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Auf einen Tanz mit dem Brasilianer

Veröffentlicht: 14.08.2020

Der Campingplatz bei Sierre war sowas von angenehm. Es war Hitzewelle und ich war auf nur noch 500 Meter Meereshöhe. Da kam gleich mal richtige Sommerstimmung auf. Interessant war dabei insbesondere die Tierkunde. Generell ist es im Zelt ja so, dass man immer wieder auf neue, temporäre Mitbewohner trifft, die es allen Barrieren zum Trotz irgendwie geschafft haben, sich bei mir einzuschleichen. Ich bin wirklich überrascht welche Vielfalt die Fauna der Westalpen da so zu bieten hat. Und hier in der Tiefebene des Rhonetals tummelt sich noch mal allerhand mehr an cleveren summenden und wuselnden Tierchen wie in den höheren Regionen. Als biologische Niete weiß ich zwar meist nicht, um wen genau es sich da handelt, aber gefühlt gehört nahezu jeder meiner Mitbewohner einer anderen Sippe an. Das Insektensterben macht sich zumindest in meinem Zelt-Habitat noch nicht wirklich bemerkbar. Naja, zumindest insofern die Viecher nicht anfangen zu beißen oder zu stechen, oder versehentlich in die falsche Nische reinkrabbeln.

Auf dem Programm stand als nächstes nun was wirklich temperamentvolles - The Brazilian. Angeblich eine Legende von einem Trail. Ohne Liftnutzung standen mir vor dem Spaß aber noch leidige 2100 Höhenmeter Aufstieg am Stück bevor. Beinahe zwangsläufig also ein Kandidat für eine Tagestour ohne Gepäck. Und das wurde eine absolute Traumtour. 

Insgesamt ließ sich gut und entspannt hochpedalieren. Auf halber Höhe gab es mit Vercorin noch ein nettes, recht uriges Bergdorf mit einem kleinen Bauernmarkt, und vor dem finalen Tragestück war noch ein perfekt in die Bergwelt eingebettetes Hochmoor zu queren. Vom Pass aus hatte man dann schließlich einen schönen Fernblick auf den Plain Morte, einen Plateugletscher auf der anderen Seite des Rhonetals neben dem Wildstrubel, den ich auch schon mal mit Ski überqueren durfte.

Nun sollte der Tanz mit dem Brasilianer also endlich beginnen - es folgte ein wirklich unglaublicher Trail. Die ganzen Höhenmeter zurück waren ein endloser Samba-Rausch in perfekt abgestimmtem Rhythmus. Rechts, links, ging es elegant und vor allem zügig ohne zu viel Technikeinsatz um fein geschnittene Kurven. Und es wollte einfach kein Ende nehmen. Bis ganz runter zum Zeltplatz ging die Sause so. Mit einem dicken Grinsen und bei dazu passenden tropischen Temperaturen rollte ich dort schließlich total euphorisiert wieder ein.  

Nach diesem perfekten Trailtag folgte am nächsten Tag dann ein netter und durchaus willkommener Ausgleich - die entspannte aber unspektakuläre Weiterfahrt durchs zunehmend flache Rhonetal bis nach Martigny, und anschließend wieder etwas hoch bis Champsec nahe Verbier. 

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