Veröffentlicht: 17.12.2023
Uns zieht es weiter gen Norden, über den Hai Van Pass mit einem Zwischenstopp in der alten Königsstadt Hue nach Vinh, das nach einer kompletten Zerstörung durch amerikanische Bombardements während des Vietnam-Kriegs heute einer sowjetischen Retortenstadt ähnelt.
Für diesen Streckenabschnitt haben wir uns für den Zug entschieden. Die Strecke zwischen Hanoi und Saigon/HCMC hat für das Land eine besondere Bedeutung. Die Züge verkehren unter dem Namen Wiedervereinigungsexpress. Die Wiederinbetriebnahme war eines der ersten Projekte nach dem Ende des Vietnam-Kriegs. Seit dem 31.12.1976 kann man die 1.726km von Hanoi bis Saigon ohne Umsteigen zurücklegen.
Es werden sicherlich die wenigsten die komplette Strecke an einem Stück fahren, auch wenn für die über 30 Stunden dauernde Fahrt auch mehr als genug Schlafwagen angekoppelt werden. Auch kann man bei Geschwindigkeiten zwischen 20 und 60km/h kaum von einem „Express“ sprechen. Viele Vietnamesen nutzen daher lieber das gute Netz aus Liegebussen, die sämtliche Provinzen miteinander verbinden oder steigen in einen Inlandsflug.
Trotzdem wohnt dem Ganzen ein gewisser Stolz inne. Der Zug ist das Symbol für ein wiedervereinigtes und souveränes Vietnam. Im Zug und auch an den Bahnhöfen, wo direkt am Bahnsteig alles erworben werden kann, was man für eine Zugfahrt brauchen könnte und noch vieles mehr, ist man ganz zwangsläufig teil des ganz normalen Lebens. Auch, weil man mit dem Zug gerne mal gewissermaßen direkt durch den Vorgarten fährt und sowohl am Bahnsteig als auch im Zug als Langnase hier ganz schnell Kontakt zu Mitreisenden, vor allem den ganz kleinen, aufnimmt.
Und atemberaubende Landschaften gibt es auch noch zu bestaunen, zum Beispiel den Hai-Van-Pass, der vom Zug aus noch wesentlich spektakulärer aussieht als von der Straße aus, die ein ganzes Stück abkürzt.
Robert