Coastal Nomads - Suzi, John & Betty
Coastal Nomads - Suzi, John & Betty
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Schönes Porto, leckerer Wein, gute Freunde und doch: Adeus Portugal!

Veröffentlicht: 01.08.2024

Aufregende Tage stehen uns bevor: Wir bekommen mal wieder Besuch aus der Heimat! Julia und Ingrid, zwei Freundinnen von Susi, besuchen uns für eine Woche in Portugal. Zeitgleich laufen die Viertelfinale der Fussball EM, bisher sah es ja ganz gut aus für die deutsche Mannschaft. Natürlich fiebern wir aber auch für die Portugiesen mit! Am Abend des 5. Juli holen wir Julia vom Flughafen Porto ab und fahren mit ihr vom Terminal  in weniger als 10(!) min an den Strand, um dort noch die Ankunft von Ingrid abzuwarten, die erst um Mitternacht eintrifft. Bei offener Schiebetür gucken wir einerseits auf das Meer und erleben bzw. erleiden andererseits über unseren VPN-Zugang  das Ausscheiden der deutschen und der portugiesischen Mannschaft live mit.

Egal, das Leben geht trotzdem weiter! Für die nächste Woche ist für uns "klassischer Urlaub" mit unseren beiden Gästen angesagt. Die beiden haben sich ein kleines Ferienhäuschen etwas südlich von Furadouro bzw. Ovar gemietet. Die supernette Vermieterin hat zugestimmt, dass wir mit Betty auf der Auffahrt parken und übernachten dürfen. Leider passt Betty dort nicht ganz hinein, so dass wir die Woche in einer blumengeschmückten Parkbucht der kleinen und ruhigen Anwohnerstrasse stehen. Für die Nachbarn anscheinend voll ok. Nebenan wohnt ein Trucker, der uns nach ein paar Tagen schon mit Handschlag begrüßt, wenn er nach Hause kommt. Na ja, von Trucker zu Trucker halt...

Am nächsten Tag zuckeln wir mit dem Mietwagen (Betty hat eine Woche Regenerationszeit) nach Agueda. Agueda ist bekannt für die farbenfrohe Innenstadt, wo ganze Straßenzüge ein Dach aus bunten Schirmen und Girlanden haben, die sich im Wind wiegen. Macht sich super auf Fotos und Selfies und verleiht der sonst doch etwas biederen Stadt ein tolles Flair.

Klassische Strandtage sind natürlich auch geplant. Doch teilweise weht ein recht frischer Wind und durch die hohen Wellen gibt es vielerorts ein Badeverbot, so dass es zumeist bei Strandspaziergängen bleibt. Bei einem Stopp in Torreira stoßen wir zufälligerweise auf ein riesiges Treffen von Youngtimer Mopeds und Kleinmotorrädern, die laut knatternd über die Promenade rollen. Ein herrliches Spektakel von überwiegend Zweitaktern. In Portugal sieht man übrigens relativ häufig gepflegte und gehegte Young- und Oldtimer mit zwei und vier Rädern.

Ein besonderes Highlight unserer Urlaubswoche ist sicherlich die Stadt Porto, die wir zweimal besuchen. Beim ersten Mal haben wir eine Tour auf einem Segelboot gebucht, dass von der Marina an der Mündung des Douros den Fluss hinauf bis in die Innenstadt segelt (mit ein wenig Motorunterstützung...) und dann einige Kreise vor der pittoresken Ponte Dom Luis Brücke dreht. Sogar ein kleiner Ausflug in die sanfte, aber deutlich spürbare Dünung des Atlantiks wird gemacht. Das alles mit einem Glas Portwein, Snacks (incl.) und fachkundiger Führung. Vormittags haben wir noch den größten über 1 km langen Straßenmarkt Portugals in Espinho besucht. Von der lebenden Ente, über spottbilliges Obst und Gemüse bis hin zu Schuhen und Kleidung für  wenig Geld gibt es dort einfach alles! Wir lassen uns durch das  bunte Marktgeschehen treiben und kaufen hier und da eine Kleinigkeit.

