Cassiopeia
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Kandy - Nuwala Eliya - Maskeliya - Sri Lanka

Veröffentlicht: 17.09.2023

Nach der Idylle Sigiriyas ging es dann in die ehemalige Hauptstadt Kandy. Ich ging direkt zu einem traditionellen Tanz der Singhalesen (wobei ich mich bis jetzt frage wie viel Tradition und wie viel touristische Aneignung vertreten ist) und dann in mein homestay. Die Familie war unfassbar lieb, brachte mir sofort Tee und den Kuchen von dem Geburtstag der Tante des Inhabers. Dann las ich am Abend das Buch über den PCT zu Ende, sportelte noch ein wenig und las mir die Wikipedia Seiten vom Hinduismus, Buddhismus und Islam durch bis meine Augen zu fielen. 

Dadurch, dass ich recht kurzfristig eine Zusage zum volunteeren in dem Elephant freedom project bekam, musste ich leider schnell weiter, habe mir jedoch fest vorgenommen Kandy in einer Woche dann in Ruhe anzuschauen.

Die Busfahrt nach Nuwala Eliya führt dann immer weiter in das Hochland der Inseln mit seinen hekterweiten Teeplantagen und Bergen. In Nuwala Eliya hatte ich zum ersten mal eine Empfindung, die ich seit meiner Ankunft nicht mehr hatte. Ich fror. Die Stadt ist einer der höchsten im Lande mit knapp 2.000 m über n.n und das merkt man!

Auch wenn die Stadt schön war, so war es doch bis jetzt die Region bei der mir das Herz am wenigsten aufgegangen ist. Die Wasserfälle waren zwar atemberaubend, aber sonst war es sehr europäisch und unnatürlich gepflegt. Am Abend unterhielt ich mich dann noch mit einer Reisenden bei einer Kanne lokalen Schwarztee drei Stunden über Schwangerschaft, Verhütungsmethoden und diverse ähnliche Themen. Dann packte ich mir "Friedhof der Kuscheltiere" von Stephen King aus und fiel in einen tiefen lyrischen Sog der mit leichter Paranoia endete.

Nun ging es zum Geheimtipp einer Bekannten, Maskeliya. Ein Ort in dem kein Tourist herum läuft und verzaubernder ist als es erlaubt sein sollte. Ich wanderte bestimmt fünf Stunden und schaute mir den Sonnenuntergang auf einer Aussichtsplattform einer Teeplantage an, wobei man über das Dorf, den riesigen See, die Berge und einen schätzungsweise 140m hohen Wasserfall schauen konnte. Zur Krönung erschien dann auch noch ein Regenbogen.

Die ersten Wochen der Reise sind teilweise nicht ganz einfach was das Thema Heimweh angeht. Man darf mich jetzt nicht falsch verstehen. Ich vermisse in keiner Weise Deutschland, ich liebe es hier. Nur vermisse ich meine Familie und Freunde daheim. Ich denke daran wie schön es wäre mit meinem besten Freund Malte ein Bild zu malen und dabei Club Mate zu trinken. Mit meiner besten Freundin Eva bei ihr in der schmutzigen WG Küche einen Kakao zu trinken und über unsere Woche zu plauschen und aus dem lachen nicht mehr heraus kommen oder mit Lara am Rhein über das Leben zu philosophieren und das Beisammensein genießen. Die Liste könnte immer so weiter gehen. Wie gerne ich jeden meiner Familie gerade umarmen würde. Zwischen einem Lacher, weil ich die Schönheit, die sich vor meinem Auge abspielte, floßen dann aber auch Tränen die diesen Menschen geschuldet sind. Entstanden aus einer irrationalen Angst von diesen Menschen im kommenden Jahr vergessen zu werden.

Doch ist das dass einzige Leid was mich ab und zu noch begleitet. Und es gehört nun einmal einfach dazu, so doof es auch klingt. Ich bin optimistisch, dass ich da in zwei bis drei Wochen anders drüber denken werde. Und außerdem platze ich innerlich vor Vorfreude bei dem Gedanken daran, dass mich Malte, Eva und Lara im Dezember und Januar besuchen kommen, damit wir Vietnam unsicher machen können.

