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Roadtrip Part VI - Manitou Springs

Veröffentlicht: 10.06.2018

28.05./29.05.2018 Nachdem wir am Vorabend unser Lager in Rawlins, im Südosten Wyomings, aufgeschlagen hatten und wir Nahe der Grenze zu Colorado waren, gings, na klar, nach Colorado. 

Zu Rawlins ist zu sagen, dass es in diesem (kleinen) Ort, ein Gefängnis gibt oder gab und das auch gar nicht so weit weg von unserem Nachtlager. Einen angenehmen Schlaf gewünscht. Es war über die ganze Zeit unseres Aufenthalts sehr, sehr windig. Jim Bob und wir wurden gut durchgeschüttelt. Was wir nicht wussten ist, dass der Südosten Wyomings in der "Einflug"schneise von Tornados liegt (damit meine ich nicht die ollen Kampfflugzeuge der Bundeswehr), sondern Windhosen. Große Windhosen. Glück gehabt, keine gesehen. War aber knapp. Eine Woche nach unserem Aufenthalt dort, fegten nämlich Gruppen von Tornados durch eben benannten Landstrich. Diese skrupellosen Gangs. Schlimm schlimm. Wie gesagt, manchmal muss man Glück haben. Näheren Kontakt mit so einem Umweltphänomen wollten wir jetzt auch nicht unbedingt. Da würde selbst unser Dicker wie die Kuh im Film Twister herumgewirbelt werden.


Wir setzten also unsere Fahrt durch die Great Plains Richtung Süden fort. Es wurde mit jedem Kilometer wärmer und wir bekamen, neben viel flachem Land, welches mehr oder weniger zur land-/viehwirtschaftlich genutzt wird, die ein oder andere rote Gesteinsformation zu sehen. Der Verkehr nahm mit der Zeit immer mehr zu. Wir näherten uns Denver. Bellas Angst vor dem nordamerikanischen Stadtverkehr konnte ich nach kurzer Zeit irgendwie verstehen. Zum Einen hat man es hier in Nordamerika immer eilig. Auch wenn die Restriktionen, sollte man zu schnell fahren und von der Polizei geschnappt werden, wohl recht hart sind. Interessiert niemanden. Immer fleißig Gas gegeben und dem Vordermann mal richtig dicht aufgefahren, damit der Idiot mal merkt, dass er ein Verkehrshindernis darstellt. Für den amerikanischen Bürger. Die USA. Die Freiheit der Welt. Doof nur, dass das den Idioten vor dem Raser, also mich, nicht im geringsten juckt. Also wird pfeilschnell aus der Spur geschossen und ganz knapp vor dem Verkehrshindernis wieder eingescherrt. Das trifft übrigens nicht nur für "normale" Pkw´s zu, sondern auch für Lkw-Fahrer. Der gemeine Lkw darf nämlich so schnell fahren wie alle anderen. Also fährt er natürlich 10 Meilen schneller als erlaubt. Wie jeder eben. Aus 70 mph werden dann mal eben 80 mph. Zeit ist schließlich Geld. Und um Sprit zu fahren, nutzen die Brummifahrer natürlich auch geschickt den Windschatten des Vordermanns aus. Ähem. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, genau. Zum Anderen, um den Punkt wieder aufzugreifen, sind Nordamerikaner schlechte Autofahrer. Verdammt schlechte. Da gemeinhin nur eine rudimentäre Prüfung zum Erlangen des Führerscheins abgelegt werden muss (mehr braucht der freiheitsliebende Amerikaner nicht, alles andere ist Sozialismus), kennt man hier vorausschauendes Fahren nicht, was das eben angeführte dichte Auffahren und dann ganz plötzlich abrupt abbremsen, wenn der Vordermann mal das Bremspedal streichelt, zusätzlich erklärt. Zu allem Überfluss ist man hier faul und leicht ablenkbar, wenn man hinter dem Steuer sitzt. Da nahezu jedes Auto mit einem Automatikgetriebe ausgestattet ist (welche eher träge auf Gasbefehle reagieren) wissen die meisten nach einer Zeit nicht, was sie mit ihrer rechten Hand machen sollen. Also wird fleißig mit dem Handy gespielt oder sich im Genitalbereich rumgefummelt....das Auto fährt ja schon fast von allein. Wobei rumfummeln wahrscheinlich in 30 Staaten einen Straftatbestand darstellt. Jedenfalls schlingern viele Autos, welche man in seiner unmittelbaren Umgebung um sich fahren hat, ganz schön herum. Plötzliches Abbiegen gehört genauso mit dazu. Mist, hab ich doch fast meine Ausfahrt verpasst, während ich mit Mutti über das morgige Mittagessen gequatscht habe. Um das Thema abzuschließen: Macht richtig Spaß hier zu fahren. 

