Veröffentlicht: 10.12.2016
Hi, ist schon einige Zeit her seit ich mich das letzte Mal gemeldet habe, sorry. Entweder hatte ich kein Netz oder keine Zeit irgendetwas kam immer dazwischen. Wie auch immer hiermit melde ich mich als quietschlebendig und kerngesund aus Whangarei zurück. Ja richtig gelesen, ich bin wieder in Whangarei und nutze fröhlich das gratis Vodafone-Shop-Wlan aus. Aber keine Sorge, ich habe mich in den 1,5 bis 2 Wochen seit letzter Meldung auch woanders rumgetrieben (soo langsam bin ich jetzt auch nicht).
Einen Tag nach meinem letzten Bericht habe ich mich nämlich nach Kaitaia im Norden hin aufgemacht, mal wieder als Tramper (es ist halt einfach äußerst billig). Insbesondere dank einer freundlichen Mitcamperin, die mich beim Zeltabbau und dann später am Straßenrand gesehen hat, und eines sehr freundlichen Fischers kam ich sogar ziemlich schnell zu meinem Ziel (also schnell für Tramperverhältnisse = 5,5 Stunden), da mich beide jeweils für knapp über eine Stunde mitnahmen. In Kaitaia kam ich dann auch gleich noch dank Bekanntenbonus (die Dame, die mich als letztes mitgenommen hatte, war eine Freundin der Besitzerin) schnell in der Mainstreet Lodge unter. In Kaitaia und Umgebung gibt es außer den Cape Reigna und Sandboardtouren mit Bussen nicht viel zu tun, aber in der Lodge war für Beschäftigung gesorgt, durch eine große Küche mit sehr langsamen Kochplatten (Hostelstandard), die das Nudelkochen mal kurz auf eine Stunde hinaus ziehen konnten, einem kostenlosen Billiardtisch, einer kostenlosen Tischtennisplatte, vielen Leuten zum Unterhalten und einem Spieleentwickler auf meinem Zimmer, der seine Kreationen gern mit uns ausprobierte (Brettspiele, nicht Videospiele, keine Sorge, die heutige Jugend beherrscht auch immer noch „Mensch ärgere dich nicht.“ und „Monopoly“). Also verbrachte ich eine angenehme Zeit in meinem Hostel und bereitete mich solange auf meine Plan vor vom Te Paki Stream (wo auch die Riesensanddünen sind) am Ende des 90-Mile-Beach über das Cape Reigna zum Ende des Spirits Bay zu wandern. Alles in allem 48 km und ca. vier Tage wandern (nicht eingerechnet: zwei Rucksäcke).
Somit machte ich mich drei Nächte später bewaffnet mit zwei Rucksäcken, sechs Litern Wasser und Nahrungsmittel in Form von Obst und Müsliriegel auf nach Norden und kam auch über eine Frau, die mir offenbarte, dass ich eines Tages in der Hölle brennen würde (also nichts wirklich neues und vor allem ein super Tagesanfang), einen der Ältesten des Far-North, der mir einiges über das Land und die Leute berichtete, einen freundlichen Förster und mal wieder einen sehr freundlichen Hobbyfischer (Steht das bei Fischern in der Berufbeschreibung: „Muss freundlich zu hilflos dreinschauenden Backpackern sein“? Naja, ich beschwer mich auf jeden Fall nicht darüber.) bis zu meinem Ziel.
Dort kamen mir die ersten Zweifel: Will ich mich nicht doch lieber auf einem Brett diese Riesensandberge hinunterstürzen, anstatt mir einen Gewaltmarsch mit zwei Rucksäcken anzutun, an dessen Anfang man gleich mal vor Treibsand und Bussen gewarnt wird? Die Antwort war ja ich will, und so marschierte ich los das glückliche Gequietsche der 0815-Backpacker ignorierend. Ich Vollidiot. Bis zum bekannten 90-Mile-Beach vor musste ich dem Te Paki Stream folgen, der auch von den Touristenbussen als Straße benutzt wurde und um jenen Bussen aus zu weichen, hielt ich mich so weit rechts wie möglich. Zu weit wie ich später herausfand, als ich mich von einem gewaltigen Haufen dornigen Grünzeugs vom Fluss getrennt sah. Zu stolz zurückzugehen und immer noch optimistisch (da gibt’s schon einen Weg zum Strand) stapfte ich weiter. Es gab aber keinen Weg zum Strand, also kämpfte ich mich durch das teilweise mannshohe Gestrauch (wirklich mannshoch, also nochmal größer als ich, so Klitschko-mannshoch, nicht durchschnitts-mannshoch).
