Veröffentlicht: 02.05.2021
Unser letzter Farmmonat brach an. Die ersten zwei großen Felder waren abgeerntet und damit auch die Halbzeit der Saison erreicht. Es wurde auch langsam etwas frischer und die Sonne ließ sich morgens immer mehr Zeit als zuvor, der Herbst stand vor der Tür. Nach all den verschiedenen Arten von Honig-und Galiamelonen kam jetzt langsam die Zeit der Wassermelonen. Lecker aber unglaublich nervig zu pflücken. Man muss viel vorsichtiger mit ihnen umgehen, da sie gerne und schnell zerbrechen. Zum Glück hatten wir nicht allzu viele Felder davon auf der Farm… Ende Februar ging es für uns dann mal wieder Richtung Perth. Montag war ein Feiertag und somit hatten wir ein wenig Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Clara hatte uns ein traumhaftes Airbnb organisiert, nicht weit vom Zentrum entfernt, nah an allem dran, wo wir hinwollten, vor allem der Party am Abend. Nach dem Auspacken und ein oder zwei kalten Bierchen begaben wir uns in die Stadt, wo eine coole Lichtershow aufgebaut war mit allem drum und dran von informativ bis trippy. Im Anschluss besorgten wir uns etwas zu essen, war es doch schon recht spät. Das erledigt beschloss ich, mich bei Magnus (meinem Patenkind) zu melden, war doch schließlich sein Geburtstag. Lange hielt er allerdings nicht durch und ich wurde an seine Mama weitergeleitet und vergaß dabei dann ein wenig die Zeit. Als ich gegen dreiviertel elf dann wieder zurück kam war Clara schon auf dem Weg in die ewigen Jagdgründe und auch bei mir war ein wenig die Luft raus. Also keine Party mehr, nur noch Bett. Wir werden eben langsam alt. Als Clara morgens wach wurde, machte sie gar keine Anstalten mich zum Aufstehen zu nötigen (zum Glück!) und machte sich alleine auf den Weg zu einem Ökoladen, den sie sich gerne ansehen wollte. Sie war total begeistert, kaufte ein paar Sachen und schmiss mich dann schließlich doch aus dem Bett. Trotz schlechtem Wetter hatten wir viel vor. Wir fuhren ins Swan Valley und besuchten einen kleinen Bauernmarkt und im Anschluss eine Kunstgalerie. Die Galerie war cool, der Künstler war ein Deutscher namens Thomas Maurer und macht "bewegliche" dreidimensionale Gemälde - Flex auf Alu. Die Illusion der Bewegung entsteht, wenn man an den Kunstwerken vorbeiläuft und die unterschiedlich geschliffenen Oberflächen das Licht reflektieren. Abgebildete Flüsse fangen dann an zu fließen, Kreise drehen sich. Auf dem Weg zurück Richtung Stadt hörte dann auch endlich der Regen auf und wir machten einen Spaziergang durch den historischen Stadtteil Guildford. "Sehr schön, ABER ICH HAB JETZT HUNGER!!!" - ich war dann schließlich mit den Nerven am Ende. Fast 16 Uhr und noch immer nix gegessen, irgendwann reicht es. Wir machten es uns in einem Park gemütlich, Clara machte uns Rührei und langsam kehrten meine Menschlichkeit und gute Laune zurück. Unser letzter Abstecher vor der Heimfahrt an diesem Tag führte uns wieder etwas mehr Richtung Küste. Wir hatten beschlossen, uns endlich doch einen Laptop zu besorgen, um auch mal einen Film zusammen gucken zu können, Dokumente zu bearbeiten, Fotos zu speichern und vor allem unsere Blogeinträge zu schreiben.
