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¡El Zorro!

Veröffentlicht: 13.01.2021

Den aufregendsten Teil unserer Reise haben wir uns bis fast zum Schluss aufgehoben: wir sitzen fest! In La Seu d’Urgell, den meisten wird das nicht auf Anhieb etwas sagen. Auch wir haben gegoogelt, Wikipedia gibt in diesem Fall nicht viel her, aber ich habe mich in den letzten Tagen so oft informieren müssen, das hatte ich anfangs gar nicht vor.

Doch Schritt für Schritt, es soll ja spannend bleiben.

Am Mittwoch wachen wir in den französischen Pyrenäen am Pas de L’Ours auf etwa 1300m Höhe auf und freuen uns auf ein Frühstück mit Blick auf das Château Montségur, eine der wichtigsten Kartharerburgen Südfrankreichs. Doch ach: Nebel umhüllt uns, nimmt uns sämtliche Sicht und ist außerdem sehr nass und sehr kalt.

Die französischen Pyrenäen...
...präsentieren sich...
...hier und da schon mal wolkig!

Ein Blick auf den Wetterradar verrät uns, dass die Lage im ganzen Land nicht viel besser ist. An so einem Tag kann man sich die Zeit auch gut damit vertreiben, im Auto zu sitzen, durch die Gegend zu fahren und das miese Wetter draußen zu lassen. Also los, auf in das nicht ferne Andorra.

Das kleine Land ist irgendwie merkwürdig. Mehr als ein Drittel des größten europäischen Zwergstaats liegt oberhalb der Waldgrenze und mehr als 65 Berggipfel über 2000m, verrät uns Wikipedia. Und bis 1950 lebten hier gerade einmal 6000 Menschen, heute sind es knapp 80 000! Wir vermuten, dass das der Grund dafür ist, dass wir keine Altstädte oder pittoresken historischen Dörfer entdecken können, bis vor 70 Jahren lebte man hier wohl vereinzelt auf seiner Alm. Die Orte sind nach neusten Maßstäben an die Hänge gebaut und dienen vor allem dem (Ski)Tourismus, von dem das Land hauptsächlich lebt. Es wurde zwar darauf geachtet, dass sich die Bettenburgen ins Landschaftsbild einpassen, aber alles wirkt irgendwie künstlich und nicht so sehr anziehend. Der Himmel reißt jedoch gleich hinter der Grenze zu Frankreich auf und gibt den atemberaubenden Blick auf die Gipfel um uns herum frei.

Andorra

Wir brauchen mal wieder Brot und steuern in den nächsten Supermercat. Es empfängt uns ein wildbuntes Überangebot an steuerfreiem Schnaps und Kippen, das haut dich aus den Socken! In den entsprechenden Erläuterungen vereinigen sich die europäischen Sprachen aller Länder, sogar Russisch in kyrillischen Buchstaben ist dabei. Wir zahlen unser Brot und machen uns aus dem Staub.

Andorra erweist sich nicht gerade als Paradies für Wildcamper, wir könnten auf einer der vielen Skistationen bleiben, auf deren mindestens 1800 Parkplätzen sich die Wohnmobile bereits malerisch verteilt haben, doch auf 2000m Höhe kann es nachts schon sehr frisch werden. Also noch einmal steuerfrei tanken, unten aus Andorra wieder raus und rein nach Spanien.

Die Sonne lacht vom blauen Himmel und eine Schicht nach der anderen des Zwiebellooks fällt, bald ist auch ein Bad im Rio Segre fällig. 

Wir finden auf einer grünen Bergwiese mit Blick auf die Pyrenäen einen romantischen Platz für die Nacht. Während des Abendessens kommt ein Fuchs zu Besuch, auf der Suche nach einem Mäuschen oder so streift er über die Alm und hat scheinbar nicht die geringste Angst vor uns. In meinem Rücken, nicht einmal einen Meter entfernt, steht unser „Kühlschrankkarton“, in dem wir die Lebensmittel lagern, die möglichst kalt bleiben sollen und der nach nunmehr vier Wochen einen unverkennbaren Geruch nach Leckerem ausströmt. Ich höre bald ein Knabbergeräusch und kann gerade eben so verhindern, dass sich Señor Zorro an unserem Käse zu schaffen macht. Von wegen Fuchs, eher doch wohl Frechdachs!

Was für ein Platz für die Nacht!

Am Donnerstagmorgen will ich aus der Räuberhöhle kriechen, um den neuen sonnigen Tag zu begrüßen und bin gleich verdutzt. Hier stimmt was nicht! Ich angle nach meinen neuen, schönen blauen Crocs mit Crocband und finde nur einen. Hab ich den anderen gestern Abend nicht daneben gestellt? Doch habe ich, wie immer, damit ich nachts womöglich nicht ewig herumtasten muss. Ich stelle den nackten linken Fuß auf die noch nasse Wiese und schaue unter das Auto: nichts! Ich gehe auf die Knie und krieche fast unter den Wagen: immer noch nichts. Zappa macht sich mittlerweile lustig, aber mir vergeht so langsam das Kichern, ich ahne, was sich hier abgespielt hat. Schon einmal hat ein Tierchen mir während des Schlafs einen niegel-nagel-neuen Latsch zerkaut.

Auf der Suche nach dem kostbaren Gut...

Und Zappa bestätigt meinen Verdacht: als er kurz vor mir aus der Räuberhöhle geklettert ist, war der Fuchs einen Katzensprung entfernt und hat sich sofort vom Acker gemacht. Wir machen uns in der morgendlichen Kühle auf die Suche nach meinem linken Croc, ich bin verzweifelt, diese Latschen sind auf der Reise unersetzlich, mit Socken, ohne Socken, über Stock und Stein und durch Wassermassen, jetzt habe ich nur noch einen! Ich jammere, wir finden ihn aber nicht. Die Bestie hat ihn entführt und macht sich darin jetzt einen schönen Winter! Todunglücklich schmeckt mir der Kaffee nicht und Zappa verspricht, so schnell wie möglich Ersatz aufzutreiben, notfalls kann ich erstmal seine nehmen…

Wir packen zusammen und mein Held geht noch einmal über die Wiese und: unglaublich! Er findet meinen linken Croc, zernagt, zerlöchert, angeknabbert, von spitzen Zähnen perforiert und doch noch brauchbar, juchee! Und ich habe jetzt das einmalige Modell Crocband Zorro. 

Was das alles mit La Seu d'Urgell zu tun hat? Das erfahrt ihr in der nächsten Folge...

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