Zum Besuch von Aveiro, dem angeblichen Venedig Portugals (maßlos übertrieben!), klinke ich mich aus und widme mich "zuhause" unserem Reiseblog. Unglaublich, wie schnell die Zeit zwischen zwei Blogs vergeht...  

Bei bestem Wetter geht es dann nochmal nach Porto. Wir parken in Gaia am Südufer des Douros. Hier sind auch die großen Portweinlager von Sandemann und Co. Der Grund ist, dass damals am Nordufer in Porto Zoll gezahlt werden musste, am Südufer in Gaia hingegen nicht. Was ein 200 m breiter Fluss so alles ausmacht! Standesgemäß betritt man Porto über die  stählerne Ponte Dom Luis im "Eiffel-Stil" von 1881, die auf zwei Ebenen begangen und befahren werden kann. Links ist dann der Cais da Ribeira, eine Uferpromenade mit wunderschönen alten Häusern. Dahinter erstreckt sich die Altstadt von Porto, die sehr gut zu Fuß erschlossen werden kann. Da wir ja "Urlaub" haben, machen wir so verrückte Sachen, wie uns mit einem Tuk-Tuk für eine Stunde hopsend und springend über die steilen und unebenen Straßen von Porto fahren zu lassen. Aber wir sehen viel und der Fahrer hat die eine oder andere Info über die Stadt parat, z.B. dass die Mieten nördlich des Douro doppelt so hoch sind wie am Südufer. Das führt zu einer extremen Überbelegung der schmalen, alten Reihenhäuser von Porto. Die Besichtigung des bekannten Torre der Igreja dos Clerigos lassen wir wegen der langen Warteschlangen aus.  Ein Highlight ist auch der Kopfbahnhof Porto Sao Bento, der innen komplett mit Fliesenmotiven ausgekleidet ist. Der Künstler  Jorge Colaco hat über 10 Jahre zwischen 1905 und 1916 insgesamt die über 20.000 Azulejos kunstvoll bemalt. Wir lassen den Tag in Porto mit einer Tüte extrem kalorienreicher Leckereien, z.B. Natas mit Schokofüllung, auf einer sonnigen Wiese mitten in der Stadt mit Blick auf den Douro ausklingen. Wer unseren Lissabon-Blog gelesen hat, weiß, dass wir von Lissabon nicht so wirklich begeistert waren. Für uns ist, wie für viele andere auch, das entspanntere und überschaubare Porto einfach das schönere Lissabon!

Schnell geht die Woche mit Julia und Ingrid zu Ende und wir haben immer noch nicht zusammen im Atlantik gebadet. Das muss nachgeholt werden! Im grauen Seenebel geht es in Furadouro unter dem wachsamen Blick des Rettungsschwimmers, der sich ob der gehissten gelben Flagge schon auf "Kundschaft" freut, in die kühlen Atlantikwellen. Somit war der letzte Punkt auf der ToDo-Liste der Mädels abgehakt. Tschüß, ihr beiden. Schön, dass ihr einen Teil unserer Reise so nett begleitet habt!

