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Man gönnt sich ja sonst nix

Veröffentlicht: 09.09.2022

Neuer Tag, neues Glück. Nach einem wunderbaren Sonnenaufgang hoch über dem Rhonetal hatte ich die Abfahrt nun ganz für mich allein. Und das war auch gut so, denn der Trail war verblockt und mit komplettem Equipment äußerst kräftezehrend. Also genau das Richtige um wach zu werden. Also hoppelte ich da runter über Stock und Stein um danach über einen Gegenanstieg zum wunderschön gelegenen Lac de Champex zu gelangen. Eine weiterer Platz an dem ich gerne mehr Zeit zugebracht hätte, aber morgens um neun bei bestem Wetter macht es halt auch keinen Sinn den Tourentag zu beenden.

Es ging also weiter, über schöne Flowtrails bis Orsières. Damit war mein nächstes Zwischenziel erreicht - die Tour de Mont Blanc hatte ich damit erfolgreich abgeschlossen. Ich schwenkte also wieder in meinen eigenen Track ein. Und befand mich gleich mal in einem Dilemma. Bei den ersten Etappen ab Chamonix kam ich gut voran. Es ging schneller als erwartet. Der nächste optimistisch geplante Zeltplatz war nicht mehr weit weg. Aber ich war da auch skeptisch, denn es sah so aus als würde es dort kein Wasser in vernünftiger Entfernung geben. Die Alternative wäre gleich weiter bis zum Campingplatz bei Champsec. Dann könnte ich die Tour schon in drei anstatt vier Tagen abschließen. Aber jede Etappe hätte dann so um die 2000 Höhenmeter. Ein ordentlicher Tagesschnitt. Aber nach knapp der Hälfte fühlte ich mich gut und bereit dafür.

Los geht´s also. Erst heute noch 1600 Höhenmeter über den Mont Brûlé zum Col de Mille, und anschließend auf einem epischen Trail ebenso viele Tiefenmeter wieder bergab. Man gönnt sich ja sonst nix. Als Notausstieg gab es oben dann noch eine Cabane. Der Aufstieg war mühsam, erst in praller Sonne die Fahrstrasse hoch, und dann die letzen 600 Höhenmeter schiebend bis zum Gipfel. Aber gegen 15 Uhr war es vollbracht, und ich stand ziemlich erschöpft ganz oben. Allzu viel Energie war nicht mehr vorhanden, aber für die Abfahrt sollte es noch reichen. Zumal die Cabane Col de Mille tatsächlich keinen Kuchen hatte. Wo gibt´s denn sowas? Da will ich dann auch gar nicht bleiben.

Der Trail war ein weiteres Highlight epischen Ausmaßes. Für meinen angeschlagenen Zustand hätten es zwar durchaus ein paar Gegenanstiege weniger sein können. Aber das Gesamtpaket passte, und trotz der Erschöpfung machte die Abfahrt richtig viel Spaß. Beinahe direkt kam ich am schon wohlbekannten Campingplatz in Champsec raus. Günstig, einfach und schön gelegen, das Teil. Aber keinerlei Verpflegungsmöglichkeit mit weniger als 200 Höhenmeter Gegenanstieg erreichbar. Also blieb es heute bei meinen Trockenmahlzeiten. Jetzt trennte mich tatsächlich nur noch eine Etappe von Martigny. Aber die sollte es nochmal in sich haben.

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