Chemieschaf on Tour 🐑
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Weite Wege und Willys Wahnsinn: Cape Reinga & 90 Mile Beach

Veröffentlicht: 03.02.2025

Auf meine Ganztages-Bootstour folgt eine Ganztages-Bustour. Um 7 Uhr starten wir bereits, da der Weg bis an den nördlichsten Punkt Neuseelands doch weit ist. Unser Busfahrer heißt Willy, ist (etwas) durchgeknallt und redet ununterbrochen. Also wirklich. Er ist derjenige, der Mitten im Satz über Sicherheitsbestimmungen im Bus "Oh look outside, sheeeeeeeep!" ruft, ohne Luft zu holen und den Bus zum Single-Lovebus erklärt (ich glaube er erhofft sich am meisten davon, Spoiler: klappt nicht). Das ist lustig und teilweise auch sehr anstrengend. Bei der Rückfahrt bin ich sogar kurz davor, ihm 100$ anzubieten, wenn er für 5 Minuten die Klappe hält...

Nachdem alle Leute eingesammelt und der Bus recht voll ist, fahren wir mit kurzem Kaffeestop an einem Café mit den besten Schokobrownies der Welt weiter und weiter und weiter, bis wir am späten Vormittag endlich ankommen: Cape Reinga! Dieser Ort ist nicht nur aufgrund der Landschaft und des dort errichteten Leuchtturms sehenswert, er hat auch geographisch und kulturell Bedeutung. Zum einen treffen hier das tasmanische Meer und der Pazifik aufeinander, was man sogar sehen kann, da das Wasser unterschiedlich gefärbt ist. Für die Maori hat der Ort besondere Bedeutung, es heißt dass hier die Seelen der Verstorbenen auf die Suche nach dem Gipfel einer bestimmten Insel begeben und sich von dort aus auf den letzten Weg machen, natürlich nach einem letzten Blick zurück in Richtung Neuseeland. Leider haben wir nur eine knappe Stunde Zeit, um diesen Ort zu sehen und zu spüren, denn durch die lange Fahrt ist es schon Mittag und wir haben noch einiges vor. Es gibt eine Lunch-Pause in einem Café an einem wunderschönen See und drei Leute gehen schwimmen. Darunter auch Willy, er geht natürlich einfach vollständig bekleidet ins Wasser (Was auch sonst? Wahrscheinlich sind insgeheim alle froh, dass er sich nicht einfach auszieht). Natürlich können wir nicht weiterfahren, ohne dass er noch weitere Schnapsideen hat und so finden wir uns im Café in einem Kreis ein und tanzen uns aus dem Fish and Chips-Koma etwas wach, jeder muss zweimal Tanzbewegungen vormachen und die anderen machen das nach. Mir fällt in Runde zwei nichts mehr ein, so dass ich mich von Willys Wahnsinn anstecken lasse und spontan Twerk-Moves auspacke, was insofern lustig ist, dass alle Leute begeistert lachend mitmachen und Willy ein bisschen perplex ist. Nur dieses eine asiatische Paar fragt sich glaube ich langsam, wo es da reingerutscht ist...

Obwohl wir uns etwas aufgeputscht haben, schläft der halbe Bus auf der Fahrt zum 90 Miles-Beach ein. Wach werden wir spätestens, als Willy sein Gebrabbel mit 'Oh look outside, wild horses!" unterbricht. Nach einer aufregenden Auffahrt auf den Strand (mit einem vollbesetzten Reisebus ein eher schwieriges Unterfangen, wir bleiben nicht stecken), fahren wir diesen seinem Namen alle Ehre machendem sehr langen Strand einige Zeit entlang. Abwechselnd gehen Leute nach vorne, um Bilder zu machen und als ich mich anschließe, sagt Willy in seinem Wahnsinn zu mir: "You wanna drive?!" und rutscht auf dem Fahrersitz zur Seite. Da ich ganz Improtheater-Mottomäßig zur Zeit ja zu allem "Auja!" sage, auch zu diesen wilden Ideen, quetsche ich mich neben ihn und lenke also einen Reisebus über einen Strand. Ich lerne: nicht zu nah am Wasser, nicht zu nah am trockenen Sand, immer schön den Spuren des vorherigen Fahrzeugs folgen. Wie gut das die anderen Leute finden, weiß ich nicht nicht, ich finde es sehr gut!

An einer passenden Stelle angekommen halten wir an, steigen aus und machen mit lustigen Aktivitäten weiter, die Willy mit seinem Wahnsinn noch pimpt:

1. Sandboarding (Willy springt über alle, die unten ankommen drüber)

2. Pyramide bauen (Aus Menschen, Willy macht einen Kopfstand davor)

3. Muscheln sammeln (Willy isst sie roh)

4. Strandspaziergang, bei dem uns der Bus weiter vorne einsammelt (Willy macht wieder Unsinn und läuft erst mit mir, dann mit meiner Sitznachbarin Nat und schließlich mit uns beiden Hand-in-Hand und fragt uns, ob wohl jemandem auffallen wird, dass keiner mehr den Bus fährt)

Schließlich erbarmt er sich dann doch, den Bus zu holen, es ist nämlich schon spät und wir haben eine lange Rückfahrt vor uns. Diese wird von einer Karaokeeinlage verschiedener Personen begleitet, die leider zu lange geht, und gemeinsam mit Willys ununterbrochenem Geplappere bluten mir am Ende des Tages so die Ohren, dass ich mich eigentlich nur noch verkriechen will. Leider/zum Glück habe ich mich aber mit einer Niederländerin, die ich am Tag zuvor beim Boom Netting kennengelernt habe und die ebenfalls mit auf der Tour heute war, auf einen Drink verabredet, was sich aber noch als wirklich schöner Abend herausstellt. Und ich hätte mich doch geärgert, wäre ich nicht wenigstens einmal in diesem Pub namens "Tipsy Oyster" gewesen, wo nicht nur der Name sondern auch die kunterbunte Einrichtung ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Allerdings - so müde wie heute, war ich wahrscheinlich die gesamte Reise noch nicht...12 Stunden Willy kosten viiiiel Energie.

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