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Davoser Lebensart

Veröffentlicht: 21.07.2020

Davos war eine ganz andere Welt als die (relative) Wildnis der letzten drei Tage. Die Stadt ist nicht wirklich schön, und unterbietet dahingehend selbst St Moritz. Kein Vergleich zu Kleinoden wie Bergün, oder den kleinen, versteckten Almdörfern tief in den Bergen. Typisch für einen Skiort im Sommer, ist der Ort auch noch umzingelt von überdimensionierten Liftanlagen auf jeden erdenklichen umliegenden Berggipfel, und ausgestattet mit reichhaltig Bespaßungsangebot für Groß und Klein an gut ausgebauten SB-Skihütten mit platt planierten Versorgungswegen bis ins Tal runter, die tatsächlich auch noch von Wanderern genutzt werden.

Naja, aber Asche auf mein Haupt, denn wir haben von dieser Infrastruktur auch selbst gut profitiert. In Davos gibt es nämlich ab der ersten Übernachtung eine Gästekarte für kostenlose Nutzung aller Bergbahnen. Und für 15 Fränkli on top darf das Radel den ganzen Tag auch noch mit. Selbstredend, dass ich da von meinem Dogma, die Berge nur mit Muskelkraft zu bezwingen, mal für eine gewisse Zeit etwas Abstand nahm. Schließlich gab es eine ganze Reihe legendärer Trails, die zum Schnäppchenpreis bezwungen werden konnten.

Gesagt, getan stürzten wir uns am nächsten Tag sogleich in den berühmten Alps Epic Trail, einen der ganz wenigen in Europa, der es in die Liste der besten Trails der IMBA (International Mountain Biking Association) geschafft hatte. Als furiosen Start surften wir vom Gipfel des Jakobshorns tief hinein bis ins Sertigtal. Von dort ging es dann über 35 km durch das gesamte Landwassertal bis nach Filisur. Leider aber eher im Cross Country Stil, im stetigen Auf und Ab am Hang entlang. Schon ein Erlebnis, aber verglichen mit den anderen Enduro-Trails, die noch auf uns warteten, verblasste der Alps Epic dann doch etwas. Aber immerhin hielt das Wetter entgegen der Prognose noch bis wir nachmittags wieder auf unserem Zeltplatz ankamen.

Für den folgenden Tag waren dann durchgehend Regenschauer angekündigt. Wir befanden uns also im Dilemma, ein günstiges Liftticket zu besitzen aber auch mal die Gunst der Stunde für einen dringend benötigten Ruhetag zu nutzen. Wider besseren Wissens entschieden wir uns für Trails im Regen. So etwas kann durchaus Spaß machen, wenn man auf Schlammkuren steht, und nicht anfängt an seinen Fähigkeiten zu zweifeln, da man plötzlich an einfachsten Trails dank Schmierseifen-rutschiger Wurzeln und Felsen scheitert. Hans und ich verfügten jedenfalls über die notwendige Portion Optimismus damit sich der Spaß tatsächlich einstellte, auch dank zwischenzeitlicher Wetterbesserung und leeren Gondeln.

So kamen wir auch mit einem der Gondelführer ins Gespräch bezüglich des alljährlichen Weltwirtschaftsforums. Dass dies ein absoluter Ausnahmezustand sein muss, konnte ich mir ja schon vorstellen. Aber dass manche Läden in Davos nur deshalb überleben können, da sie in diesen paar Tagen für unglaublich viele Fränkli ihre Geschäftsräume an Google und Co vermieten, damit diese dann als Messestände komplett umgebaut werden, erscheint mir dann doch schon bemerkenswert. Oder dass ein Bekannter sein Haus in der Zeit für 16.000(!) Fränkli an ein paar Chinesen vermietet, und sich so nebenher die kompletten Jahreszinsen für die Hypothek reinholen kann. Schweizer sollte man halt sein. Am Besten mit Wohnsitz in Davos.

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