Veröffentlicht: 28.07.2023
26.07.23
"Von einem Fluss zum nächsten" . So oder so ähnlich könnte dieser Beitrag heißen.
Oder "wie ich von Montenegro nach Serbien" fuhr.
Alternativ wäre auch" mein erster Tag in Serbien" super on point.
Eigentlich versuche ich nur etwas uninspiriert eine Einleitung zu schreiben, die im Moment des Einfalls noch richtig fresh und überzeugend war, beim aufschreiben dann aber klar wurde, dass es eigentlich einige andere einfachere und zugleich besserer Formulierungen gegeben hätte, es aber dann auch schon irgendwie zu spät ist weil ich gedanklich mittlerweile in einer Einbahnstraße befinde.
Blöderweise habe ich am Abend zuvor meinen Pin der deutschen Nummer drei mal falsch eingeben. Das passiert halt wenn man alle paar Tage die Simkarte wechseln muss... Sim Karten sammeln könnte meine neue Passion werden. Hab etwas den Überblick verloren.
So oder so habe ich an diesem Morgen kein Internet, denn ich war ja nun wieder auf montenegrinischem Boden, wo auch meine albanische Karte nicht mehr funktionierte.
Auch ich frage mich mich im Nachhinein wie ich das eigentlich geschafft habe, ganz ohne Internet. Genau weiß ich es nicht mehr. In der Not habe ich höchst wahrscheinlich voll automatisch auf meine natürlichen Instinkte und Fähigkeiten zurückgegriffen und mir somit mein Überleben gesichert. Erstaunlich zu was der Mensch, bzw ich in der Lage bin, wenn es darauf ankommt.
Zuersteinmal musste ich dafür sorgen, dass meine Grundbedürfnisse befriedigt wurden. So simpel aber zugleich essentiell. Eines dieser Grundbedurfnisse war die Nahrungs- beschaffung und - aufnahme. Zum Glück war ein Fluss ganz in meiner Nähe. Dort hätte ich Fischen können...
Ich machte mir aber ein Müsli. Wie jeden Morgen. Mit Haferflocken und so. Was das angeht, war ich vorbereitet. Es war lecker und stärkend doch damit war es nicht getan. Ich befand mich noch immer in einer äußerst misslichen Lage.
Verzweiflung machte sich breit. Ich war kurz davor zu kapitulieren, mich aufzugeben, als ich noch einmal all meinen Mut zusammen nahm, einen DinA4 Block mit Kugelschreiber zur Hand nahm und mit einem Brainstorming begann. Um ehrlich zu sein fühlte es sich auch ein wenig falsch an, ein Brainstorming ganz alleine durchzuführen. Klar, eigentlich ist diese klassische Methode nur für Gruppen und Teams, aber was spielt das für eine Rolle, wenn sie mir letztendlich das Leben rettet.
Aus den wichtigsten Punkten fertigte ich eine Mindmap an. Die Stärke dieser Methode liegt ganz klar in ihrer Anschaulichkeit. Eingerahmte Wörter, einzelne Ideen, teilweise verbunden mit Linien, um Zusammenhänge zu verdeutlichen. Ein Bild entstand. Zusammengesetzt aus intuitiver Gedanken. Ich musste nur noch 1 und 1 zusammen zählen. Die Lösung schien auf der Hand zu liegen. Sie hatte sich aufgrund strukturierter Vorgehensweise herauskristallisiert.
Aufatmen.
Die Lösung war in den nächsten Ort bzw in die nächste Stadt zu fahren und dabei auf die Straßenschilder zu achten, die,wie mir nach reifer Überlegungen wieder eingefallen war, unter anderem auf Städte hindeuten.
Wer nicht wagt der nicht gewinnt.
Ich hatte gewonnen.
Als Sieger erreichte ich auch ohne Internet und Navigation die nächste Stadt: Bijelo Polje.
Die Stadt war mit knapp 60.000 Einwohner*innen gar nicht mal so klein und die Wahrscheinlichkeit ein Café mit WLAN zu finden sehr hoch.
Anderst als die Städte im Süden Montenegros, verirren sich nur selten Touristen in diese Gegend. Gerade deswegen gefiel mir die Stadt. Authentisch.
Eingeloggt im W-LAN Netzes eines der vielen Cafés lag mir die Welt wieder zu Füßen. Also fast, denn meinen Puk benötige ich noch immer. Das ist aber ein anderes Problem, dass mich vermutlich auch noch eine Weile beschäftigen wird. Womöglich könnte ein Brainstorming helfen.
Im Café bekam ich Gesellschaft von drei älteren Herren, die sich zu mir an den Tisch gesetzt hatten, da da Café sonst keine freien Plätze mehr zur Verfügung hatte.
Einer von ihnen sprach bestens deutsch. Nach über 25 Jahren in Bremen war nun als Rentner wieder in die Heimat zurück gekehrt. Hier könne von seiner Rente besser leben. Unterhaltsame Runde.
Eine montenegrinische Sim Karte zu kaufen lohnte sich nicht, denn der Plan war noch heute nach Serbien zu fahren.
Bisschen, warten am Grenzübergang. Einereise aber problemlos.
Park4night.com sei dank einen guten Platz gefunden. Eben wieder an einem Fluss.
Ob das bei uns erlaubt wäre, einen solchen Sprungturm (siehe Bilder) an einen Fkuss zu bauen? Ich glaube eher nicht. Zumindest nicht ohne einen gut ausgebildeten Bademeister, der das ganze professionell überwacht.
Das Plätzchen ist gut besucht, vor allem von vermeintlichen Locals, wie auch Mele den ich am Abend noch kennenlerne.
Wir quatschen. Er hat eine Autowerkstatt im nächsten Ort. Ich evtl. Probleme mit den Bremsen. Ich soll morgen früh vorbeikommen, meint er.
Witziger, sympathischer Typ.
Mein Gefühl sagt mir dass könnte lustig werden...