Veröffentlicht: 31.01.2020
Wir verließen New Plymouth und Tim nutzte die Zeit in den umliegenden Gewässern zu fischen. Dabei vergaßen wir die Zeit und machten uns erst im Dunkeln auf zu unserer nächsten Campsite. Auf der App klang diese sehr abgelegen und unspektakulär. Doch es fühlt sich einfach seltsam an, im Dunkeln an den Übernachtungsort zu kommen, ohne einen Eindruck von der Umgebung zu haben. Laut dem Navi sind wir fast angekommen, da entdeckten wir am Straßenrand ein Warnschild. Darauf stand so etwas wie "Vorsichtig Zaun in 200 Metern". Wir waren verwundert. Wieso wurde vor einem Zaun gewarnt und was erwartet uns da schon wieder...??? Nach weiteren Fahrminuten standen wir vor einem riesigen Tor und das Geheimnis lüftete sich von selbst. Wir standen vor einem Naturschutzgebiet, welches mit einem gigantischen Zaun abgeschirmt ist, um somit insbesondere Kiwis einen natürlichen Lebensraum ohne Jäger zu bieten. Wir kurbelten die Autoscheibe herunter, um den Knopf zur Toröffnung zu betätigen. Wir passierten das Tor und befanden uns in einer Schleuse. Damit will man bezüglich der Oppsosums und anderen Jägern auf Nummer sicher gehen. Wir fühlten uns tatsächlich wie in einem Film. Ihr könnt euch das wie Jurassic Park vorstellen, ein einzigartiges Erlebnis. Nachdem wir auch das zweite Tor passierten, befanden wir uns im Rotokare Scenic Reserve Trust. Eine geteerte Straße führte uns durch einen dichten Wald. Schrittgeschwindigkeit war hier angesagt, denn es kann jederzeit ein Kiwi über die Straße laufen. Aus diesem Grund war Caro besonders nervös - vielleicht haben wir ja das Glück und sehen einen Kiwi in der "freien" Wildbahn...
Die Straße führte bis zu einem See, an dem das Campen erlaubt ist. Wir stiegen aus, um uns wenigstens einen groben Überblick über die Lage zu verschaffen. Sofort merkten wir das wir an einem besonderen Ort sind. Es waren viele Vogelgeräusche, darunter auch der Kiwi, zu hören. Wir trauten uns sogar ein bisschen in den Wald hinein, doch Caro war es für eine richtige Nachtwanderung einfach zu gruselig. Kurz vor dem Schlafen öffneten wir nochmals die Fenster und lauschten den Naturgeräuschen - einfach einmalig.
Den nächsten Tag starteten wir mit einer Entdeckungstour durch das Reservat. In einem Informationsraum sammelten wir bereits viele Informationen zur Entstehung, den Aufgaben, Zielen und Erfolgen des Parks. Auch seine Bewohner und Wanderstrecken wurden vorgestellt. Wir entschieden uns natürlich für die lange Variante, denn wir waren neugierig! Zunächst ging es viele Stufen hinauf, immer direkt am Zaun entlang.
Unterwegs warteten immer kleine Informationstafeln auf uns und es war wirklich beeindruckend wie gigantisch und massiv der Zaun erbaut wurde. Tim war natürlich wieder schneller wie ich, und plötzlich sah ich nur wie er etwas vom Boden aufhob... "Caro, schau mal, ich glaube das ist eine Kiwifeder." Ich weiß es noch wie heute und freute mich sehr über diesen Fund. Sie ist ganz anders aufgebaut als normale Federn und wenn ihr sie mal sehen möchtet, dann fragt mich einfach. Bei dem starken Wind stopfte ich die Feder schnell in unsere Kameratasche. Diese Erinnerung möchte ich unbedingt mit nach Deutschland nehmen und ich war so glücklich, wenn wir schon den Vogel nicht sehen, dann haben wir zumindest eine echte, wilde Feder von ihm.
Wir gelangten an einen hohen Punkt, von wo aus wir fast den gesamten 230 Hektar großen Park sehen konnten. Beeindruckend wie der 8,2 Kilometer lange Zaun dieses Stück Natur umzingelt ...
Die Wanderung war wirklich was besonderes. Wir entdeckten so viele bisher noch nicht gesehene Vogelarten und wahrscheinlich auch die ein oder andere Kiwihöhle...
Am Nachmittag fuhren wir weiter. Noch einmal ging es am Mt. Taranaki vorbei und siehe da....
Wir bogen in den Forgotten World Highway ab... denn auf einem "normalen Highway" kann ja jeder fahren! Wie der Name schon sagt handelt es sich um eine eher ländlich abgeschiedene Strecke an der es teilweise auch keine asphaltierten Abschnitte gibt. Mit unserem flotten Odhi Alrounder kein Problem sagten wir uns. Gesagt, getan und voll getankt (auf der 155 km langen Strecke gibt es nämlich keine Tankstelle) ging es rein ins Abenteuer.
Die Landschaft war mal wieder einzigartig: Kalksteinschluchten, satt grüne Hügel, bezaubernde Wasserfälle und mysteriöse schmale Tunnel, ab und an eine entlaufene Kuh oder Ziege auf der kurvigen Straße, kleine Häuseransammlungen und sogar ein Pub mit frisch gezapften Bier, welches wir auf der Veranda im Sonnenschein genossen. Es fühlte sich wie ein eigenes, abgegrenztes Land an, in dem wir uns dennoch sehr wohl fühlten, denn hierher verirren sich nur wenige Touristen.
Wir fuhren weiter und da war sie, die unbefestigte Straße. Nach einigen Kilometern ohne Straßenschild, waren wir unsicher ob uns die Straße zurück auf einen "normalen Highway" schickt. Der Atlas und die offline genutzte Karte auf dem Handy zeigten einen Weg, doch je düsterer und abgeschiedener es wurde, desto mulmiger war uns zumute. Zur Not haben wir ja unser gesamtes Haus mit dabei, sodass wir im Notfall dennoch versorgt sind. Am Ende kamen wir tatsächlich wieder zurück an die Nordküste der Taranaki Halbinsel, ein Glück!
In der untergehenden Sonne trafen wir am ausgewählten Campingplatz, direkt an einem Meeresarm, ein.
Da zu der Zeit Ebbe war, entschieden wir uns noch vor an die Küste zu laufen. Wir gingen um die Ecke und dort standen sie, 25 meter hohe Felsformationen, auch "Three Sisters" genannt. Im Hintergrund erspähten wir sogar den Mount Taranaki. Es scheint so als zeigt er sich in vollen Zügen, seitdem wir die Gegend um die Halbinsel verlassen haben. In den Farben der untergehenden Sonne sahen die Formationen besonders geheimnisvoll aus. Direkt in der Nähe stand noch ein weiterer Felsen, der wie ein Elefant aussah.
Es wurde immer dunkler und so langsam merkten wir, dass die Flut zurück kommt. Das ging hier ziemlich schnell und wir mussten uns sogar beeilen, um keine nassen Füße zu bekommen.
Zurück am Auto war heute wohl der erste Tag gekommen, an dem wir in völliger Dunkelheit und nur mit unseren Stirnlampen bewaffnet, unser Abendessen kochten. In den Wintermonaten ist ein guter Zeitplan eben das A & O eines Campers!