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Und täglich grüßt der UTMBler

Veröffentlicht: 08.09.2022

Nach drei Tagen kulinarischem Ausnahmezustand war es nun an der Zeit Chamonix, und generell auch Frankreich, wieder zu verlassen. Ich rechnete mit vier weiteren Tagen bis Martigny. Längere Zwischenstopps waren nicht mehr geplant. Im Gegenteil, es galt das aktuelle Schönwetterfenster zu nutzen bevor wieder was durchzog. Den TMB würde ich in 1,5 Tagesetappen durchhaben, und dann wieder in meinen eigenen Track einschwenken mit nochmal zwei richtig knackigen Pässen.

Aber bleiben wir erstmal beim TMB. Gemütlich aber mit ärgerlich viel Verkehr ging es am Ende des Tals hoch nach Argentiere. Danach wurde es wieder einsamer. Durch ein Skigebiet wollte ich einer Schotterstraße weiter zum Col de Balme folgen. Zu meiner Überraschung war die Straße gesperrt. Der Sessellift wurde wohl komplett restauriert inklusive Tausch des Stahlseils, und der Weg führte da wohl direkt unten durch. Akute Lebensgefahr also, Komplettsperrung! Oben am Pass wartete allerdings einer der besten Trails des TMB. Und der alternative Übergang wäre die hoch frequentierte Passstrasse. Also keine guten Alternativen in Sicht. Etwas umständlich bin ich also ein paar Meter weiter oben an der Sperrung vorbei auf die Schotterstraße eingebogen. Immerhin war ja Samstag, und gerade die Franzosen arbeiten da bestimmt sowieso nicht. Die Vorurteile bestätigten sich. Ich überlebte den Aufstieg. Bei einem absolut grandiosen Blick über das gesamte Mont Blanc Massiv verabschiedete ich mich in den tatsächlich tollen Trail runter in die Schweiz, nach Trient.

Unten angekommen erwartete mich eine saftig grüne Wiese, die für läppische fünf Franken zum Zelten genutzt werden konnte, und ein weiteres Hippie-Hostel mit leckeren, verschwenderisch großen Hot Dogs. Ein wirklich toller Übernachtungsplatz. Nur leider war es gerade mal Mittag, und ich sollte schon noch so einige Höhenmeter abreißen. Vom Col della Forclaz wollte ich weiter rüberqueren zum Lac de Champex. Und irgendwo auf halbem Weg mein Lager aufschlagen. Theoretisch, laut Karte, sah das vielversprechend aus.

Praktisch begegnete ich ab dem Col della Forclaz wieder meinen alten Bekannten, den UTMBlern. Ich war mit meinem Latein jetzt wirklich mal am Ende. Wo, um Himmelswillen, kamen die denn schon wieder her? Gestern war schon die dritte Siegerehrung in Chamonix, und zu allem Überfluss kommen die auf einmal von der völlig anderen Seite, nämlich mir entgegenkommend. Und daher gingen die mir so langsam wirklich mal auf dem Senkel. Für so eine Veranstaltung mal die Trails blockieren, ist ja ok. Aber das geht ja schon seit Tagen so, ohne ein Ende zu nehmen. Jedenfalls durfte ich mein Bike jetzt im Massenbetrieb den teils ziemlich steilen Trail hochwuchten. Und wo ich da wohl einen ruhigen Schlafplatz finden konnte, war mir auch schleierhaft.

Beinah drei Stunden ging das so. Ich bergauf, alle 1-2 Minuten der nächste UMTBler bergab. Am höchsten Punkt musste ich dann eine Lösung finden, denn die Abfahrt wollte ich mir nicht mit dem Gegenverkehr kaputtmachen. Zum Glück öffnete sich die Landschaft - der steile Bergwald machte hügeligem Almgelände Platz. Außerdem gab es eine Quelle und eine gigantische Aussicht auf das nun tief unter mir liegende Rhonetal. Mit einem kräfteraubenden, letzten Anstieg über 100 Höhenmeter fand ich endlich einen nicht einsehbaren Platz zum Übernachten. Und es nahm einfach keine Ende. Noch die halbe Nacht sah ich die hoppelnden Lichter der Stirnlampen vorbeiziehen. Bis dann irgendwann der Spuk mit den UTMBlern endlich mal vorbei war.

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