Auf Arbeit passierte leider selten was Spannendes, deshalb gleich weiter zum folgenden Wochenende. Diesmal hatten wir wie üblich wieder nur den Sonntag, weshalb wir nur ins "benachbarte" Dwellingup fuhren. Der erste Stopp war der Caraholly Orchard, eine kleine Farm, auf der sie alles anbauen, was sich in dem Klima kultivieren lässt. Ganz cool eigentlich, mit kleinem Sonntagsmarkt mit Boxen voller ausgewählter Dinge, Eiern, Honig oder alles lose zum selber Aussuchen. Wir packten eine Sammelbox ein und nutzten das traumhafte Wetter für einen Spaziergang durch den Ort und zu einer Cidery. Diese war richtig cool. Am Stadtrand gelegen und von Apfelbäumen umsäumt produzierten sie ihren eigenen Cider, richtig lecker, mit Sitzgelegenheiten unter den Bäumen im Garten und sogar der Erlaubnis selber Äpfel zum Mitnehmen zu sammeln.
Die nächste Woche war Douglas und Nikolinas letzte. Wir verbrachten so viel Zeit wie möglich mit den Beiden, hatten wir sie doch sehr lieb gewonnen in der kurzen Zeit. Samstag war dann der Tag ihrer Abreise gekommen. Steven und seine Freundin Cici brachten die beiden nach Perth, während wir uns auf den Weg zu einer Bushparty machten, auf die wir uns schon seit Wochen gefreut hatten. Die halbe Farm war da und wir hatten jede Menge Spaß. Die letzten zwei Wochen auf der Farm verliefen recht ereignislos. Wir sortierten jede Menge Mist aus, um Platz für unsere neuen wesentlich komfortableren Campingstühle zu schaffen, versuchten bei der Arbeit in den Wassermelonen nicht von leicht reizbaren Bienen gestochen zu werden, und ich gab mir Mühe, auf meinem Traktor anständig genug zu Arbeiten, um nicht vorzeitig entlassen zu werden. An unserem letzten Wochenende trafen wir uns noch einmal mit einem südafrikanischen Pärchen, die wir beim campen ein paar Wochen zuvor kennen gelernt hatten, zum Essen und Bier trinken.
Am Donnerstag, den 25.3 gegen halb neun morgens war es dann endlich soweit. Wir alle hatten einen entspannten Tag, denn wir waren in einem Feld mit quasi 0 Melonen. Ich hatte es mir am Feldrand im Schatten gemütlich gemacht (was ich eigentlich nicht durfte, denn ich sollte immer mit laufendem Motor hinter dem anderen Traktor warten) und wartete darauf, dass irgendetwas passierte, als Isaac, unser Boss kam. Er teilte mir mit, ich könnte mich austragen gehen, denn er bräuchte mich nicht mehr. Ich bestätige mit einem Lächeln im Gesicht und machte mich auf den Weg nach Hause. Clara - zuerst etwas sauer, dann aber glücklich - sie hatte genauso die Nase voll von den Abläufen auf der Farm. Sie wollte noch am selben Tag los und so begann ich mit dem Packen. Sie war zur Mittagspause dann auch raus und abends, mit einsetzender Dämmerung, verließen wir die Farm. Wir fanden einen kleinen, nicht ganz legalen Campingplatz kurz vor Dwellingup und genossen die Ruhe, die wir auf der Farm so gut wie nie hatten. Am nächsten Morgen machten wir uns auf ins Lane Poole Reservat südlich von Dwellingup. Wir machten lecker Frühstück und gingen wandern. Nach zwei Dritteln der Strecke trafen wir eine junge Familie, mit denen wir uns nett unterhielten und zurück beim Auto sprang Clara noch mal ins Wasser um sich ein wenig abzukühlen. Es wurde schon fast wieder dunkel, als wir das Reservat verließen. Wir nächtigten bei Rockingham in einem Airbnb, das einer super netten älteren Dame gehörte, schliefen wie die Babys und machten uns morgens gut ausgeruht auf den Weg in die Stadt. Clara hatte eine ganz besondere Sache für mich geplant. Flyboard… Dasselbe hatte damals