Doch zerkratzt und bereits vollkommen erschöpft inklusive eines kleinen Herzinfarkts (Riesenspinne!! Riesenspinne!!!!!!) stand ich schließlich am Strand, der einfach, wie der Name schon sagt, ein endlos langes Stück Sand an der Küste ist. Und da die Sonne mitleidlos auf mich kleinen Wanderer runterbrannte, war er auch dementsprechend heiß. Von oben und von unten gegrillt, suchte ich meinen Weg zum Ende des Beaches und nach nur einer kleinen Menge Gefluche über den rutschigen Sand und meine eigene Blödheit zwei Rucksäcke mit zunehmen, erreichte ich sein Ende. Mein Tagesziel lag aber noch etwas weiter entfernt, nämlich ein Basiscamp (also Plumpsklo und Regenwasser aus dem Wasserhahn, dafür aber gratis) des neuseeländischen Department of Conservation (von jetzt an nur noch DOC), also des Ministeriums für Naturschutz. Dieses Camp lag (liegt? Keine Ahnung, suchts euch raus) am Anfang des Twilight Beach, den ich noch vor dem Zwielicht erreichen wollte. Dafür musste ich aber noch ein paar Hügel (für mich doch eher Berge) überqueren und so war es dann doch stockfinstere Nacht bis ich dort einmal ankam. Dafür machte ich Bekanntschaft mit einem Opossum, dass eine der Toiletten für sich beanspruchte, weil vor seiner Tür einiges an Müll rumlag. Na dann mal gute Nacht.
Am nächsten Morgen schnell das Zelt abgebaut und mich auf den Weg gemacht. Ziel: Cape Reigna und Sandy Bay. Erstmal den Twilight Beach entlang über ein paar Dünen (abwärtsrutschender Sand), dann über ein paar „bewaldete“ Hügel (mit Bäumen, die zu niedrig sind um dir Schatten zu spenden, aber dafür reichlich Moskitos enthalten) in der brennenden Sonne.
Natürlich geschah, was geschehen musste, am Strand vor dem Cape ging mir, dass Wasser aus. Naja, muss man halt so weitermachen. Also tapfer weitergestapft, beim Überqueren der Brandungsfelsen mit einem Stiefel im Wasser gelandet (Brrr) und schließlich bei vollkommener Finsternis das Cape erreicht. Hach so ein toller Ausblick in die vollkommene Finsternis, in der irgendwo das Naturschauspiel des Mahlstroms liegt, in dem die tasmanische See auf den Pazifik trifft. Naja, dann noch den Trinkwasserbrunnen benutzt (Ich hoffe, danach hatten die noch genug Wasser auf Vorrat) und weiter zum Sandy Bay. Der Weg dorthin wurde jedoch bald so steil, dass ich mir eine halbwegs ebene Stelle (also immer noch verdammt abschüssig) suchen und hoffen musste, dass mein Zelt nicht mit mir den Hang runter über die Klippen ins Meer stürzt.
Nachdem es das nicht tat und ich auch etwas Schlaf hatte, ging es (mit immer noch einem nassen Stiefel) weiter bis zur wirklich wunderschönen Bay, die geradezu nach einem Camp schreit (Na super). Danach ging es dann auch mal wieder einen verdammt großen Hügel reichlich steil hoch und in der Sonne brannten meine Unterarme trotz Sonnencreme so stark, dass ich fast immer Pause machen musste. Schließlich erreichte ich dank der Unterstützung anderer Wanderer den Tapotapotu Campingplatz, an dem ich eigentlich gar nicht bleiben wollte, bei einem Blick auf das Entfernungsschild zum nächsten Camp mich dann doch entschied die Nacht hier zu verbringen. Trotz der verschiedenen Einladungen zum Kaffee ging ich nach einer kalten Dusche (diese Art von DOC-Campingplätzen hat auch Duschen, dafür kosten sie etwas) in aller Öffentlichkeit, weil sie auf dem Vorplatz der Toiletten stand, legte ich mich schlafen.
Beim ersten Tagelicht war ich schon wieder unterwegs und nahm die 10+ Kilometer nach Pandora in Angriff. Was in Anbetracht der anstrengenden Anstiege und wunderschönen Ausblicken eigentlich ganz gut funktionierte. Bis ich bei Einbruch der Nacht zu den Rockpools kam und das Wegschild aus irgendeinem Grund dort hinunter zeigte, also das Camp am Grunde der mehreren Wasserfall-Plateaus liegen müsste.
Also ab nach unten über Steilwände langsam auf allen vieren hinunter, meine Flasche, die einen Abgang gemacht hat, unten aus einem Pool rausgefischt, dabei beide Stiefel in Matsch getränkt, und festgestellt, dass es nicht mehr weiterging. Inzwischen war es dunkel und Moskitos umschwirrten mich in so großer Zahl, dass ich sie immer wieder verschluckte. Stirnlampe auf, Geschirrtuch über den Mund und jeweils immer mit einem Rucksack den Weg wieder hinauf. Keine Ahnung wie auf jeden Fall schaffte ich es irgendwie, stolperte, dann noch zum Basiscamp und im Zelt zusammengerollt.
