bikepacking-alps
bikepacking-alps
vakantio.de/bikepacking-alps

Im Banne der Haute Cuisine

Veröffentlicht: 02.09.2022

Chamonix lag eigentlich direkt hinter dem nächsten Hügel. Es sollte also eine kurze Etappe werden. Den besten Campingplatz dort hatte ich mir auch schon ausgeguckt. Alles war soweit klar. Mit frischer Energie ging es also los in Richtung dem Hügel. Und wer begegnete mir da gleich wieder am Wegesrand? Die UTMBler, wohl wieder mit dem gleichen Ziel wie ich unterwegs. Glücklicherweise wollten die aber nicht auf meinen Hügel, und der war dann im Alleingang auch schnell bezwungen. Wobei die Abfahrt runter davon eine Katastrophe war. Direkt neben dem lokalen Bikepark in Les Houches gelegen, war das wohl mal eine ehemalige Park-Strecke, die inzwischen aber ziemlich verwildert, kaum zu finden und ebenso schlecht zu fahren war - was für ein Krampf.

Im Tal ging es dann wieder gemeinsam mit den UTMBlern über einen schönen Weg durch Arvenwald bis direkt nach Chamonix. Für die UMTBler war das der triumphale Zieleinlauf durch eine jubelnde Menschenmenge. Ich hingegen wurde vom Volk weitestgehend ignoriert und suchte lieber gierig nach der nächstbesten Patisserie. Und hatte Erfolg. Ein wunderbares Törtchen-Schlaraffenland empfing mich mit offenen Armen und einem Lächeln mitten in der Fußgängerzone von Chamonix. Nach einem ausgiebigen, sehr kalorienreichen Zwischenstopp machte ich mich sogleich auf den Weg zum Campingplatz - und hier kam die große Überraschung. Alle Plätze vergeben, selbst für ein spartanisch kleines Zelt. Und nicht nur hier. Im Tal von Chamonix gab es ein halbes Dutzend Campingplätze. Alle habe ich abtelefoniert. Und alle waren belegt. Unter der Woche. An einem Mittwoch. Naja, alle bis auf einen…

Man kann sich jetzt vorstellen dass dieser eine Platz nicht unbedingt der Beste sein würde. Günstig war er zwar schon, aber ziemlich weit ab vom Schuß und die Waschräume sowie das WLAN waren 300 Meter talabwärts von meinem Stellplatz. Für eine Nacht ja ok, aber ich hatte ja schon vor, einige Tage, unter anderem einen Regentag, hier zu bleiben. Aber gut, kann nicht immer so laufen wie im Val Veny. Ich richtete mich dort also mal irgendwie ein.

Das Beste an Chamonix waren nun nicht etwa die Trails - es gab zwar neben dem wenig spannenden Bikepark in Les Houches auch noch einen schönen, anspruchsvollen Enduro-Trail mit herrlicher Mont Blanc Sicht - sondern definitiv die Haute Cuisine. Der tägliche Besuch in der Patisserie und drei fantastische Abendessen mit würzigen Spare Ribs, feinem Schwertfisch, rauchig gegrillten Garnelen und ganz viel Crème Brûlée, verblüfften meine Geschmacksnerven jedesmal wieder von Neuem. Selten hatten die sich bisher so wohl gefühlt. Vor allem nach zu vielen Abenden mit aufgekochtem Fertigfutter. Auch wenn allein die Vorspeise teurer war als die gesamte Übernachtung. Aber das war es einfach wert.

Einen letzten Schreckmoment erfuhr ich dann noch als ich morgens fröhlich zum Bikepark radelte, und mein Tretlager plötzlich mit einem kreischenden Schrei blockierte. Oh nein, ist etwa wieder das vermaledeite Lager hin? Wie bei meiner letzten Tour? Ich wusste ja schon um die logistischen Aufwände, dieses rare Ersatzteil aufzutreiben… Ich ahnte Schlimmstes. Immerhin war ein kompetenter Bike Shop in Schiebeentfernung, der in einer halben Stunde aufmachen würde. Nach bangen Minuten des ungeduldigen Wartens sah sich das dann der Mechaniker mit fachkundigem Blick an - es war gar nicht das Tretlager. Eine Schraube aus der Kettenblattbefestigung hatte sich gelöst und blockierte die Kurbel. Das hätte ich auch wirklich selbst sehen können. Naja, es war dann schon schweres Gerät nötig um die Schraube zu befreien. Aber Glück gehabt, dass das direkt neben dem Bike Shop und nicht irgendwo im Nirgendwo passiert ist, und dass alle Komponenten inklusive Schraube heil geblieben sind. Es konnte also unbeschwert weitergehen.

Antworten

Frankreich
Reiseberichte Frankreich
#bikepacking#tmb#chamonix