wegen des Windes in Geraldton nicht geklappt, diesmal sah aber alles gut aus. Wir kamen runter an den Strand, der Typ am Wassersportstand erklärte mir ein paar Dinge und dann ging es auch schon los. Ich bekam das Flyboard (quasi ein Skateboard mit Düsen unten dran) an die Füße geschnallt, eine Rettungsweste und einen Helm wegen der Sicherheit und dann zog er mich mit seinem Jetski hinaus ins tiefere Wasser. Dort sollte ich mich im Wasser "hinstellen" und schön die Beine gerade halten und auf mein Gleichgewicht achten. Er gab Gas und der Jetski pumpte Wasser durch seine Düsen in einen Schlauch, der mit den Düsen an meinem Brett verbunden war. Die ersten Versuche waren ziemlich misslungen, aber nach ein paar Minuten hatte ich den Dreh raus und kaum versah ich mich, gab er Gas und schob mich locker lässig 5-6 Meter in die Höhe, wo ich dann Kreise um den Jetski drehte. Nach ein zwei kleineren Abstürzen und besser werdender Kontrolle flog ich dann in Schlangenlinien vor dem Jetski her in Richtung einer Boje. Das wars dann leider auch schon wieder und wir kehrten zum Strand zurück wo Clara schon ganz begeistert auf mich wartete. Wir machten ein kleines Frühstück im Park und erkundeten ein wenig die Stadt, ich bekam einen Haarschnitt und dann gings nach Perth zu Karen und Dee. Morgens hatten wir dann ein bisschen Zeitdruck, wie immer wenn wir irgendwo hinwollen. Knapp aber rechtzeitig machten wir uns auf den Weg nach Fremantle zur Fähre nach Rottnest Island. Wir parkten das Auto auf einem kostenpflichtigen abgezäunten Parkplatz direkt am Fähranleger und los ging die Überfahrt. 40 Minuten später waren wir auf der Insel und holten unsere Fahrräder beim Verleih ab. Die Insel ist nicht groß und abgesehen von geschäftlichem Verkehr sind motorisierte Fahrzeuge auf hier verboten. Die Fahrräder gecheckt und die Helme richtig eingestellt fuhren wir los zur Nordspitze der Insel. Wir wanderten zu einem kleinen Aussichtspunkt, von dem man Seelöwen und Robben beobachten konnte. Ein paar Robben sonnten sich auf den Felsen vor der Küste und eine Gruppe von 7-8 Tieren spielte direkt unter uns im Wasser, richtig süß. Ich lief dann zurück zu den Rädern während Clara sich noch nicht losreißen konnte. Aber ihr Warten wurde belohnt. Es kam noch eine Gruppe Delfine vorbei, die in den Wellen vor der Küste ihren Spaß hatte. Wir liefen noch einen anderen Weg entlang zu einem weiteren Aussichtspunkt und lernten von den Tafeln am Wegesrand etwas über die Tiere und Vegetation der Insel. Ich hatte auch noch Glück, denn auch hier schwamm eine Gruppe Delfine herum. Nun stand schnorcheln auf dem Plan, denn die Insel hat trotz ihrer südlichen Lage einige Riffe und fast tropische Gewässer aufgrund einer Meeresströmung, die warmes Wasser vom Äquator runterbringt. Wir machten es uns am Strand im Schatten eines Felsens gemütlich. Masken auf und ab ins Wasser! Viel interessantes gab es nicht (im Vergleich zu wirklich tropischen Gewässern) aber zurück am Strand wurden wir von den großen Eidechsen der Insel neugierig beobachtet. Eine war sogar so dreist, mich anzulecken und später sogar auf mich drauf zu klettern. Es war nun schon früher Nachmittag und wir gönnten uns unseren leckeren Nudelsalat den Clara morgens noch vorbereitet hatte. Gestärkt nahmen wir die zweite Hälfte unserer Inseltour in Angriff. Wir fanden noch eine weitere Schnorchelstelle und später dann alte Militärbefestigungen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Diese sind überall auf der Insel verteilt und