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Roadtrip Part IV - Banff National Park

Veröffentlicht: 31.05.2018

21.05.-23.05.2018 Nachdem wir uns in Crazy Creek etwas entspannt und neue Kräfte für die weitere Fahrt getankt hatten, machten wir uns auf den Weg weiter in Richtung Banff Nationalpark. Die meisten Fotos, welche einem von (West-)Kanada vor die Nase gehalten werden, entstammen nämlich von einem der vielen unglaublich schönen Seen dieses Nationalparks. 

Um eines vorweg zu sagen: Die Beschilderung der kanadischen Straßen, und auch der amerikanischen (wie wir später feststellen werden), ist eine Katastrophe. Wenn denn tatsächlich mal Sehenswürdigkeiten ausgeschildert werden, dann erfolgt das normalerweise in zwei Schritten. Schritt 1: Auf einem Schild etwa 20 km vor dem eigentlichen Ziel wird eben jenes Ziel angepriesen und gesagt, welche Ausfahrt man zu nehmen hat, um eben beschriebenes Ziel zu erreichen. Da man seine Aufmerksamkeit eher den Kamikazefahrern links, rechts, vor, hinter, über oder unter einem widmet, nimmt man so ein Schild eher beiläufig war. Außerdem gibt es ja auch noch wunderschöne Ausblicke um einen herum, die man nicht verpassen will. Und schließlich geht man auch davon aus, dass noch mehrere Schilder mit dem gleichen Hinweis folgen werden. Schritt 2: Maximal 100 m vor der Abfahrt, die man zum Erreichen seines Ziels nehmen sollte, steht doch tatsächlich das so lang erhoffte Schild mit dem geforderten Hinweis, wo man abfahren sollte. Setzt man dem eine Reisegeschwindigkeit von 100 km/h oder 27,78 m/s entgegen, bleiben also ganze 3 Sekunden, um 2,5 Tonnen Stahl mitsamt fleischlischen Inhalt zu verzögern und in die richtigen Bahnen zu lenken. Im besten Fall hat man noch einen Hobbyrennfahrer im Nacken, der sich deine Ladefläche genauer anschauen will.  Schafft man es dann überraschenderweise nicht, die Ausfahrt zu erwischen, fährt man einfach noch ein paar Kilometer und wendet dann. Kein Problem, Sprit is ja billig.


Trotz dieser Schwierigkeiten schafften wir es bei den meisten Zielen auch anzukommen. Erster Stopp war der Emerald Lake und ein paar Kilometer später die Natural Bridge. Wir hatten uns am Morgen unserer Abreise extra sommerlich angezogen...war ja schließlich warm und sollte auch so bleiben. Nun ja....im Banff Nationalpark war es doch noch etwas kälter. Etwa so viel kälter, dass sogar noch Schnee lag. Eben auch am Emerald Lake. Wir, leicht bekleidet und mit Flip-Flops bzw. Adiletten besohlt, stiegen aus dem Auto, schnappten uns die Kamera und stapften tourimäßig durch den Schnee. Auch wenn es kalt war. Der Ausblick war der Hammer. Ein türkisblauer See schimmerte uns entgegen, umgeben von hohen, schneebedeckten Bergen. Kurz: Wow. Ein unglaublich schönes Panorama. Kein Foto kann nur annähernd einen Eindruck davon vermitteln. Wären da nicht die Busladungen chinesischer/koreanischer/japanischer/indischer Touristen, welche reihenweise bei den Sehenswürdigkeiten abgeladen werden, könnte tatsächlich ein Eindruck von unendlicher Weite und Einsamkeit entstehen. Aber das ist die meiste Zeit leider einfach nicht der Fall. Wobei der Zustrom aus Fernost am Emerald Lake noch erträglich war. Schlimmer wurde es am nächsten Tag am Lake Louise. Dazu später mehr. Nachdem wir ein "paar" Fotos geschossen hatten, machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei der Natural Bridge. Eine Steinformation in einem Fluß, die, wie der Name bereits verrät, aussieht wie eine Brücke. Nur eben nicht von Menschenhand erbaut, sondern von Mother Nature. Die ganzen Schilder, dass man diese von der Natur erbaute Brücke nicht betreten soll, werden natürlich vom gemeinen Pauschalreisenden geflissentlich ignoriert. Geile Bilder für Facebook, Instagram, etc. bekommt man eben nicht auf herkömmlichen Wegen. Wir machten auf herkömmlichem Wege unsere Fotos und setzten uns Richtung Lake Louise in Bewegung. Im Ort angekommen, klapperten wir alle (fünf) Hotels auf der Suche nach einem günstigen Zimmer ab (für die kommende Nacht waren 0 Grad angesagt), da wir uns der Isolierfähigkeit unseres Canopys nicht sicher waren. Nachdem die Suche nach einer preisgünstigen Unterkunft im Sande verlief, fuhren wir erstmal zum namensgebenden See. Wohl das bekannteste stehende Gewässer (West-)Kanadas. Und was wir sahen, war echt erstaunlich: Der See war zu 90% zugefroren. Ende Mai. Auf Grund der hohen Gipfel, welche den See einrahmen, kommt nicht so viel Sonne und Wärme in dieses "Tal". Bei diesem ersten Besuch hatten wir Glück, dass der Hauptteil der Touristen bereits in ihre Hotels zurückgeschafft wurde. Es war ruhig, kalt, kanadisch. Bevor die Nacht einkehren konnte, machten wir uns auf den Weg in die "Innenstadt", besorgten uns Feuerholz (in der Hoffnung eine Feuerschale beim nahegelegenen Campingplatz zu bekommen) und fuhren zum einzigen Campingplatz in Lake Louise. Es waren zwar noch ausreichend Stellplätze verfügbar, aber leider alle ohne Elektrizität und ohne Feuerschale. Also aßen wir schnell etwas, froren uns dabei den Arsch ab (trotz Winterjacken) und packten uns dick für die Nacht ein. Überraschenderweise war es ertragbar und wir erwachten am frühen morgen bei Eiseskälte und ohne Bärenbisse. 


