Auszeit - Reise Richtung Osten
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Pulau Perhentian Kecil

Veröffentlicht: 13.06.2019

Am nächsten Mittag ging es mit einem weiteren Lokalbus bis nach Kuala Besut. Auf ein richtiges Frühstück mussten wir leider verzichten. Nach Sonnenaufgang machten die meisten Restaurants den Laden wieder dicht. Mit Snacks und Wasser brachten wir uns über die Runden. Die Fahrt mit dem Bus dauerte nicht lange. Direkt vor dem Jetty (Hafen) entstiegen wir dem Bus und kauften ein Ticket für die Fähre. Auch hier blieb keine Zeit zum Essen, denn nur wenige Minuten später legte das Boot bereits ab. Die Fähre, beziehungsweise das kleine Schiff, war unserer Meinung nach total überladen. Einzeln wurden die Passagiere bei ihrer Destination abgeladen. Beim zweiten Stopp hüpften wir ins kniehohe Wasser. Unsere Unterkunft, das Rainforest Camp, liegt auf der Insel Kecil in den Perhentian Islands (also der kleineren der beiden Inseln). Das Basecamp befindet sich sieben Gehminuten vom Strand entfernt, mitten im Regenwald. Das Zelt befand sich auf einem Bambuspodest und war geräumiger als erwartet. Im Innern fanden wir je zwei durchgelegene Matten und ein Kissen vor. Dafür war das Mückengitter in einem hervorragenden Zustand – das Wichtigste überhaupt! Denn im Urwald wimmelte es am frühen Morgen und am späteren Abend (Dämmerung) nur so von hungrigen Mücken. Die sanitären Anlagen waren eher in einem desolaten Zustand, aber immerhin funktionierte die Toilettenspülung ganz ordentlich. Für fünf Franken pro Person pro Nacht inkl. Frühstück darf man auch nicht viel mehr erwarten.

Wir freuten uns, nach fast zwei Monaten des Herumreisens (im Schnitt sind wir jeweils 2-3 Nächte an einem Ort geblieben), endlich wieder einmal länger an einem Ort zu bleiben. Die Insel und der Strand gefielen uns auf Anhieb. Die fünf Tage verbrachten wir mit Lesen, Schwimmen, Wandern, Tauchen, Schnorcheln, Essen und Schlafen. Richtig erholsam. Idealerweise gab es auch noch nicht so viele Touristen auf der Insel. Mit dem Ende des Ramadans kehrte wieder etwas mehr Leben auf der Insel ein. Die Restaurants waren wieder ganztags geöffnet und servierten leckere Gerichte.

In guter Erinnerung werden uns auch unsere beiden Tauchtage mit je drei Tauchgängen bleiben. Mit weniger als 20 Franken pro Tauchgang ist dies wohl weltweit der preiswerteste Ort für Tauchausflüge. Leider war die Sicht unter Wasser an beiden Tagen nicht hervorragend. Trotzdem entdeckten wir viele interessante Meeresbewohner: Blaupunktrochen, Jenkins' Rochen (Durchmesser von 130 cm), riesige Papageifische (bumphead parrotfish), Barsche, Clownfische, Kugelfische, gelbbraune Kofferfische, Drückerfische, Feuerfische, Skorpionfische, Seegurken usw. Auch die Korallen waren wunderschön. Wir besichtigten am ersten Tag einen im Jahr 2000 gesunkenen Frachter, das Sugar Wreck. Der Frachter war mit einer riesigen Ladung Zucker beladen, daher der Name. Leider konnten wir das Innere aufgrund der drohenden Einsturzgefahr nicht betrachten. Das überwachsene Äussere war aber genauso spannend. Unter dem Rumpf versteckte sich ein Bambushai. Diese werden bis 100 cm gross und haben eine bambusartige Struktur. Ein haiartiges Aussehen hat der Schiffshalter Fisch. Dieser besitzt oben am Kopf eine Saugplatte. Damit kann er sich an grössere Fisch anheften und so mitnehmen lassen. Der Schiffshalter verwechselte einen unserer Taucher mit einem Fisch. Er haftete sich an die Taucherfalsche des Walisers fest und ritt so den gesamten Tauchgang auf seinem Rücken mit. Nebst den Tieren fanden wir diverse farbige Anemonen. Besonders schön eine Anemone, die eine neon pinke Farbe aufwies. Darin lebte eine Clownfisch-Familie. Auch farbig, aber weitaus weniger schön und schmerzhafter, war das blaue Auge, das sich Andrea zuzog. Beim Entladen des Bootes drehte die Tauchinstrukteurin die Ausrüstung mit viel Schwung herum. Dabei knallte der Finimeter (Druckanzeige) gegen die linke Schläfe. Die Folge waren eine riesige Beule und ein anschliessender Bluterguss. Die blaue und rote Farbe verteilten sich ober und unterhalb des Auges. Es sah wie ein Überbleibsel eines Faustschlages aus. Zum Glück blieb das Auge unverletzt.

Zu Fuss erkundeten wir die Insel. Ein anderes Transportmittel als das Boot stand nämlich nicht zur Verfügung. Die meisten Wege sind dafür entweder mit Backsteinen ausgelegt oder gut ausgetrampelt. Von unserem Camp bis zur Spitze der Insel dauerte es knapp zwei Stunden (reine Gehzeit). Unterwegs schauten wir uns verschiedene Strände an. Uns gefiel der einsame Adam und Eva Strand. Hier gibt es weder einen Resort, noch ein Restaurant. Unterwegs liessen wir die Drohne mehrmals steigen und genossen den Anblick der Insel von oben. Da wir unsere Wanderung etwas spät gestartet hatten, nahmen wir ein Bootstaxi zurück zu einem nahegelegenen Strand. Wir erreichten unser Zelt gerade noch vor dem Gewittersturm. Um die über das Zelt gespannte Plane waren wir sehr dankbar. Diesem starken und langanhaltenden Regen hätte unser Zelt wohl nicht standgehalten. So blieb alles trocken. Mit dem nachlassenden Regen tauchten ganze Mückenschwärme auf. Der Gang zur Toilette wurde zu einem regelrechten Blutbad. Die Mücken jagten uns, die Fledermäuse, Geckos und wir wiederum jagten die Mücken. Die so lästigen Mücken bilden die Lebensgrundlage vieler heimischer Tiere: Geckos, Vögel, Frösche, Fledermäuse etc. Die ansässigen Warane profitieren von den Kleintieren. Wir haben Echsen in allen Grössen gesehen. Ein Exemplar (vermutlich ein Bindenwaran) war zirka 160 cm lang und sah aus wie ein Krokodil. Das Tier war offensichtlich an Menschen gewohnt, denn es verschwand unter der Terrasse einer Tauchschule. Wir hatten angesichts der Grösse und der spitzen Krallen trotzdem ein mulmiges Gefühl. Die meisten Warane waren aber wesentlich kleiner, dafür flinker. In Gefahrensituationen kletterten diese einfach auf einen Baum – mit solchen Krallen würden auch wir problemlos klettern. Nebst den Waranen entdeckten wir eine giftige Viper auf dem Dach eines Restaurants. Diese lebt dort und ernährt sich vermutlich von den kleinen Geckos. Weniger gefährlich, dafür sehr schön, waren die ansässigen Eichhörnchen. Auf der Insel sollen auch drei verschiedene Affenarten leben, gesehen haben wir allerdings keinen. Insgesamt war die Artenvielfalt überraschend gross.

Nach sechs Nächten auf der Small Perhentian Island geht es weiter auf die Insel Pulau Kapas.

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