Jedenfalls machten wir einen kleinen Zwischenstopp in Denver. Unser Zwischenmieter brauchte dringend eine Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. Und wir wollten nochmal jeweils eine Bewerbung rausschicken. So ganz laufen wollte es bisher einfach nicht mit den Bewerbungen. Entweder bekommt man Termine zu Vorstellungsgesprächen, die man nicht halten kann, da man ja gerade noch in Nordamerika ist, was Bella ein paar mal passierte. Da fragt man sich doch, ob die Anschreiben doch tatsächlich durchgelesen werden. Die sollen ja so wichtig sein. Denkste. Oder man bekommt eine standardisierte Antwort. Ja, äh, danke für nichts, ihr Ficker. 

Nachdem wir das gemacht hatten, setzten wir uns wieder in Jim Bob und fuhren weiter gen Süden. Denver war keine Augenweide. Hochhäuser, heruntergerockte Stadtviertel. Schnell weiter. Etwa zwei Stunden später verließen wir die Interstate und waren endlich in Colorado Springs bzw. Manitou Springs. Dort suchten wir den auserwählten Campingplatz auf, der gerade noch so einen Platz für uns übrig hatte. Aber: Es war warm und es ging kaum Wind. Mal angenehme Campingtemperaturen. Wir kochten uns, wie jeden Tag, was zu Essen, schauten noch bei Netflix eine Serie (wir hatten mal gutes Wifi) und gingen schlafen. Am nächsten Morgen schauten wir uns den historischen Kern von Manitou Springs an. Viele bunte Häuser mit niedlichen kleinen Geschäften und einem Laden mit vielen alten Spielautomaten. Sehr schön anzusehen. Wir fanden auch noch einen Laden, der Blechschilder verkaufte. Gleich noch eins gekauft, schließlich fehlt uns noch eins zu Hause (hoffentlich nicht mehr; zum Zwischenmieter schielend). Nach ´nem kurzen Kaffee fuhren wir zu den Manitou Cliff Dwellings: Von den Native Americans in den Stein gehauene und/oder unter einen Felsvorsprung gebaute Häuser. So ähnlich auch im Mesa Verde Nationalpark anzufinden. Jedenfalls schauten wir uns die interessante Architektur des ganzen Geländes an und machten nur mehrere Dutzend Fotos. In den schmalen, meist nur 2,50x2,50m Grundfläche großen Häusern, lebten auf drei Etagen wohl bis zu 8 Leute. Nach dieser kleinen Zeitreise fuhren wir zum Garden of Gods. In diesem Garten ist wohl eine der größten Sehenswürdigkeiten ein riesiger roter Felsen, welcher nur auf einer geringen Fläche steht und dort sein Dasein fristet. Bis er irgendwann mal umfällt, weil sich alle Touris natürlich dagegen lehnen müssen. Zudem gibt es noch eine Felsenformation in diesem Park, die Hand of God genannt wird. Na klar, ein Fels, der aussieht wie eine Hand. Zumindest ein bisschen. Wir fuhren noch ein bisschen durch den Park (es war einfach zu warm zum laufen). 


Es sollte ein vollgepackter Tag werden, denn wir waren noch lange nicht fertig. Wir fuhren nach Old Colorado City. Es wurde uns ein altes, Wildwest-angehauchte Städtchen versprochen. Naja fast. Also das Städtchen hatten wir. Das Alte und den Wildwest-Charme eher nicht. Nur ein kleines bisschen. Nachdem Jim Bob mal wieder mit Nahrung versorgt wurde, fuhren wir noch zum nahegelegenen Pikes Peak. Zumindest zum Fuß des Berges, denn um nach oben zu kommen, wird man ordentlich zur Kasse gebeten. Dort findet jedenfalls jedes Jahr ein Rennen zur Spitze des Berges statt....leider waren wir ein paar Wochen zu früh hier. Die Erinnerung und ein paar Fotos bleiben aber. Nachdem wir also das ganze Touristen-Programm hinter uns gebracht hatten, setzten wir unsere Reise durch die Great Plains fort. Weiter gen Süden. Wie bereits in den letzten Tagen. Nächster Halt: Vega, Texas! Die Route 66 lockte.


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