Jambo Kenya
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Ab in den Süden

Veröffentlicht: 06.11.2018

Tag 34

Ich sitze in einem ausgetrockneten Fluss im Schatten einiger am Ufer stehenden Bäume. links zwei von Autos befahrene Brücken, vor mir ein kleiner Rest fließenden Wassers und um mich herum Natur. Wir sind in Waipawa.

Waipawa liegt im Inland der Nordinsel und das erste mal unserer Reise fahren wir mehrere Tage durch das Land hindurch und nicht an der Küste entlang, wo wir jeden Tag das Meer gesehen haben. Es ist nicht mehr weit bis Wellington.

Nachdem wir Napier gestern verlassen haben, sind wir weiter in den Osten zum Cape Kidnappers, einer von Steilküste umzogenen Halbinsel, die die Hawkes Bay zum Süden hin abschließt. Es gibt dort keine öffentlichen Straßen, also sind wir mit dem Bus auf einer dreistündigen Tour bis an die Spitze des Kaps gefahren. Dort nistet die größte Tölpelkolonie weltweit. 25.000 Vögel leben von Oktober bis April an vier verschiedenen Plätzen, bevor sie im April acht Tage bis Australien durchfliegen, wo sie den Winter verbringen. Die Tölpel haben eine Flügelspannweite von zwei Metern und es ist ziemlich beeindruckend, wenn einer nach dem anderen nur wenige Zentimeter über dem Kopf hinweg auf das offene Meer zufliegt.

Eine ebenso große Attraktion ist allerdings die Fahrt zu diesem einsamen Ort, bei der es durch die künstlich grün wirkende Heimat von Schafen, Truthähnen, Kaninchen, Paradiesenten und äußerst zahmen Kühen geht.

Nach diesem Trip ins Niemandsland sind wir zu unserem Campingplatz am Meer gefahren, von wo aus wir uns heute nach Waipawa aufgemacht haben. Auf dem Weg dorthin waren wir noch auf den Te Mata Peaks, etwa 400 Meter hohe Felsen, von welchen aus man einen 130 km weiten Blick über die hügelige Landschaft der Region hat.

Wir sind dann trotzdem schon relativ früh am Nachmittag hier beim Campingplatz angekommen, um in Ruhe alle Geräte aufladen zu können, entspannt zu duschen und einfach mal in einem Vergangenheit gewordenen Fluss zu sitzen und nix zu tun.

Die restlichen Nächte bis zur Südspitze der Nordinsel sind hauptsächlich dafür gedacht, dass wir nicht an einem Tag nach Wellington durchfahren müssen, aber wer weiß was auf dem Weg noch so kommt.

Ich werde, nachdem ich fertig bin mit schreiben, noch ein wenig hier sitzen bleiben und die friedliche Ruhe genießen. So kalenderhaft es auch klingt, aber keine Formulierung würde für diese Atmosphäre gerade besser passen.

Dann gehe ich irgendwann zurück, nachher gibt es Bratkartoffeln.

Was zurzeit so in Deutschland passiert, bekommt man wenn man mal ein wenig auf das Internet verzichtet (logischerweise) überhaupt nicht mit. Wir haben auch mit vielen Einheimischen gesprochen (es ist keine Seltenheit, dass wir von welchen auf einen Tee und Buscuits eingeladen werden), und es fällt schon auf, dass für diese, die Lage und generell die aktuelle Situation in Europa und Deutschland sehr weit weg ist. Es ist dann schon gut wenn die Leute hier wissen, wer in Deutschland so Bundeskanzler ist oder wenn sie Hamburg kennen. Und so absurd dies scheinen mag, so offensichtlich ist dies für mich auch gleichzeitig, denn Neuseeland ist faktisch immerhin das Land was von Deutschland am weitesten entfernt ist. Es ist gut. Und es hat seine Reize. Ob ich Neuseeland unter anderem deswegen als Ziel für meine/unsere Reise ausgewählt habe, sei mal in den Raum gestellt.

Zumindest tut es gut mal ein wenig abgekapselt zu sein von diesem Umfeld, sich mit Leuten zu unterhalten, die nicht nur aufgrund der 12 stündigen Zeitverschiebung einen ganz anderen Blick auf die Welt haben. Zu sehen, dass sich auch hier die Welt ganz normal dreht und die Menschen gewisse Geschehnisse aus unserem eigenen Alltag nur aus einer riesigen Entfernung beurteilen können und dies deswegen natürlich auch gar nicht so oft tun, sich keinen Blick schaffen müssen. Wir müssen das auch nicht und tun das auch immer seltener. Obwohl es bei den vielen Wlan Hotspots hier auf der Nordinsel schon manchmal schwer fällt. Schnell mal durch Facebook scrollen. Kurz gucken, was so passiert.

Ich könnte mir vorstellen, dass das im Laufe der Zeit noch weniger wird. Auch aufgrund von dem Erfahrungswert, geschweige denn von dem sicherlich nicht selten fehlendem Netz auf der Südinsel oder in Argentinien. Man lebt nun hier, am anderen Ende der Erde.

Die Sonne schimmert nun in der Pfütze, die von dem Fluss übrig geblieben ist.

Der Nachmittag neigt sich dem Ende und in Deutschland wird es langsam Morgen. Aber das tut ja nichts zur Sache.

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