Jambo Kenya
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Sintflut

Veröffentlicht: 07.03.2019

Tag 153


Wieder einmal geht die Welt unter. Diesmal in Mar del Plata und um einiges heftiger, als beim letzten mal. Momentan sitze ich im siebten Stock unseres Hotels und blicke auf die langsam wieder zum Leben erwachende Großstadt. Wir sind für zehn Tage hier und es war eigentlich Strandurlaub geplant. Das Wetter macht uns da, Stand jetzt, einen Strich durch die Rechnung. Aber was solls, das gehört auch dazu.

Es sind 26 Grad, während ich in mattgrüner Badehose, einem kleinen Rucksack auf dem Rücken und meinem weißen Handtuch über den Schultern durch die Straßen Mar del Platas schreite. Laut Booking sind es zu Fuß acht Minuten zum Strand, also schaue ich auf die Uhr, um zu vergleichen. Ich gehe vorbei an Fleischereien und Panaderias, und schlängle mich zwischen hektischen Einheimischen hindurch. Am Strand angekommen der Blick aufs Handgelenk. Kommt hin. Der Himmel ist größtenteils blau, ein paar Wolken zwar, aber die stören nicht. Die Luft ist warm, die Wellen sehen gut aus und die Wetterapp verspricht für die nächsten vier Stunden keine Änderung. Seit gestern sind in Argentinien die Sommerferien vorbei, trotzdem ist es an einem Donnerstag um 11:30 hier proppenvoll. Mar del Plata gilt in Argentinien als das Bade- und Strandparadies und ist gerade für die Einwohner der Hauptstadt Buenos Aires extrem beliebt, um den stressigen Alltag an der Atlantikküste vergessen zu machen. Für uns war es zugegebener Weise weniger der stressige Alltag, als vielmehr die Sehnsucht nach ein paar Tagen festem Standort und natürlich der Strand, der uns für einen längeren Zeitraum in die siebtgrößte Stadt Argentiniens lockte. Als ich einen freien Platz gefunden hatte, breitete ich also mein Handtuch inzwischen von etlichen Sonnenschirmen aus, legte mich hin und genoss die Wärme und die stechende Sonne. Nachdem mich die Hitze nach zwanzig Minuten in das Meer gezwungen hatte und ich mich in die kühlen Wellen warf, legte ich mich wieder auf das Handtuch und machte kurz die Augen zu. Nur zehn Minuten später war der ganze Himmel von einer dicken grauen Wolkenschicht überzogen. Die ersten um mich herum packten schon zusammen und verließen den Strand. Ich und einige andere dumme Leute dachten, die Wolken würden gleich schon vorbei ziehen und der Strandtag würde noch nicht vorbei sein. Völlig aus dem Nichts fing es an zu schütten. Erst nur ein paar dicke Tropfen, wenig später aus allen Eimern. Ich packte schnell all meine Sachen zusammen und stolperte Richtung Strandausgang den aufgeregten Massen hinterher. Der Regen peitschte vom Himmel, dazu immer wieder Blitze und schon bald ging man nicht mehr auf Sand, sondern im durchnässten Matsch. Nach nur wenigen Minuten war ich bis auf die Haut nass, als wäre ich nochmal ins Meer gesprungen. Doch anstatt mich zu ärgern musste ich lachen. Ich lachte laut und die Argentinier um mich herum blickten mich verwirrt an, obwohl es mir manche auch gleichtaten. Es war einfach viel zu absurd die gesamte Situation und ich hatte so etwas noch nie erlebt. Von null auf hundert ist der größte Sturm entstanden, den ich bisher wohl erlebt habe und es war einfach nur lustig, die ganzen überforderten und hilflosen Menschen zu sehen, die irgendwie versuchten ihren Stuhl oder Klamotten als Schutz über den Kopf zu halten, was aber überhaupt nichts brachte. Nass waren wir sowieso alle. Auf einmal fing es an zu hageln und es wurde kalt. In meinen Badelatschen versammelten sich mehrere Hagelkörner und ich fror an den Füßen, also ging es in einer Art Laufschritt weiter, in der Hoffnung irgendeinen geeigneten Unterschlupf zu finden. Dabei ging ich einfach immer den Massen hinterher und achtete darauf, dass ich nicht in die metertiefen Pfützen trat. Dieses Slalom Gelaufe von all diesen Menschen muss aus der Vogelperspektive schön ausgesehen haben. Endlich fanden wir einen halbwegs passablen Schutz, obwohl dieser nur eine wenige Zentimeter über das Dachende hinwegreichende Plane war. So standen wir also alle dort an der Wand, obwohl mindestens die Hälfte, ich eingeschlossen, weiterhin im Regen standen, aber es war durch das Gewitter und den platschenden Regen so laut, so kalt und so ungewiss, dass es schon half einfach zusammengepfercht dicht an dicht an so ner Wand zu stehen. Die Hagelkörner hatten mittlerweile die Größe von Flaschendeckeln und lösten bei mehreren Autos die Alarmanlage aus. Es blitzte, es donnerte, es hagelte, es regnete, es war windig und wir standen da. Mit offenen Mündern, nicht in der Lage die Geschehnisse um uns herum in irgendeiner Weise nur ansatzweise zu begreifen.

Irgendwann wurde aus diesem Schauer dann nur noch ein normalstarker Regen und ich beschloss mich zum Hotel aufzumachen, wo ich dann auch endlich warm duschen konnte.

Eine warme Dusche, der Retter des Tages. Vor ein paar Wochen dachte ich noch, dass der Retter eine kalte Dusche sein wird. Wer hätte das also gedacht, hier in Mar del Plata, am beliebtesten Badeort Argentiniens. Zum Glück sind wir nicht nur zum Urlaub für eine kurze Zeit hier, sondern haben in den vergangenen fünf Monaten schon so viele schöne Strände und so viel Sonne erlebt, dass uns das gar nicht so stören muss. Dann sitzt man eben mal auf einem überdachtem Balkon, tippt ein wenig auf dem Laptop herum und schaut in die hohen Wolken. Diese sind jetzt auch schon wieder weniger geworden.

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