Veröffentlicht: 09.08.2020
Nach beinah einer Woche hieß es nun Abschied nehmen von Zermatt. Die nächste große Etappe wollte in Angriff genommen. Zuerst wieder runter ins Rhonetal, und dann vorbei am Grand Combin ins Aostatal. Der direkte Weg kam natürlich nicht in Frage, so ging es erst noch ein paar Höhenmeter rauf vor der Abfahrt ins Mattertal. Von der Sunnegga aus, einem Aussichtspunkt hoch über Zermatt, wollte ich mich gebührend von Matterhorn, Monte Rosa und Co. verabschieden, bevor es über den Europaweg auf einem schönen Flowtrail immer der Hangkante folgend bis zur Täschalp ging mit exklusiven Einblicken zu den Viertausendern der Mischabelgruppe, dem immerhin dritthöchsten Massiv der Alpen.
Danach konnte man sich dann teils ausgesetzt und über enge Spitzkehren in die Tiefe stürzen nach Täsch. Zumindest wenn man so gut das Hinterrad umsetzen konnte wie die zwei Biker, die mich überholten. Doch bei mir mit voller Ausrüstung, immer noch angeschlagener Hand und damit verbundener psychischer Blockade war doch des Öfteren besser Schieben angesagt. Insgesamt muss ich auch schon sagen, dass die Trails rund um Zermatt schon deutlich anspruchsvoller waren wie erwartet. Hier gerät man nicht in den Flow-Rausch wie bei Davos, sondern hat auch bei den als einfach klassifizierten Wegen mit teils heftigen Passagen zu kämpfen.
Ab Täsch war das aber erstmal Geschichte. Über den ausgeschilderten Bike-Weg ging es wieder schön flüssig und abseits der Hauptverkehrsadern weiter bis nach Stalden. Hier hatte ich ein Schnnäppchen bei einem Bed & Breakfast ergattert bei einem etwas schrägen Schweizer Junggesellen, der mir unbedingt seine Briefmarkensammlung zeigen wollte. Auch mit deutschen Marken. Ja, sowas gibt es wohl tatsächlich auch im richtigen Leben. Die Balkonnutzung bei lauer Sommernacht und das All-you-can-eat Frühstück für sechs Franken waren aber nichtsdestotrotz der Hit.
Am nächsten Tag folgte der nächste Umweg. Ich wollte die nächsten 1500 Höhenmeter zur Moosalp hochkurbeln. Zum Einen wegen der grandiosen Sicht auf den Dom und das Täschhorn, zum Anderen aber auch wegen der hoch gelobten Trails, die sich beinahe 1900 Meter bis runter ins Rhonetal zogen.
Eine Besonderheit im Wallis sind dabei die unzähligen Bewässungskanäle, die in angenehmem Gefälle rund um die Berghänge führen, und an denen all die schön zu fahrende Trails angelegt sind. So auch hier bei der Moosalp. Es dauerte ewig bis ich die ganzen Tiefenmeter abgearbeitet hatte, und schon ziemlich erschöpft im Tal unten ankam. Über weitere 35 Kilometer musste ich aber leider noch weiter auf Fernradwegen strampeln, bis ich hinter Sierre endlich meinen Zeltplatz erreicht hatte und den wohlverdienten Feierabend genießen konnte.