Das Zelt hatte an der inneren Seite der Außenwand am nächsten Morgen eine spannende Verfärbung es war nämlich grau-schwarz vor Moskitos. Ich selbst war stellenweise rot durch die Moskitos, die in mein Zelt geschlüpft waren. Das Ganze ließ sich nicht ändern, also Zelt ausgeschüttelt bzw. geklopft (Jetzt schauts aus als ob ich versucht hätte jemanden darin umzubringen und das Blut nicht mehr ganz wegbekommen hätte.) und zusammengepackt. Dann über die Hügel den Flutweg aufgrund der Tide genommen und entlang der Spirits Bay (die sich ganz schön zieht) bis zum Campingplatz, den ich bei Sonnenuntergang (nicht bei absoluter Finsternis) erreichte. Geschafft, den ganzen Weg mit zwei Rucksäcken zurückgelegt.
Am nächsten Morgen wollte ich noch auf die Ranger des Platzes warten, denn ich konnte die Gebühr nicht bezahlen, weil die Formulare aus waren. Diese kamen jedoch nicht und gleichzeitig war auch keiner mehr da, der mich mitnehmen konnte. Ein Amerikaner, der ebenfalls den Weg gelaufen war, sagte er würde bis zur Straße laufen. Ich ging auch los und versuchte während des Laufens bei jedem Auto, das in die richtige Richtung fuhr zu trampen. Schließlich erbarmte sich ein Pärchen mir und brachte mich nach Waitiki Landing, der nördlichsten Tankstelle, Restaurant und Hostel. Dort fand ich niemanden, der mich mitnahm, also checkte ich im Hotel ein und verbrachte einen entspannten Abend mit einem deutschen Physikerpärchen, die Neuseeland zu Rad durchquerten (Hallo, wenn ihr das gerade lest). Der Abend wurde mal wieder durch stechwütige Insekten vorzeitig beendet. (Grrr)
Am nächsten Tag versuchte ich erneut zu trampen und tatsächlich nahm mich eine junge Schweizer Dame mit nach Kaitaia, wo ich freundlich von Suzie (so heißt die Besitzerin) empfangen und in ein Vierbettzimmer gesteckt wurde. Im Hostel traf ich auch den Amerikaner vom letzten Campingplatz wieder, der tatsächlich bis zur Hauptstraße gelaufen war und dort auch aufgelesen worden war. Dabei wurde er jedoch in einen Unfall verwickelt und erholte sich gerade noch davon im Hostel. Am Abend aßen wir zusammen mein Chili con carne, auf das ich mich die ganze Wanderung schon gefreut hatte, und am nächsten Morgen reiste er zusammen mit der Niederländerin aus meinem Zimmer weiter. Das Zimmer blieb aber nicht so verweist, sondern ich bekam noch Gesellschaft durch drei junge Damen allesamt Deutsche (Komm schon, ich wollte Englisch lernen). An einem Tag als sie alle ausgeflogen waren, hatte gleichzeitig die gesamte Umgebung keinen Strom und somit auch kein Internet, ich konnte meinen Blogeintrag also wieder nicht schreiben. Dafür verbrachte ich einen vergnüglichen Abend mit den Damen und wir redeten bis spät in die Nacht (inzwischen war wieder Strom da).
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von Suzie und trampte nach Waipoua Forest, wo die größten Kauribäume stehen. Das Trampen verlief gut, aber ereignislos, bis auf eine Stelle, an der ich zwei Stunden stand, bis mir die Besitzerin eines Cafés auf der anderen Straßenseite ein kaltes Glas Wasser brachte und solange beim Autos rauswinken half (und zwar weitaus energischer als ich) bis eines anhielt. Danach wurde ich nur noch von zwei jungen Bewohnern von Barcelona (Wie bezeichnet man die bitteschön in Deutsch?) mitgenommen und wir haben gleich noch die Riesenbäume angeschaut (die wirklich beeindrucken sind). Dann die Nacht auf einem Waldcampingplatz verbrachte und heute wieder nach Whangarei durch eine australische Famile gebracht worden. In zwei Tage geht’s vermutlich per Bus nach Auckland, dann nach Blenheim auf die Südinsel, mal schauen. Bilder folgen sobald wie möglich.
PS: Sind gefolgt, auch für den letzten Eintrag. Ein paar hab ich im Text, aber es sind auch noch einige unter Bildern. Und sie sind teilweise ziemlich chaotisch. Nur damit ihr euch nich wundert.