Bunter Herbst im Osten Kanadas
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1.10.18 Antigonish-Cabot Trail bis Pleasant Bay

Veröffentlicht: 20.10.2018

Frühstück gibt's bei Tim Hortons bevor wir nun nach Cape Breton aufbrechen, jene Insel, um die der 311km lange Cabot Trail führt, eine der tollsten Küstenstraßen der Welt - insbesondere im Herbst, wenn die Blätter sich färben. Der nördliche Teil von Cape Breton ist Nationalpark und hier leben hunderte Elche und Bären, Luchse und anderes Getier. Die Möglichkeiten hier zu übernachten sind knapp und wir haben schon vor Monaten ein (bezahlbares) Hotel in Pleasant Bay gebucht. Der Ort liegt an der nördlichen Westküste von Cape Breton und wir haben heute mit fast 300km eine recht lange Strecke vor uns. Bewußt wollen wir ein paar Loops fahren und die Aussichten genießen - sofern das Wetter hält.

Im Visitor Center direkt in Port Hastings holen wir uns noch ein paar Infos, wenngleich es nicht wirklich viel gibt. Unsere Route wird uns also insgesamt fast 1 x um Cape Breton führen - wir werden bis auf ein paar Kilometer den gesamten Cabot Trail plus ein paar Schleifen fahren. Heute geht es die Westküste nach Norden. Morgen wird es quer über Cape Breton von West nach Ost gehen und übermorgen die Ostküste nach Süden. 

Die Meinungen sind geteilt, was die bessere Richtung ist. Wir haben uns so entschieden und starten auf dem Highway 19, dem sog. Ceilidh Trail (sprich: Kehlid). Ceilidh als Begriff ist eigentlich schottisch-irischen Ursprungs und Cape Breton ist von dieser Kultur ebenso geprägt wie von der Frankreichs (Akadier). Er steht für ein freundschaftliches Treffen aber auch Musik. Der erste Stopp ist in Glenville die Glenora Distillery, die "schottischen" Whisky produziert. Eine Führung ist gerade vorbei, es lohnt sich für uns jedoch nicht, auf die nächste zu warten. Also weiter.

Wir bekommen grandiose Ausblicke auf die Küste und die gewundene Straße entlang der Steilküste. Dazu teilweise dramatisch dunkle Wolken zu windigen 13°C, was nur mit 2 Jacken und Mütze erträglich ist und wir freuen uns über die Sitzheizung im Auto. Tolle Fotomotive.

Bei Cheticamp soll es eine ganz tolle Bäckerei geben, die eher selbst backen. Also da dürfen wir nicht vorbei fahren. Der Parkplatz dieser kleinen Bude ist riesig, wir zählen allerdings nur 3 Autos. In der Bäckerei, im Radio und in dem kleinen Visitor Center, das keine erleuchtenden Infos hat, sprechen alle ein französisches Kauderwelsch - Acadien. Die Flagge hier ist nicht kanadisch sondern französisch mit einem gelben Stern - die Flagge der Akadier. Wir holen uns einen Kaffee und einen Scone, der gänzlich geschmacklos ist. Die Kalorien hätte man sich sparen können, aber nun ist es schon 15.30h und der Hunger hatte sich gemeldet. Wir erreichen gleich darauf die Einfahrt zum Bereich des Nationalparks. Der kostet pro Person 7,80 $ und gilt immer bis 16h am Folgetag.

Nun wollen wir Tiere sehen - am besten Elche. Ein Ehepaar erzählt uns an einem Parkplatz, dass sie in der Nähe des nächsten Parkplatzes am Wanderweg zum Burnie's Lake welche gesehen hätten. Wir machen uns auf und wandern unter bedecktem Himmel mit Schal, Mütze und Handschuhen zum Burnie's Lake - ohne Elch-Sichtung. Als wir aber um 17.00h wieder zurück gehen wollen, kommt die Abendsonne durch die Wolken und präsentiert atemberaubende Eindrücke vom spiegelglatten See. Wir laufen zurück zum Parkplatz und keine 100m vor der Straße hören wir links von uns so etwas wie Grunzen. 

Wir stoppen sofort und erblicken in etwa 30m Entfernung in den Tannen eine Elchkuh, die dort genüsslich und laut an den Zweigen frisst. Keine 20m weiter erscheint eine weitere Elchkuh und ein Bulle ist weiter hinten in den Bäumen nur anhand seiner Schaufeln auszumachen. Eine der Elchkühe bewegt sich immer dichter an unseren Wanderweg. Wir stehen da wie angewurzelt und fotografieren mit maximal geringer Bewegung. Irgendwann ist die eine Elchkuh bestenfalls noch 10m von uns entfernt und trampelt plötzlich in unsere Richtung. Hoppla - da bekommt man schon einen Schreck, weil diese Tiere wirklich riesengroß sind. Wir wissen ja, dass Elche extrem schlecht sehen, aber gut riechen. Wir haben uns fast nicht bewegt und es ist auch die Frage: Soll man jetzt zügig zum Parkplatz gehen oder erregt man damit Ärgernis? Mit einem solchen riesen Tier will man wirklich keinen direkten Kontakt haben. Die Sonne geht langsam unter und wir treten irgendwann den kontrollierten Rückzug an und sitzen, als es schon dunkel-dämmrig ist, ziemlich durchgefroren im Auto, um die letzten Kilometer nach Pleasant Bay zurück zu legen. Vor dem Ort ist eine endlos lange Baustelle mit einem Follow-Me, was dazu führt, dass wir im Stockfinstern erst gegen 19.30h am Midtrail Motel einchecken. Mittlerweile haben wir 9°C und nach der Zeit am Burnie's Lake und  bei den Elchen sind wir trotz der Sitzheizung der letzten 30min nicht wirklich warm geworden. 

Das Zimmer ist eiskalt, hat einen Balkon, der auf die Bucht von Pleasant Bay hinausgeht, die jetzt aber natürlich im Finstern liegt. Das Midtrail Motel ist extrem einfach. Als Fußmatte liegt im Zimmereingang ein Stück Pappe, die Betten haben dünne Decken, es gibt keine Heizung, nur eine Klimaanlage, die laut ist und jede Menge Dreck ins Zimmer pustet, wenn man sie auf "warm" stellt, aber keine warme Luft absondert. Einen Fön gibt es nicht. 

Wir finden ein paar hundert Meter weiter das einzige geöffnete Restaurant, das "Rusty Anchor". Eine urige Adresse mit typischem Essen wie Burger mit Pommes aber eben auch Fisch. Ich bestelle mir Lachs vom Grill der wirklich super lecker schmeckt. Da das Restaurant um 20h schließt, wird zackig serviert und gegessen. Wir sind um 20.30h schon im Hotel und versuchen irgendwie warm zu werden. Ich liege mit langärmeligem T-Shirt, Fleece-Pullover und Jogging-Hose sowie Wollsocken im Bett. Die Bettdecke ist bestenfalls sommertauglich und ich wickel mir noch die kleine Fleecedecke, die ich aus dem Flieger mitgenommen habe, um den Kopf, der Kunstfaser-Bettüberwurf wärmt nun auch mal gar nicht. Die Nacht ist grausam kalt und an Schlaf war nur mit großen Unterbrechungen zu denken. Ich habe mich versucht gar nicht zu bewegen, um nicht das bißchen Wärme auf der Matratze zu verlieren. 

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