Veröffentlicht: 09.12.2016
Mit einigem Respekt vor der "gefährlichen" Millionenstadt machten wir uns auf den Weg nach La Paz. Doch bereits als wir mit dem Bus in die Stadt hinein fuhren, waren wir fasziniert. Das Stadtzentrum befindet sich in einem Talboden auf rund 3600 m.ü.M. und auf allen Talseiten sind lückenlos Backsteinhäuser an die Hänge gepflastert, die bis auf über 4000 m.ü.M. reichen. Die Stadt ist ein lautes und stinkendes Chaos. Aber auch hier haben wir einige Perlen entdeckt.
Wiederum waren wir begeistert von den zahlreichen Märkten, auf denen man von normalen Lebensmitteln bis zu Wundermitteln, um seine Freunde und Feinde zu verwünschen, alles findet. In der ganzen Stadt findet man praktisch keinen Supermarkt, weil alle Einheimischen ausschliesslich auf diesen Strassenmärkten einkaufen.
Ein Highlight war definitiv die Death Road, die wir mit dem Bike hinunterfuhren. Ausgerüstet mit kompletter Downhill-Bikeausrüstung nahmen wir unser lediglich vorne gefedertes Bike in Empfang. Unterwegs auf der breiten Schotterstrasse kamen wir uns etwas komisch vor mit unserer kompletten Schutzkleidung. Dennoch war die 46km lange Abfahrt spassig und landschaftlich toll. Abenteuerlich wurde es spätestens als wir 5 (!) Erdrutsche, die nach starken Regenfällen in der Nacht zuvor niedergegangen waren, zu Fuss mit dem Bike auf der Schulter überqueren mussten. Schliesslich genossen wir das Bad im Pool in angenehm warmer Umgebung bevor es am Abend zurück ins kühle La Paz ging.
Natürlich liessen wir es uns auch nicht entgehen, mit der einzigartigen Gondelbahn - genannt Téleferico - zu fahren. La Paz kennt weder U-Bahn noch Züge, dafür ein etwas futuristisch anmutendes System von Gondelbahnen, die verschiedene Stadtteile miteinander verbinden. Die Gondeln wirken wie ein moderner Fremdkörper in dieser Stadt. Die Aussicht ist dafür wirklich einzigartig und der Blick über das Tal und die zugebauten Hänge unvergleichlich.
Schliesslich durften wir auch noch die bolivianische Bürokratie kennenlernen. Bei der Einreise wurden uns an der Grenze nur Aufenthaltsstempel für 30 Tage in den Pass gemacht, obwohl uns 90 Tage zustehen würden. Als wir reklamierten, wurde uns erklärt, dass wir eine Verlängerung beim Migrationsbüro beantragen müssten. Nach einigen Recherchen fanden wir heraus, wie dieses Prozedere funktioniert und machten uns mit den verlangten Passkopien auf zum Migrationsamt. Nach 20 Minuten Wartezeit kam Julia an die Reihe und bat den Beamten um den entsprechenden Verlängerungsstempel. Dieser meinte jedoch, dass wir uns erst wenige Tage im Land befänden und daher noch genügend Zeit übrigen hätten und die Verlängerung erst später beantragen könnten. Mit etwas Jammern und der nicht ganz wahrheitsgetreuen Erklärung, dass wir keine andere Möglichkeit mehr hätten, auf das Amt zu gehen, liess sich der Beamte schlussendlich erweichen und wir verliessen das Büro glücklich und mit den benötigten Stempeln im Pass.