Für uns heißt es, mal wieder die Zelte abzubrechen und mit Betty neue Ziele anzusteuern. Wir haben uns für die nächsten Tage das Douro-Tal vorgenommen. Von Porto aus führen die Landstraßen N108 auf der nördlichen und die N222 (eine Art portugiesischer Route 66) auf der südlichen Seite des Douro flussaufwärts. Mit jedem Kilometer wird es auf der kurvenreichen, aber fast autofreien Strecke schöner und lieblicher. Es dauert aber eine ganze Weile, bis Weinreben die Bergflanken säumen. Ähnlichkeiten mit dem Moseltal sind durchaus vorhanden. Draußen  ist es brütend heiß. Im Parque de Lazer do Ribeiro am Douro entdecken wir einen malerischen Wasserfall mit herrlicher Bademöglichkeit im kühlen, kristallklaren Wasser. Übernachten tun wir in der kleinen Stadt Resende, hoch über dem Fluss gelegen, mit schönen Blick auf das in der Abendsonne liegenden Dourotal. Am nächsten Tag geht es weiter das Dourotal hinauf. Rund um Mesao Frio machen wir in der prallen Mittagshitze (wie typisch für uns...) eine 10 km Wandertour mit immerhin knapp 500 Höhenmetern. Es geht auf und ab durch die Weinberge und später am Douro entlang. Unterwegs gibt es ein leckeres Bifana (warmes Brötchen mit dünn geschnittenem, mariniertem Schweinefleisch), Chips und zwei alkoholfreie Bierchen zum Spottpreis für deutsche Verhältnisse. Vor der Weiterfahrt nutzen wir eine öffentliche Trinkwasserquelle (leckerstes Wasser überhaupt!) um unsere Wasserbehälter aufzufüllen und im dahinter liegenden Waschhaus noch schön kalt (sehr kalt!) zu duschen. Übernachtet wird dann irgendwo im Weinberg. Nach einem kurzen Besuch der Stadt Pinhao, in der die Douro Flusskreuzfahrtschiffe ihre Fahrt antreten, verlassen wir das schöne Dour0tal.

Der Weg führt uns jetzt nordwärts. Nach kurzem Zwischenstopp in Vila Real geht es mitten durch den Serra de Alvao Nationalpark, eine Kalksteinberglandschaft, die immerhin über 1.000 Höhe erreicht. Schneebedeckte Straßen im Winter sind hier nicht unüblich. Entsprechende Videos gibt es auf Youtube. Straßenschilder warnen vor glatten Straßen, aber wir haben ja Sommer und nicht über 2.000 m wie auf dem Teide, wo es für uns beinahe etwas brenzlig (siehe Reiseblog Teneriffa) wurde. Am Fuße des Nationalparks schlagen wir in Mondim de Basto für einige Tage unser Basecamp auf und gönnen uns mal wieder einen Campingsplatz. Am Ortsrand gibt es kleinen sehr  hübsch gelegenen CP. Alles etwas älter, aber gut in Schuss gehalten, günstig und mithin genau das, was wir von einem CP erwarten. Obwohl es fast Mitte Juli ist haben sich neben einer Handvoll Dauercamper nur wenige Durchreisende eingefunden. Das tut uns ein bisschen leid.  Wir merken auch hier, dass die Portugiesen nicht gerade Weltmeister im Vermarkten ihrer geschäftlichen Aktivitäten sind. Von Mondim de Basto aus machen wir zwei MTB-Touren. Eine führt uns durch den Nationalpark. Die andere eine stillgelegte Bahnstrecke hoch über dem Fluss Tamega entlang, die mit viel Aufwand auf über 40 km zu einem Rad- und Wanderweg ausgebaut wurde. Am Wendepunkt liegt die Stadt Amarante am Fluss Tamega. Es ist heiß und wir haben zum Glück die Badesachen dabei. Insgesamt legen wir an beiden Tagen knapp 120 km und 1.600 Höhenmeter auf den Bikes zurück, was bei der Hitze ganz schön anstrengend ist, aber beide Touren haben uns durch sehr beeindruckende Landschaften geführt. Unterwegs treffen wir so gut wie keine anderen Biker oder Wanderer, was uns doch sehr wundert.