Als mein Wecker dann um 02:00 Uhr nachts bimmelte um mich für eine Sonnenaufgangs Wanderung auf dem Adams peak zu wecken, fragte ich mich ob mich wirklich der Tuck Tuck Fahrer, den ich am Vortag schon bezahlte um mich jetzt abzuholen, auch wirklich kommen würde. Ein Teil von mir wollte es nicht und sehnte sich nach dem Bett, doch war er zuverlässig und fuhr mich um diese gottlose Zeit zum Trailanfang. 2½ Stunden und über 5.500 Treppenstufen kam ich dann an fror mir den Po ab. 

In meinem ganzen Leben sah ich noch nie so einen Sternenhimmel. Wie hypnotisiert schaute ich eine Stunde in die Sterne und versuchte verzweifelt das Sternenbild der Cassiopeia auszumachen. Dann musste ich an einen Brief denken den ich vor meiner Abreise bekam. Ein Abschnitt ging darum, dass auch wenn man tausende von Kilometern entfernt ist, so doch die selben Sterne sieht und das ist einfach irgendwie schön. Vielleicht haben du und ich in dieser Nacht ja beide den Orion angeschaut. 

Der buddhistischen Tempel an der Spitze war leider verschlossen, so kuschelten alle Wanderer daneben wie eine große Pinguinfamilie um sich warm zu halten und den Sonnenaufgang zu beobachten. Er war fantastisch! Über der Wolkendecke stehend zu sehen, wie die Sonne über den Bergen im tropischen Klima auf geht, ist einfach wundervoll. Dort traf ich dann auch wieder zwei deutsche Backpackerinen, die ich jetzt schon zum vierten Mal zufällig auf dieser Insel traf.

Nach einem Mittagsschlaf, fuhr ich noch zu einem Wasserfall. In der Theorie einfach, doch die praktische Umsetzung hat mich 3½ Stunden gekostet, weil dieser Bus im Schritttempo fuhr, alle 50 Meter gestoppt hat und der Busfahrer teilweise ausgestiegen ist um sich etwas zu Essen zu holen oder schnell an einem Schrein zu beten. Eigentlich wollte ich auch den Bus zurück nehmen, doch als ich ankam sagte der Busfahrer mir, dass dies jetzt der letzte Bus zurück sei und fragte ob ich nicht einsteigen wolle. Die 3½ Stunden Hinfahrt, die Erwartung in einem 140 Meter hohen Wasserfall zu schwimmen und der Gedanke an die womöglich 3½ Stunden Rückfahrt führten vermutlich dazu, dass ich ihn einfach nur anlächelte und "No, thank you." sagte. 

Ich fühlte mich von hier an wie Indianer Jones. Mit in der Pampa im Dschungel, alleine, 3 Stunden bis zur Dunkelheit und kein Weg zurück, außer 15km mitten durchs Nirgendwo. So badete ich um Wasserfall, krackselte über Teeplantagen, durch das Unterholz, überquerte noch halsbrecherisch einen großen Fluss, indem ich meinen Rucksack nach Vorbild der Einheimischen auf meinem Kopf balancierte, und kam mit dem Einbruch der Dunkelheit dann endlich auf eine Schotterpiste die mich irgendwann zu meiner Unterkunft bringen sollte. Im Fluss mussten sich Fünf Blutegel mich als praktisches Vehikel ausgesucht haben, denn so viele zog ich dann von meinen Füßen, wobei ich von der Menge Blut die aus meinen Füßen floss und einfach nicht aufhören wollte, beeindruckt war. (Solch ein flüssiges Blut, welches einfach nicht gerinnen will, kenne ich eigentlich nur wenn Leberzirrhosen im OP reseziert werden.) Jetzt bin ich mehr als müde, doch hält Stephen King mich nervenaufreibend davon ab endlich einzuschlafen.

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