir in der benachbarten Mall bei Pizza Hut ein. Anschließend möchte Anne etwas ruhen und so ziehe ich mit Maike allein noch etwas um die Häuser. Schließlich finden wir die ‚Lucifer‘-Bar in der wir beim letzten Mal eingekehrt waren und wo sich unser Freund Wolfgang angesichts der lautstarken Musik die ganze Zeit die Ohren zuhalten musste. Diesmal sind wir fast die einzigen Gäste und die Lautstärke ist erträglich. Bei einem Bintang schwelgen wir ein wenig in Erinnerungen, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Kurz vor dem Aveta lauschen wir noch einer einheimischen Band, die dort auf dem Fußweg aufspielt. Der Vortänzer, eine Prinzessin vor dem Herrn, gibt sich alle Mühe, das umstehende Publikum zu animieren. Wir sind allerdings die Einzigen, die applaudieren. Das kennt man hier wohl nicht so.

Am nächsten Morgen machen wir uns nach dem Frühstück auf die Suche nach einem gescheiten Kaffee und werden nebenan in der Mall bei J.Coffee fündig. Wir haben für den Tag nichts weiter geplant. Unser Zug geht um kurz nach 6 Uhr abends und so nutzen wir die verbleibende Zeit für ein paar Besorgungen in fußläufiger Umgebung. Für mich gibt es ein paar neue Latschen und eine Sonnenbrille. Die alte hat mittlerweile arg gelitten, selbst die Bügel fangen schon an zu zerbröseln. Ist aber auch schon ziemlich rumgekommen, das gute Stück. Nachmittags schreibe ich noch den letzten Blogeintrag, bevor mich der Hunger aus dem Zimmer treibt. In der kleinen Gasse unter unserem Balkon gibt es leckere Nudeln vom Warung, spicy natürlich.

Beim Auschecken dann eine kleine Überraschung. Wir haben die Zimmer ja bis zum nächsten Tag gebucht, weil noch nicht klar war, wann und wie wir nach Bali fahren. Nach Rücksprache mit Booking.com erlässt uns das Hotel dann den Preis für einen halben Tag. Feiner Zug das. Zudem bekommen wir jeder für das Frühstück, dass wir nun verpassen, jeweils ein Lunchpaket gepackt. Das gibt es auch nicht überall. Aufgrund der Nähe zum Bahnhof verzichten wir auf ein Taxi und laufen durch die Menge das Stück bis zum Bahnhof.

Unser Zug nach Banyuwangi, ganz im Osten Javas, kommt mit ein paar Minuten Verspätung an. Von allen, die wir auf Java genutzt haben, ist es wohl das älteste Modell, wenn man sich die abgewetzten, wackligen Sitze und das Hock-Klo anschaut. Naja, wenigstens funktioniert die Klimaanlage. Der Waggon ist sogar so unterkühlt, dass wir froh sind, als Decken ausgeteilt werden. Anne hat sich da schon kleidungstechnisch wie für eine Polarexpedition ausgestattet und alles, was sie an langen Sachen mit hat, bereits an der Frau.

Weil der Zug nicht ausgebucht ist, können wir uns etwas breiter machen und haben jeder immer mal wieder eine ganze Zweierreihe zur Verfügung. Das lässt die knapp 13 Stunden Übernachtfahrt ganz erträglich werden und uns sogar für eine Weile schlafen. In Madiun soll der Zug planmäßig zehn Minuten halten. Maike und ich nutzen dass, um mal eine zu rauchen. Zufällig hält der Zug so, dass unsere Tür genau auf Höhe eines Smoking Areas auf dem Bahnsteig ist. Kaum sind wir ausgestiegen, kommt ein Uniformierter auf uns zu. Haben wir etwas falsch gemacht? Ach was. Er schüttelt uns freudestrahlend die Hand und fragt uns nach dem Woher und Wohin, bevor er einen Untergebenen heran zitiert und ihn Erinnerungsfotos schießen lässt. Dabei betont er immer wieder, wie froh er ist, uns zu sehen. Keine Ahnung, mit wem er uns verwechselt. In Surabaya, so ungefähr auf der Hälfte der Strecke, ist dann planmäßig der letzte größere Halt. Ich will die Zeit nutzen, um mir ein kaltes Getränk zu besorgen. Das Wasser, dass es im Zug gibt, ist eher das Gegenteil davon. Als ich zielstrebig den Bahnsteig in Richtung eines Supermarktes verlassen will, werde ich nach meinem Ticket gefragt. Mist, das ist natürlich im Rucksack. Ich könnte zwar jetzt raus, aber nicht unbedingt so einfach wieder hinein. Zähneknirschend verzichte ich daraufhin lieber.

Pünktlich um kurz nach 7.00 Uhr erreichen wir unser Ziel Banyuwangi. Noch etwas schlaftrunken vom Kurzschlaf taumeln wir aus dem Bahnhof, wo wir augenblicklich von Dokar-Fahrern (Fahrrad-Rikschas) bedrängt werden, die uns die paar hundert Meter bis zum Fährterminal fahren wollen. Klar, man kann das auch laufen, aber angesichts des Preises von umgerechnet etwas mehr als einem Euro gönnen wir uns den Spaß und wählen die faule Variante. Am Terminal werden wir direkt zum Ticket-Schalter durchgeschleust. Die Einzelfahrt nach Gilimanuk auf Bali kostet gerade einmal 6500 IDR, also nicht einmal 50 Cent. 20 Minuten später sitzen wir schon auf der Fähre. Großartig, dass die Verbindung ohne größere Wartezeiten funktioniert. Ich rufe meinen balinesischen Bruder Herman an, zu dem wir seit nunmehr sechs Jahren eine ziemlich enge Verbindung haben. Er wird uns von der Fähre abholen.

Die Überfahrt dauert dann noch einmal eine gute Stunde, aus der dank Zeitumstellung sogar zwei werden. Um mittlerweile kurz nach viertel 11 passieren wir also den Metalldetektor, der von schwer bewaffneten Soldaten umgeben ist. Während die Indonesier vor uns akribisch kontrolliert und sogar fotografiert werden, dürfen wir unbehelligt durchgehen. Herman wartet schon und wir begrüßen uns wie immer herzlich. Am Man’s Cottage and Spa, dass Herman mit seiner Frau Miya betreibt, werden wir auch schon erwartet. Wir sind nun schon zum sechsten Mal hier und gehören quasi schon zur Familie. Dementsprechend ist auch der Empfang. Unser Büdchen ist wieder liebevoll geschmückt und alle, die uns kennen, kommen zur Begrüßung. Irgendwie ist es wie nachhause kommen. Wir freuen uns auf zwei schöne Wochen. Morgen kommen unsere Freunde Kati, Ida und Uwe, die schon für ein paar Tage im Süden Balis unterwegs sind. Und am Freitag stoßen noch Chit, Sandy und Kwar Kwar aus Myanmar, mein Bruder Rico, unsere Freunde Peter und Jana, ihr Bruder Renè sowie Sascha, ein Tauchkumpel von Peter dazu. Bis dahin genießen wir die Ruhe, denn wir sind nahezu allein im Resort.

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