Wie immer drängt es uns nach einigen Tagen Inland wieder ans Meer! Über die Stadt Guimaraes geht es in Richtung Küste. In Guimaraes wurde Portugals erster König, Alfons der I. in einer Festung geboren, die heute noch steht. Guimaraes war die erste Hauptstadt Portugals und gilt als "Wiege der Nation". Nach einem Rundgang durch die sehr hübsch herausgemachte Stadt ist unser nächstes Ziel die Küstenstadt Esposende. Von hier sind es nur noch rund 50 km bis an die portugiesisch-spanische Grenze. Unsere letzten Tage in Portugal brechen an! Esposende liegt an der Mündung des Flusses Cavado. Auch hier, obwohl nach deutschen Verhältnissen Hochsaison, ist alles noch entspannt und nicht überfüllt. In der Abendbrise ziehen in der Flussmündung einige Kiter ihre Bahnen. Zum Windsurfen ist zu wenig Wind und es ist auch zu flach. Wir übernachten problemlos auf einem Parkplatz in der Stadt am Flussufer mit Blick auf die Dünen. Am nächsten Tag legen wir am Strand von Esposende mal wieder einen Strandtag ein. An das sonst so kalte Wasser der Westküste gewohnt, wundern wir uns über die vielen Badenden, die so lange im Wasser verweilen. Als wir selber ins kühle Nass springen, sind wir angenehm überrascht und schätzen die Wassertemperaturen so auf 20° C , anstatt der üblichen 16-18° C. Warum das so ist, dafür haben wir keine Erklärung, denn weiter nördlich wird das Wasser auch wieder kälter (Spoiler). Bevor es am nächsten Morgen losgeht, besuchen wir noch den in Portugal allgegenwärtigen China-Shop (eine Art lokaler Amazon Händler). Von der Unterhose bis zum Moskitonetz finden wir alles, was wir so brauchen.

Unsere letzte Nacht in Portugal verbringen wir mutterseelenallein an einem einsamen Strandweg einige km nördlich des bekannten Ortes Viano do Castelo. Abends genießen wir noch den traumhaften Sonnenuntergang, morgens wachen wir im dem für die Westküste typischen, dicken Seenebel auf. Das Meer ist nicht zu sehen. Nur langsam lichtet sich der Seenebel. Als wir die Schiebetür aufmachen, laufen prompt zwei Wanderinnen mit Rucksack und daran hängender Jakobsmuschel an unserem Bus vorbei. Es sind - natürlich - Deutsche, Hape Kerkeling lässt grüßen.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zur spanischen Grenze, die hier durch den Rio Mino gebildet wird. Der Fluss ist an der Mündung sehr breit und eine Brücke gibt es erst weit im Landesinneren. Deswegen haben sich im kleinen Örtchen Caminha Bootsunternehmen darauf spezialisiert, die Pilger mit kleinen, offenen Motorbooten über den Rio Mino zu setzen, der an dieser Stelle ungefähr 1 km breit ist. Uns fällt dazu der Song "Don´t Pay The Ferryman" von Chris de Burgh ein... Zumindestens früheren Jahrhunderten  konnte man wohl sehr glücklich sein, Santiago de Compostela unversehrt und unberaubt zu erreichen. Am 19. Juli überqueren wir mittags nach über zwei Monaten on the road in Portugal die Brücke nach Spanien. Adeus Portugal! Bienvenido Espanha!

Fazit Portugal: Nachdem wir uns anfänglich nicht so wohl in Portugal gefühlt haben (siehe Reiseblog Portugal/Algarve, ein unterkühlter Empfang für uns!), haben wir über die Zeit Land und Leute in unser Herz geschlossen. Portugal, wir kommen wieder!

On the road: 179 Tage
Insgesamt zurückgelegte Strecke: 9.830 km

FORTSETZUNG FOLGT


Antworten (6)

Martin
Ihr werdet NIE wieder arbeiten können glaube ich :)

Sabine
Wundervolle Reiseberichte! Ich freue mich so sehr mit euch! Alles liebe 🙏🫶🦋💕

Jeanett und Patrick
Wir lieben euch! Ihr macht das ganz toll. Weil ihr so liebe Menschen seid, dürft ihr das alles genießen. Wir gönnen es euch von ganzem Herzen. Ach naja…. Etwas neidisch sind wir manchmal…. Aber das ist positiver Neid, den darf man haben 🥳😂😂😂😂 Macht weiter so tolle Reiseberichte, sind sehr professionell…… und interessant! Danke von Herzen! ♥️ Lieben Drücker aus Hummel Hummel 🐝

Nadja
Grüße 🥰

Andreas
☺️ viele Grüße 🙋‍♂️

Schön, von euren weiteren Erlebnissen zu lesen. Weiterhin gute Reise und wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht! 🤙🏻

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