wurden gebaut um den Hafen von Perth und Fremantle vor einer befürchteten Invasion der Japaner zu schützen. Die ehemaligen Baracken der Militäringenieure und Artillerie, sowie die Messegebäude werden heute als Hostel und Jugendheim für Schulausflüge genutzt und waren unser Tagesziel. Wir hatten ein Zimmer gebucht und hatten Glück, dass der Chef uns noch den Schlüssel für unser Zimmer vorbeibrachte, den wir eigentlich im Laufe des Tages hätten abholen müssen. Mit einbrechender Dämmerung erwachte die Insel zum Leben. Die Quokkas, kleine Beuteltiere, die aussehen wie riesige Ratten, die auf ihren Hinterbeinen hüpfen, krochen aus ihren Verstecken und machten sich auf Futtersuche. Nach kurzer Zeit war alles voll von Ihnen, sie hatten gar keine Angst vor Menschen. Morgens fuhren wir dann ins Dorf der Insel, um uns etwas leckeres zum Frühstück zu organisieren. Danach ging es ins Zentrum der Insel, wo die letzte intakte Befestigungsanlage mit Kanone und allem drum und dran rumstand. Aufgrund eines technischen Problems hatten sie dort keinen Strom, sodass sie die Führung in die Tunnel unter der Anlage nicht machen konnten. Dafür war es aber kostenlos. Und der Führer brachte uns zum Schluss doch noch, mit Taschenlampe bewaffnet, in einen Teil des Tunnelsystems. Es war nun auch schon wieder Nachmittag und uns blieb nicht mehr viel Zeit bis zur Fährabfahrt. Mit einem kleinen letzten Abstecher zum Schnorcheln im Norden der Insel fuhren wir zurück in den Ort, gaben die Räder zurück und bestiegen die Fähre. Letztes Mal Perth und dann auf in den Süden - das war der Plan.
Zurück auf dem Festland liefen wir zu unserem Auto. Ich hatte ein komisches Gefühl, das ich nicht genauer beschreiben kann, aber als ich unser Auto sah, machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber. Ich wollte das Schloss der Beifahrertür aufschließen und wunderte mich, warum es nicht funktionierte, als Clara mich fragte, was ich mit dem Kühlschrank gemacht hätte. Verwundert guckte ich auf die Rückbank und erkannte sofort, dass dort kein Kühlschrank war. Das komische Gefühl verwandelte sich in Gewissheit. Ich war nicht mal überrascht, nur besorgt, was sonst noch alles weg war. Das Schloss auf der Fahrerseite ging zum Glück noch und wir guckten uns um, entdeckten, dass auch der Laptop und der Bildschirm für die Rückfahrkamera verschwunden waren. Ich beruhigte Clara ein wenig und rief die Polizei an. Ich hätte mir ein wenig mehr Interesse von Seiten der Sachbearbeiterin gewünscht, aber sie nahm die Anzeige auf und sagte mir, wir könnten jetzt nach Hause fahren. Nun lag es nicht mehr in unserer Hand.
Wir starteten das Auto, das zum Glück noch alle wichtigen Teile zu haben schien und machten uns auf dem Weg zu unserem AirBnb welches ich schon vor Wochen gebucht hatte. Wir fühlten uns wohl in dem kleinen separaten Häuschen das hinter dem Wohnhaus lag und von dem aus wir einen netten Blick in den liebevoll angelegten Garten hatten. Wir hatten ein paar Lebensmittel eingekauft zum Kochen und Frühstücken, zu viele schnell verderbliche Lebensmittel machten keinen Sinn, da wir ja nun erstmal keinen Kühlschrank mehr besaßen. Am nächsten Tag trafen wir uns mit Dee und Karen zu einem "Escape Room Game", es ging darum, mehrere Rätsel innerhalb einer Stunde zu lösen. Hinweise waren überall im Raum versteckt und für den Fall, dass man seit längerer Zeit auf der Stelle trat, konnte man den Mitarbeiter um einen Extrahinweis bitten. Wir stellten uns ziemlich gut an, jeder hatte gute, individuelle