Veröffentlicht: 20.07.2020
Es hat jetzt doch einige Tage gedauert bis zum nächsten Eintrag hier im Blog. Die verbleibende Woche mit Hans verging wie im Flug, und wir waren so beschäftigt, dass fürs Schreiben einfach keine Zeit blieb.
Aber daher jetzt erstmal zurück ins Herz der Albula-Alpen, wo wir ja die zweite Nacht wild campierten. Spätestens da sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass eine Nacht über 2000 Meter, da wo wild Campen in der Schweiz übrigens toleriert wird, auch im Hochsommer eine ziemlich frostige Angelegenheit ist. Kann man bei gutem Wetter machen, aber bei einem richtigen Schlechtwettereinruch wird es da doch eher ungemütlich. Ich hoffe, ich kann das auch weiterhin vermeiden.
Ein weiteres Thema ist, dass die potentiell guten Plätze um das Zelt aufzuschlagen, naturgemäß auch recht nah am Weg sind, wenn man von dort aus danach Ausschau hält und sich wie meist in einem eingeschnittenen Tal befindet. Erschwerend kommt hinzu, dass man sich oberhalb der Baumgrenze auch nicht im Wald verstecken kann, und Hans ein quietschrotes Zelt besitzt. Ein wahres Ausrufezeichen am Berg also.
Aufgrund dieser Rahmenbedingungen ist es durchaus ratsam, das Zelt erst spät aufzubauen, und morgens früh wieder die Sachen packen bevor der erste Wanderer auftaucht. Da das inklusive Frühstück aber auch mit Übung nicht unter 1,5 Stunden zu machen ist, und Hans beileibe nicht geübt ist, klingelt der Wecker im Hochgebirge bei uns also um 6 Uhr in der Früh. Um diese Zeit den Sonnenaufgang ganz exklusiv begleiten zu dürfen ist natürlich fantastisch. Man muss dann aber erst mal noch durchhalten bis gegen 8 Uhr bevor es die ersten wärmenden Sonnenstrahlen über die Gipfel schaffen um einen dann endlich vom Nachtfrost zu erlösen.
An diesem Morgen standen wir um diese Zeit in voller Montur bereit, um den nächsten Flowtrail unter die Reifen zu nehmen. Leider muss ich mich da jetzt zunehmend wiederholen. Einfach weil wir beim Engadin sind, und es sowas wie schlechte Trails hier partout nicht zu geben scheint. Und so ging es weiter bis zu einer Hochalm bei der uns der letzte Aufstieg vor Davos erwartete. Es ging schiebend hoch auf den Scalettapass, und im Anschluss folgte der letzte, endlose Genusstrail auf einem alten Säumerweg, der als Übergang wohl schon seit dem Mittelalter genutzt wurde, und entsprechend gut ausgebaut war.
Auf dem Weg ins Tal konnten wir dann gerade noch ein tragisches Unglück verhindern. Während ich im Abfahrtsrausch über die steinigen Stufen gedankenverloren so vor mich hinhoppelte, nahm ich im Augenwinkel plötzlich einen flitzende, braune Wollkugel wahr, die geradewegs auf mein Vorderrad zusteuerte. Ein todesmutiges Murmeltier warf sich mir in wohl selbstmörderischer Absicht direkt in den Weg. Nur eine abrupte Vollbremsung konnte Schlimmeres verhindern, so dass wir beide noch mit dem Schrecken davonkamen.
Schließlich erreichten wir wohlbehalten und auch etwas erschöpft Davos, die erste Etappe unserer Bikepacking Tour. In Bezug auf mein Endziel Nizza war das übrigens nur bedingt hilfreich, denn wir waren bisher durchgehend Richtung Osten unterwegs. Nizza liegt aber im Westen. Aber wie auch immer. Die nächsten zwei Tage wollten wir uns erstmal ohne Gepäck auf die Trails rund um Davos konzentrieren. Und das Wetter sollte auch wieder ungemütlicher werden.