Auszeit - Reise Richtung Osten
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Jungle Train: Mit dem Zug quer durch Malaysia

Veröffentlicht: 14.06.2019

Der Flug nach Kuala Lumpur dauerte 2.5 Stunden. Am Flughafen angekommen, assen wir eine Kleinigkeit und bezogen malaysische Ringgit. Danach ging es mit dem Lokalbus rund 50 Kilometer stadteinwärts – die Stadt ist gewaltig. Die Endstation lag in der Chinatown, wo sich praktischerweise auch unser Hotel befand. Nach dem Check-in kauften wir bei einem Strassenstand eine SIM-Karte. Nach einem bescheidenen Abendessen beim Inder fielen wir todmüde ins Bett.

Am nächsten Tag begann das eigentliche Abenteuer. Mit Bus und Zug wollten wir von Kuala Lumpur via Kuala Lipis und Kuala Bharu auf die im Nordosten des Landes gelegenen Perhentian Islands reisen. In der Theorie kein Ding. Problematisch war allerdings das Ende des Fastenmonats Ramadan. Am Wochenende vor dem Fastenbrechen fand eine regelrechte Stadtflucht statt. Die Menschen, die in der Stadt arbeiten und leben, besuchten für die Feierlichkeiten ihre Familien auf dem Land. Dies hatte zur Folge, dass am nächsten Tag alle direkten Busse nach Kuala Lipis ausverkauft waren. Nachdem wir einige Zeit am Busbahnhof herumgeirrt waren und nach einer passenden Lösung gesucht hatten, erhielten wir von einem netten Herrn den Tipp, via Raub nach Kuala Lipis zu reisen. Wir kauften das entsprechende Ticket nach Raub und nur eine halbe Stunde später ging die Reise los. Die Fahrt war angenehm und dauerte gut 2.5 Stunden. In der Mittagszeit hielten wir es nicht mehr aus und tranken so dezent wie möglich aus unserer Wasserflasche und assen einige Snacks. Ansonsten ass und trank selbstverständlich niemand. Wir fühlten uns ein wenig schuldig, obwohl uns klar ist, dass diese Menschen aus religiöser Überzeugung freiwillig fasten. Böse Blicke ernteten wir deswegen jedenfalls nicht. Generell sind die Einwohner von Malaysia sehr offene, neugierige und freundliche Menschen, die gerne plaudern. Im Städtchen Raub herrschte gähnende Stille. Aufgrund des Ramadans waren sämtliche Restaurants geschlossen. Auf dem Markt konnten wir einige Bananen ersteigern – unser Mittagessen. Mit dem Lokalbus des Busunternehmens Pahang Lin Siong ging die Reise von Raub weiter nach Kuala Lipis. Auf der Webseite easybook.com wirbt das Unternehmen, welches 1937 gegründet und sich 1987 etabliert hat, mit seinen neuen und gut entwickelten Bussen. Dass dies jedoch nur für die Langstreckenbusse gilt, fanden wir heraus, als der Bus auf uns zugerollt kam. Unser Reisegefährt stammte vermutlich aus den frühen 80er Jahren und war seither kaum gewartet worden. So waren einige Sitze durch den Unterboden durchgebrochen oder fehlten gänzlich. Bei jeder Bodenwelle quietsche und kreischte der Bus und wir hüpften fröhlich in unserem Sitz auf und ab. Besonders amüsant fanden wir aber den Rückwärtsgang. Das Geräusch, das der Bus beim Einlegen des Ganges von sich gab, glich einem Röcheln und war vermutlich über eine weite Distanz hörbar. Der Bus klapperte jedes noch so kleine Dorf in der Pampa ab. Für uns war die Fahrt das Highlight des Tages.

Von Kuala Lipis gibt es nicht viel zu berichten. Es ist eine mittelgrosse, nicht sehr attraktive, Stadt. Unser Hotel befand sich 15 Gehminuten vom Bahnhof entfernt, wo auch der Bus hielt. Am Bahnschalter erfuhren wir, dass der Zug für den nächsten Tag bereits ausgebucht sei. Alternativ könnten wir aber den Lokalzug am Nachmittag in Betracht ziehen. Tickets konnten nicht im Voraus gekauft werden. Unser Plan ging also schon zum zweiten Mal an diesem Tag nicht ganz auf. Wer reist, muss flexibel sein.

Gegen Mittag begaben wir uns in Richtung Bahnhof. In der Nähe der Station fanden wir einen Foodcourt. Muslime waren dort keine anzutreffen, dafür chinesische und indische Malaysier. Wir waren die einzigen Touristen und stachen entsprechend hervor. Das Essen war bodenständig und frisch. Was uns am meisten erstaunte, waren die Englischkenntnisse, der doch eher älteren Verkäuferinnen. Problemlos konnten sie uns bei den Getränken und den unterschiedlichen Speisen beraten. Dies wäre beispielsweise in Vietnam, Myanmar, Thailand oder Laos an einem nicht touristischen Ort absolut undenkbar. Wir vertrieben uns die Zeit und um 14.00 Uhr begaben wir uns zur Bahnstation. Wir wollten unbedingt früh genug dort sein, da wir den Zug keinesfalls verpassen wollten. Als es um 15.30 Uhr losging, waren die Wagons komischerweise halb leer. Die Strecke führte zu einem grossen Teil durch den Dschungel. Uns gefielen die Felsformationen, die aus dem Nichts wie Pilze aus dem Boden zu spriessen schienen. Ein schöner Anblick. Weniger schön waren die zahlreichen Palmölplantagen, die in Malaysia das Landschaftsbild in den letzten Jahrzehnten stark verändert haben. Anstelle eines wilden und dichten Urwaldes, sind jetzt Bäume in Reih und Glied zu bestauen. Immerhin wirkt die Umgebung sehr grün und saftig – dies ist jedoch nur ein kleiner Trost. Mit dem Sonnenuntergang um Punkt 19.24 Uhr beginnt eine kleine Essensschlacht. Riesige Tupperware mit Reis, Hänchen und Gemüse kommen zum Vorschein. Es wird geschlürft und geschmatzt. Enttäuscht knabbern wir an unseren Snacks. Wir waren davon ausgegangen, dass im Zug Essen und Trinken verkauft wird. Dem war leider nicht so. Gezwungenermassen waren auch wir zum Fasten verdonnert. Gegen 23.00 traf die Eisenbahn in Wakaf Bharu ein. Mit dem Grab-Taxi fuhren wir zu unserem Hostel. Das Abendessen liessen wir aus, da ohnehin bereits alle Lokale geschlossen waren.

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