Ansätze. Einmal forderten wir dann doch Hilfe an, nach 47 Minuten hatten wir unsere Herausforderung gemeistert. Im Anschluss gingen wir in eine Karaokebar, wo wir einige Bekannte von Karen und Dee kennenlernten, Matze eine beeindruckende Version von "Barbie Girl" ins Mikrofon trällerte und ich zum ersten Mal seit Langem wieder Lampenfieber verspürte. Nachdem wir uns abschließend pärchenweise zu Kuschelrock auf der Tanzfläche vergnügt hatten, machten wir uns auf den Weg zu Karen und Dees Haus. Der Abschied von Perth am kommende Morgen fühlte sich sehr komisch an, aber wir freuten uns auch auf neue Abenteuer. Wir übernachteten auf einem Zeltplatz in Busselton, es war bereits gut voll, denn die Osterferien standen vor der Tür. Das nächste Ziel war unsere neue "Familie". Nicht weit entfernt, auf der Fahrt zum Haus wurde der Wald zunehmend grüner und dichter. Hier hatte jeder Anwohner sein eigenes Stück Paradies inmitten der Natur, Belindas Familie hatte sogar einen kleinen künstlich angelegten Badeteich mit Sonnendeck. Das Highlight war für mich persönlich der Garten mit seinen zahlreichen exotischen Früchten wie Tamarillos, Erdbeerguaven und Passionsfrüchten. Nach einer kleinen Einführung und dem Beziehen unseres eigenen Häuschens mit eigenem Bad, Küche und Kamin, halfen wir beim Verräumen einiger Dinge und Putzen. Abends saßen wir alle gemeinsam am Tisch und vor dem Essen wurde gebetet, für mich eine Tätigkeit die ich nur aus einem Abschnitt meiner Kindheit kannte, die ich aber gern mitmachte. Wir fühlten uns wohl in Belindas und Steves Gegenwart, ihre Kinder Candy und Rachel sowie Kleinkind Naomi begegneten uns ohne Scheu. Es passierte häufig beim gemeinsamen Abendessen, dass uns interessante Worte oder Eigenarten der jeweils anderen Nationalität auffielen, wie zum Beispiel dass Australier wenn sie eine Eins mit der Hand zeigen, den Zeigefinger benutzen, dann für die Zwei den Mittelfinger dazunehmen und für die Drei den Ringfinger, der Daumen kommt ganz zuletzt dazu. Ihr Lieben, könnt ihr die das lest mal bitte ausprobieren, wie Ihr das so macht? Wir persönlich nehmen den Daumen zuerst und addieren dann die anderen Finger, nur für die Vier klappen wir ihn ein. Sind gespannt auf eure Ergebnisse!
Während ich viel im Garten arbeitete, half Matze Steve meistens bei seinen Projekten wie beim Einbetonieren und Reparieren eines Pizzaofens, des Badeseezuflusses, dem Errichten einer kleinen Brücke und Pfeilern für das Überspannen des Decks mit einem Sonnensegel. Ich konnte mich oft kaum lösen vom Arbeiten, es machte mir so viel Spaß und ich fühlte mich wertgeschätzt und nützlich, ganz anders als auf der Melonenfarm. In unserer Freizeit besuchten wir einige der in idyllischer Ungebung gelegenen Brauereien und Weingüter. Eines unserer Lieblinge ist definitiv der "Cheeky Monkey" wo Matze auch mal kurz den Brauer kennenlernen konnte. Die Strände sind nicht so weit weit und sandig wie in Perth, es gibt einige Klippen und Sandsteinüberhänge, aus einer Zeit in der dieser Abschnitt von Australien mit Großindien kollidiert ist. Ein komischer Gedanke, wenn man sich die Weltkarte heutzutage anguckt. Diese geologischen Ereignisse sind auch der Grund dafür, dass es in der Margaret River Region einige sehr imposante Tropfsteinhöhlen gibt. Gut, dass wir in unserer Freizeit auch mal wandern und die Arbeit durchaus körperlich sein kann, es gibt bei Belinda im Haus unerschöpfbare Mengen an Essen. Ein großer Teil davon kommt aus dem eigenen Garten, Gebäck gibt es immer von der