Ein kurzes Frühstück und eine Katzenwäsche später, ging es in den zweiten Tag im Banff Nationalpark. Da die Straße zum Moraine Lake, oberhalb von Lake Louise liegend, auf Grund eines Lawinenabgangs bis zum Vortag gesperrt war und generell nur wenige Autos pro Stunde zu diesem See gelassen werden, fuhren wir nochmal zum Lake Louise. Katastrophe. Der überdimensionierte Parkplatz war randvoll mit Mietwagen und Bussen. Dementsprechend tummelten sich viele fernöstliche Mitbürger um den See. Dementsprechend laut war es auch. Wir entschieden uns dem Trubel zu entfliehen, ein wenig in die Berge wandern zu gehen. Leider waren alle Wanderwege verschneit und vereist. Und da wir beiden versierte Wander-Greenhorns sind, verbannten wir die Wanderidee ganz schnell wieder ins Reich der Fantasie.  Einfach die falsche Jahreszeit ausgewählt. Auf dem Rückweg ins Tal versuchten wir nochmal unser Glück an der Zufahrt zum Moraine Lake....leider ohne Erfolg. Also fuhren wir auf die andere Seite des Tals und bestiegen eine Seilbahn, die uns auf die Berge gegenüber des Lake Louise brachte. Ein toller Ausblick erwartete uns und wenig Massentourismus. Die angepriesenen Bären, welche man bei der Fahrt mit dem Sessellift sehen sollte, versteckten sich wieder mal. Scheinbar haben Orkas und Braun-/Schwarzbären einen Pakt geschlossen, sich nicht zu zeigen, wenn wir in der Nähe sind. Skandal! Wir werden beim zuständigen Bären- und Walkomitée Beschwerde einlegen. Wie dem auch sei. Nach dieser kleinen Expedition setzten wir uns wieder in Jim Bob und versuchten ein letztes Mal Einlass zum Moraine Lake zu erlangen. Dieses Mal hatten wir Glück. Der See war ebenfalls größtenteils zugefroren und führte nur wenig Wasser, so dass wir unterhalb der eigentlichen Uferlinie und damit auf dem Seegrund herumspazieren konnten. Nach einer kleinen Wanderung, weiteren 1000 Schnappschüssen und ein bisschen Schnee im Schuh setzten wir unsere Reise in Richtung Banff fort. Dort angekommen, suchten wir als erstes den örtlichen Campingplatz auf, um einen Platz für den Abend zu ergattern. Da es sich um ein riesiges Areal handelte und kaum Leute da waren, bekamen wir auch einen Platz. Mit Elektrizität, Feuerstelle/Grill und kostenlosem Holz. Luxus, Alter. Wir fuhren nochmal schnell in die Stadt und besorgten uns Essen, was wir auf den Grill hauen konnten. Wieder zurück auf dem Campground bauten wir das Vorzelt unseres Dicken auf, machten uns Feuer und ließen den Abend mit Wurst am Spieß und Bier ausklingen. 


Der nächste Morgen startete etwas stressig. Eh man mal morgens in die Gänge kommt, gefrühstückt, geduscht und alles zusammengeräumt hat, vergehen schon mal einige Monde. Und eigentlich wollten wir ja heute auch weiterfahren. So sah es zumindest unser Zeitplan vor. Doch der Campingplatz und die langen Abende (es blieb hell bis 22:30 Uhr) brachten uns dazu, noch einen Tag und eine Nacht in Banff ran zu hängen. Schließlich wollten wir auch noch ein wenig die Umgebung und den Ort selbst erkunden. Und das war eine gute Entscheidung. Nachdem wir einen Berg erklommen hatten (natürlich bei mittaglicher Hitze) und uns noch einen Wasserfall angeschaut hatten (Yay, ein Wasserfall....haben wir ja noch nie gesehen) fuhren wir wieder in die Innenstadt. Wir besorgten uns eine Gasflasche für unseren Gaskocher, holten uns ein Kaltgetränk bei einer bekannten Kaffeekette und gingen zum Wochenmarkt. Auf dem Wochenmarkt entdeckten wir einen Stand, welcher von älteren Deutschen aus Karl-Marx-Stadt geführt wurde (auf Grund des Englischs leicht zu erkennen: "Hällo Sör! Hau ahr ju?"). Wir tauschten uns etwas aus und kauften leckeres deutsches Brot (das einzig Wahre). Wir sattelten wieder die Pferde und fuhren zur weltberühmten Schwefelwasserquelle Banffs (auf Grund deren Entdeckung im 19 Jhd. der Banff Nationalpark gegründet wurde). Die Indianer sollen wohl früher in dem Tümpel ihre Zeremonien abgehalten haben. Nachdem wir unsere Lungen mit etwas Schwefel und unsere Gehirne um weiteres unnützes Wissen angereichert hatten, fuhren wir zum Abschluss des Tages noch zum nordöstlich von Banff gelegenen See. Dort verbrachten wir zwischen Mückenschwärmen und fernöstlichen T(err)ouristen auf roten Stühlen ein paar ruhige Momente. Am Abend im Camp grillten wir wieder und beobachteten die hier ansässigen Hirsche beim grasen auf dem Campingplatz. So könnte doch jeder Tag zu Ende gehen....


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