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Die letzten Tage mit Hans

Veröffentlicht: 22.07.2020

Die vermeintlichen Ruhetage in Davos endeten am Freitag, als noch eine weitere, diesmal nur zweitägige Bikepacking Runde anstand. Wir wollten dem benachbarten Schanfigg Tal bei Arosa einen Besuch abstatten, um dann von dort wieder zu unserem Campingplatz bei Davos zurückzukehren. Eigentlich hätte das Timing perfekt sein sollen, denn für den Freitag war Wetterbesserung angekündigt.

Als wir morgens aufwachten, hatte es sich über die Nacht aber richtig schön eingeregnet. Ein konstanter Nieselregen machte sich breit und vermieste uns die Stimmung. Aber Jammern hilft halt auch nicht, weiter schieben ging nicht, Hans musste ja irgendwann auch wieder heim. Also haben wir halt das nasse Zelt eingepackt, und uns in die Regenklamotten geworfen. Nach kurzer Abfahrt lagen dann die nicht enden wollenden 1700 Höhenmeter am Stück an. Also kurbelten wir den ganzen Tag so vor uns hin. Obwohl in den letzten Tagen erstaunlich vital, hatte Hans heute wirklich hart zu kämpfen. Er gab sich redlich Mühe, aber ich musste doch deutlich länger auf ihn warten als zuvor. Wenigstens ließ der Regen nach, und die Wolken lösten sich zunehmend auf umso näher wir ihnen kamen.

Nach der letzten Alm folgte noch die obligatorische Schiebepassage und der windige Pass, auf dem ein paar Biker doch tatsächlich einen voll ausgestatteten Werkzeugkasten hinterlassen hatten. Wohl gemerkt, nicht im Bikepark, sondern in einem abgelegenen Tal, in dem wir keiner einzigen Menschenseele begegneten. Die Abfahrt war wieder mal ein Traum, und mittendrin fanden wir auch ein paar nette Grashügel inmitten einer kleinen Schlucht um unsere Zelte aufzuschlagen. Zugegeben, dies war schon etwas exponiert, aber uns hüllten ja meist sowieso noch die letzten Wolkenfetzen ein.

An diesem Abend zeigte sich dann, dass Haushaltsunfälle immer noch die Unfallstatistiken anführen. Gerade hatte ich Wasser aufgesetzt und wollte gemeinsam mit Hans über die Strapazen des Tages jammern, als ich irgendwie im Stehen auf dem nassen Gras den Halt verlor. Ich sah mich schon mit dem Gesicht voraus auf den brennenden Gaskocher zurauschen, als ich mich gerade noch mit der Hand auf einem Stein abstützen konnte. Gesicht gerettet, aber mit einer blutenden Schürfwunde erkauft.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter ins Tal bis nach Arosa, und von dort zum zweiten Frühstück in eine heimelige Alm. Das war auch bitter nötig, denn ohne den dort vereinnahmten, absolut leckeren Käsebrot-Turbo wären wir am nächsten, abermals kräftezehrenden Aufstieg zum Chörbschhorn wohl gescheitert. Gemeinerweise konnte man in der Alm auch noch in die Gästezimmer schauen, mit frisch bezogenen und wahnsinnig gemütlichen aussehenden Betten. Nach einer Woche im engen Zelt auf einer quietschenden Isomatte grenzt so ein Anblick beinah an Folter. Es war wirklich hart von hier wieder aufzubrechen.

Für den Aufstieg benötigte Hans wohl seine letzten Kräfte. Zumindest sah es so aus. Langsam schlürften wir dem finalen Trail entgegen, immer wieder überholt von E-Bikern ohne Gepäck, die mit der Gondel aus Davos zum ersten Pass hoch sind um die letzen 200 Höhenmeter im Auf und Ab gemütlich hoch zu strampeln. Aber letztendlich lag dann doch der berühmte Chörbschhorn-Trail in seiner ganzen Schönheit vor uns. Über einen Grat schlängelte er sich elegant nach Davos runter. Ein würdiger Abschluss unseres gemeinsamen Bikepacking-Abenteuers. Ob Hans das allerdings noch mitbekam, weiß ich nicht. Er hat bei der Abfahrt wohl eher mental auf Autopilot geschaltet.

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