Bäckerei in Dunsborough, wo Belinda täglich zu Ladenschluss die "Reste" einsacken fährt, die ansonsten einfach samt Plastebeutel und anderen Verpackungen in den Müll kommen würden, der in ein Loch im Boden gekippt wird. Das ist in Australien leider ziemlich verbreitet, das Recyclingsystem ist sehr ausbaubedürftig und Biomüll wird fast nirgendwo getrennt. Belinda ist sehr sorgfältig was Mülltrennung angeht, die meisten Leute fänden es sicherlich übertrieben, ich schätze ihre Sorge um den Planeten sehr. Kaffeesatz, Baumwollkleidung und Papier kommen in eine der Wurmfarmen im Garten, dünne Plastebeutel und -verpackungen und Frischhaltefolie gibt sie bei Supermärkten ab. Ich wusste nichtmal, dass es eine Sammelstelle dafür gibt, habe noch nie Jemanden kennengelernt, der das macht. Margaret River ist bei den Surfern sehr beliebt, es gibt hier sogar eine Bucht mit dem Namen "Surfers Point", die Wellen sind ziemlich weit draußen und das recht nah an der Oberfläche gelegene Riff kann zu schlimmen Verletzungen führen, wenn man ungünstig stürzt. Daher haben die meisten die sich hier versuchen schon etwas Erfahrung und es macht Spaß, Ihnen beim Wellenreiten zuzusehen. Nicht weit davon entfernt gibt es eine Stelle, an der einige Steine im Wasser natürliche Pools bilden, in denen sich Kinder und nicht ganz so adrenalinbegeisterte Menschen erfrischen können. Der Abschnitt danach beeindruckt mit Wellen, die fast unmittelbar auf den Strand prallen, der Zug der Wellen ist sehr stark und ich beobachte mit Faszination und Herzklopfen 2 Jungs die mit echtem Wagemut die Wellen abpassen, die beim Umkippen einen richtigen Tunnel bilden und durch diesen hindurchrauschen, ohne auf den Sand geschleudert zu werden wie die meisten anderen, inklusive mir. Ich beschließe nach einigen besonders rabiaten Wellen, eine Runde in einem Flußarm zu schwimmen, der ruhig und friedlich war und durch eine Sandbank vom Meer getrennt wird. Ich hatte keine Lust mir schon wieder etwas zu brechen ^^ In Belindas Familie sind fast alle Surferfans, 2 der Mädels tanzen Ballett und ihre 2 ältesten, die Söhne, sind bereits ausgezogen. Seit 2013 haben sie Backpacker dagehabt, einige haben mehrere Male bei Ihnen gelebt, was ich gut nachvollziehen kann. Belinda freut sich, wie genau ich ihre Aufgaben erledige und mit wie viel Liebe ich ihre Pflanzen behandle. Sie möchte in der Zukunft auch einen Pflanzenverkauf auf die Beine stellen, deshalb helfe ich auch beim Umtopfen und Sähen. Es gefällt mir auch gut, nicht kochen zu müssen nach der Zeit auf der Farm, wo ich das jeden Tag gemacht habe. Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie so viel Obst und Gemüse gegessen wie bei Belinda. Matze hat vorgeschlagen, angesichts des Überangebots an Äpfeln, einen Cider zu machen und Belinda und Steve finden die Idee klasse. Er erklärte Ihnen sein Vorgehen und obwohl er eigentlich nicht ganz so von dieser Wahl überzeugt war, es gelang auch mit Belindas Backhefe statt mit ordentlicher Ciderhefe. Insgesamt 6 Liter Cider kommen am Ende heraus. Als wir uns am 22.4. zunächst für 1 Woche nach Perth verabschieden, verspüre ich bereits einen Trennungsschmerz, denn zwar ist die Zeit gekommen, neue Wege zu gehen, aber es fällt mir schwer. Ich habe mich gut eingelebt bei Belinda und ihrer Familie, die Katze Coco wird mir auch fehlen wenn ich abends auf dem Sofa sitze. Matze hingegen wird der Abschied von Katzenhaaren und Hausstaub gesundheitlich sicher nicht schaden, aber auch ihm ist dieser Ort ans Herz gewachsen.