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Thai-Massage-Kurs in Chiang Mai - Thailand

Veröffentlicht: 06.03.2024

Ich weiß gar nicht wie ich diesen Artikel anfangen soll. Ich war zum ersten Mal betrunken und hatte die Zeit meines Lebens. Vor meiner Abreise in Deutschland hatte ich mir schon ausgemalt wie ich meine Zusage zur Uni unterwegs bekomme und wie ich an diesem Tag dann richtig feiern gehe und mich zum ersten Mal ganz gut strulli fühlen möchte. Als der Tag dann tatsächlich kam, hatte ich zwar einen wundervollen Abend, aber es war keine richtige 'Party' in diesem Sinne. Als ich Jess und Wiley nebenbei erzählte, dass ich noch nie betrunken war und wir so oder so ausgehen wollten, realisierten wir zum selben Zeitpunkt, dass heute Abend der perfekte Zeitpunkt dafür wäre. Wie ein aufgeregtes kleines Kind trank ich mein ersten Espresso Martini und startete die Bartour mit den beiden netten Kanadierinen. Mit jedem Bier lachten, taumelten und teilten wir mehr private Geschichten von uns. Es war ein großartiger Abend und am Ende saßen Jess und ich noch zwei Stündchen und redeten über... irgendwie alles. Um ehrlich zu sein, weiß ich es gar nicht mehr so richtig, weil der Cocktail, die 5 Biere, 2 Shots und der Reiswein dann doch mein Bewusstsein trübten. Ich weiß nur, dass ich in diesem Moment davon überzeugt war das tiefgründigste und beste Gespräch zu führen was ich jemals hatte, während wir vermutlich viel eher betrunken vor uns hin brabbelten.

Ohne Kater, komischer Weise, machte ich mich dann am nächsten Morgen auf zu meinem Thai-Massage Kurs. Ich fühlte mich großartig. Ich hatte wundervolle letzte Tage, ich mochte Jess, hörte gerade einen richtig guten neuen Song aus einer Playlist die sie mir erstellt hatte und ging zum langersehnten Thai-Massage Kurs. Als ich an der Adresse ankam realisierte ich recht schnell, dass das Thai-Massage Center vielmehr das ziemlich heruntergekommene Privathaus der Besitzerin war. Vom ersten Blick an liebte ich sie. Die 70 jährige Timmy mit ihrem sanften und zufriedenen Grinsen, ihrer Karriere als DJ und dann als Masseurin und ihre einzigartige Weise "okeeeee" zu sagen, wenn sie etwas gut fand. Sie unterrichtete mich drei Tage lang in Bereichen wie Fuß-, Bein-, Arm-, Hand-, Rücken-, Schulter- und Kopfmassage und kochte mir jedes Mal ein unfassbar leckeres Mittagessen. Ich weiß jetzt schon, dass ich einen Grund habe zurück nach Thailand zukommen und das nur um diese liebe, alte Frau nocheinmal zu sehen und ihr am liebsten zu helfen ihr Grundstück herzurichten. Jetzt habe ich diese neue Fertigkeit endlich gelernt und freue mich hundsgemein mir "Opfer" aussuchen, an denen ich trainieren kann um auch selbstbewusster damit umzugehen, wobei ich glaube, dass es ein Opfer ist, welches man gar nicht so ungern erbringt.

Meine Gedanken zu Jess wurden aber ein wenig wirrwarer (cooler neuer Neologismus), da ich das Gefühl hatte, dass ihre ausgesprochen Gefühle und Gedanken mit ihrer Handlung nicht übereinstimmten und merkte, dass sie nicht so sehr daran interessiert war mit mir Zeit zu verbringen wie ich mit ihr. Ich fühlte mich ein wenig unsicher und sehnte mich einfach nach offener Kommunikation, merkte aber auch, dass ihre nonverbale Kommunikation eigentlich ausreichte um mir klarzumachen, dass ich mehr in diese Bekanntschaft geben würde als ich zurückbekommen würde. Deswegen sagte ich ihr einfach ganz offen, dass ich, aus der Befürchtung noch mehr Gefühle zu entwickeln, welches in diesem Szenario mit mehr Leid, als Freude verbunden war, es bevorzugen würde einfach nur befreundet zu bleiben. Ab diesem Moment, an dem ich einfach meine jetzige Gefühlslage aussprach und wir beide auf einen aktuellen und ehrlichen Stand über die Gefühle der anderen kamen, stieg meine Laune, mein Selbstbewusstsein und wir quaselten wieder mehr.

