Veröffentlicht: 25.07.2020
Nach dem ganzen Trailspaß rund um Davos wurde es nun Zeit, den Blick endlich ernsthaft und dauerhaft nach Westen zu richten. In den nächsten Tagen wollte ich deshalb zügig und ohne großen Firlefanz dem Gotthardmassiv mal bedeutend näher kommen.
Die ersten Etappen gestalteten sich biketechnisch unschwierig aber nicht uninteressant. Durch tiefe Schluchten und über waghalsig gebaute Brücken führten schöne Radwege und auch einige Trails dem Albula-Fluss folgend bis nach Thusis. Von dort dann gemütlich immer entlang des Hinterrheins und mit etwas Aufstieg nach Trins Mulins, einem kleinen, verschlafenen Dorf mit dem bisher besten Zeltplatz - wunderbar gelegen auf einer Wiese inmitten eines Fels-Panoptikums, und hervorragend ausgestattet mit eigenem Badesee, Kühlschrank und Küche.
Am nächsten Morgen ging es dann auf einen Trail, der durch die komplette Rheinschlucht, den Grand Canyon der Schweiz, führte. Erst tauchte er steil und etwas ausgesetzt mitten rein in die bizarren Gesteinsformationen aus denen sich der gute, alte Rhein einst nach dem Flimser Bergsturz freigebuddelt hat. Hätte ich dem Rhein so gar nicht zugetraut, aber ich kannte bisher ja auch nur sein sanftes Gemüt, wie er schon gut gezähmt an Karlsruhe vorbeizieht. Im weiteren Verlauf folgte der Weg dann einem stetigen Auf und Ab am Fluss entlang, das mich doch stark an die heimischen Isartrails erinnerte. War auch mal ganz angenehm, so etwas gibt es auch nicht so häufig in der Schweiz.
Und so ging es dann zwei Tage immer weiter auf gut ausgebauten Radwegen vorbei an Trun, Disentis und Sedrun bis nach Rueras. Die Etappen waren nicht allzu lange, da sich ab nachmittags zuverlässig Gewitter und heftige Regengüsse einstellten, und ich bis dahin meine Schäfchen im Trockenen haben wollte beziehungsweise auf dem Zeltplatz. Nichtsdestotrotz rückte der Gotthard näher und türmte sich direkt hinter Rueras schon beeindruckend bedrohlich vor mir auf.