Ich zeigte ihr noch eine Knotentechnik für die Hängmatte, die ich ihr überließ und gingen noch mit mehreren Leuten zu einer Dragqueen-show, welche eine richtig gute Bühnenperformance, Choreographie und Humor hatte. Wir hatten alle einen richtig unerwartet schönen und lustigen Abend mit wilden Kostümen und da ich normalerweise kein Alkohol trinke, aber trotzdem ein Getränk vom Mindestwert von 7€ zahlen musste, kaufte ich mir das teuerste 0,33l Wasser der Welt :D Jess und ich verabschiedeten uns vorerst. Vorerst sage ich, weil sie Familie in Trier hat und in 2½ Monaten nach Deutschland kommt um einer größere Fahrradtour zu machen und sie bei mir vorbeikommt, damit ich ihr das richtige Equipment ausleihen kann. Mir gefällt der Gedanke sehr gut, wobei trotzdem eine gewisse Skepsis dabei miteinher geht, ob wir uns wirklich nocheinmal wieder sehen.

Manchmal sieht man die Welt halt in kunterbunt, und manchmal einfach nur in dunkelbunt.

Mit der Verabschiedung Jess'es kam dann auch die Absolvierung des Thai-Massage Kurses. Ich habe die kleine, alte Thailänderin richtig in mein Herz geschlossen und freue mich schon richtigmeine neu erworbenen Fähigkeiten auszuprobieren!

Jetzt hieß es: letzter Stopp der Reise.

Die letzten knapp 2 Wochen wollte ich damit verbringen den Open Water Course und den Advanced Diver Course zu machen und dann im Anschluss noch ein paar Tage mich mit dem frischen Tauchscheinen in die bunten und artenreichen Korallenriffe Thailands zu stürzen. Auf dem Weg zu der Insel Koh Tao, auf der ich meinen Tauchkurs machen wollte, musste ich einen Tag in Bangkok verbringen und bekam dort einen ersten Eindruck in die absurde Welt dieser Stadt. Neben den Wundervollen Wandmalereien des großen Palastes und dem Wat Pho bietet Bangkok auch eins der absurdesten und diversesten Nachtleben an die es gibt. Zwischen extremen Sextourismus, Stripclubs und Shows bei denen die 'Künstlerinen' einem demonstrieren was sie alles aus ihrer Vagina holen oder schießen können, findet man auch Theaters mit westlichen Klassikern und underground Technoclubs. Ich verbrachte den Tag mit Sudejj, einer Türken, die ich auf der Busfahrt kennenlernte und sympathisch fande. Sie war gelernte Kinderpsychologin und schmiss ihren Job vor zwei Jahren hin um Tätowiererin zu werden und ihre künstlerische Seite auszuleben. Wir schwitzen uns gemeinsam bis zum dehydrierten Zustand in der Hitze Bangkoks und aßen beide am Abend noch gebratene Schlange, Krokodil und Skorpion. Wobei ich sagen muss, dass ich bis auf das Krokodilfleisch keines so wirklich empfehlen kann, was vorallem auch daran liegt, dass es eher Touristenattraktionen sind, als traditionelle Gerichte.

Thailand (bzw. ein großer Teil Thailands) hat teilweise eine so große Tourismusbranche, dass gesamte Ortsstücke keinerlei Kultur mehr beinhalten, sondern lediglich westlich-orientierte Dienstleistungen anbieten und man selber komisch angeschaut wird, wenn man sich auf thailändisch bedankt. Da ich mit den zwei Hauptintentionen der Thai-Massage und des Tauchens nach Thailand gekommen bin, störte es mich dieses Mal nicht so sehr nicht in Kontakt mit der traditionellen thailändischen Kultur zu kommen, weil es auch in den Orten wo ich momentan bin und sein werde schlichtweg nicht möglich ist. Nichts desto trotz hinterlässt es einen unangenehmen Beigeschmack, wenn man sieht, wie sich Menschen, mit einer einst eigenen Kultur und Lebensweise durch einen teils moralisch verwerflichen Tourismus in eine Abhängigkeit und obligatorische Adaption geraten sind, sodass Individualität und Authentizität durch das Befriedigen rücksichtsloser und undeffirenzierter Bedürfnisse von Europäern weichen mussten.

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