Veröffentlicht: 26.04.2019
Mit dem Liegebus reisten wir gemütlich von der pulsierenden Grossstadt Ho Chi Minh ins acht Stunden entfernte, friedliche Städtchen Da Lat (rund 200'000 Einwohner). Da Lat ist bei einheimischen und ausländischen Touristen gleichermassen beliebt. Bekannt ist die im zentralen Bergland gelegene Stadt für das milde Klima, den Gemüseanbau und die Blumenzucht sowie für die zahlreichen Seen, Wasserfälle und Wälder in deren Umgebung. Nicht umsonst wird Da Lat als das 'Tal der Liebe' bezeichnet. Die idyllische Umgebung zieht jährlich zahlreiche Hochzeitspaare an, die hier ihre Flitterwochen verbringen. Als Schweizer durften wir die Seen und Wasserfälle als eher durchschnittlich und unspektakulär beurteilen. Da die Blumen und das Gemüse in Gewächshäusern gross werden, sind diese leider auch nicht sichtbar. Hunderte Gewächshäuser zieren das Landschaftsbild ausserhalb von Da Lat. Diese Beschreibung mag nun sehr abschreckend klingen. Da Lat ist und bleibt eine sehr schöne Stadt, die äusserst besuchenswert ist.
Für knapp neun Franken pro Nacht mieten wir uns ein nettes Zimmer in einem kleinen Guesthouse. Erstaunlicherweise war bei diesem Preis gar das Frühstück inbegriffen. Nachdem wir unser Gepäck abgeladen hatten, begaben wir uns auf einen Spaziergang durch das Städtchen. Wir schlenderten entlang des Suoi Cam Ly Sees und entdeckten ein Einkaufszentrum mit spezieller, kupelförmiger Architektur. Nach dem Besuch des 'Big C' und einer leckeren Nudelsuppe begaben wir uns mit dem Taxi zum alten Bahnhof. Die Empfangshalle der Crémaillère Railway Station stammt aus dem Jahr 1938 und ist gut erhalten. Von hier aus fahren täglich neun Touristenzüge ins rund 30 Minuten entfernte Dorf Thap Cham. Der Rest der ehemaligen Strecke, die insgesamt 84 Kilometer lang war und nach Tháp Chàm führte, ist nicht mehr in Betrieb. Errichtet wurde die Bahnstrecke unter der französischen Kolonialherrschaft. Der Bau wurde in drei Teilabschnitten vorgenommen und dauerte von 1908 bis 1932. Für die Touristen stehen drei Klassen zur Verfügung: Holzbank, gepolsterte Sitze oder die Luxusklasse mit Ledersitzen. Die Holzklasse war bereits voll besetzt, so entschieden wir uns für die gepolsterten Sitze. Langsam tuckerten wir nach Tháp Chàm und zurück. Die Züge sind von aussen und innen gut unterhalten. Wir genossen die Fahrt. Nach dem gemütlichen Vergnügen besuchten wir das nahegelegene Crazy House. Das Hang-Nga-Haus, benannt nach seiner Schöpferin Dang Viet Nga, besteht aus mehreren Häusern und wird seit Jahren kontinuierlich erweitert. Die Fantasiegebäude unterscheiden sich in ihrer Bauweise. Wir irrten durch verschlungenen Gänge und bestaunen die kuriosen Innenräume. Vom Dach könnten wir das sich langsam annähernde Gewitter beobachten. Nach dem Ende unseres Rundganges begaben wir uns in ein Restaurant, um die Regenschauer auszuharren. Am Abend besuchten wir ein lokales BBQ in der Nähe unserer Unterkunft. Jeder Tisch besitzt eine eigene Grillstelle, die in den Tisch eingelassen ist. Wir waren die einzigen Touristen im Lokal.
Am zweiten Tag mieteten wir uns einen Roller und fuhren zum Datanla Wasserfall. Mit der Rodelbahn sausten wir zum Fuss des Wasserfalls. Dies ist mit Abstand die interessanteste Rodelbahn, die wir jemals besucht haben. Wir erkundeten die Umgebung und erklommen einen kleinen Anstieg zu einem weiteren Wasserfall. Von hier konnten wir erneut die Rodelbahn nutzten, um uns zum Startpunkt zurücktransportieren zu lassen. Wir fuhren weiter an den nahegelegenen Tuyen Lam Lake. Dieser erinnert von der Form her an einen norwegischen Fjord. Wir fuhren der linken Uferseite entlang bis zum Ende der Strasse. Zufällig stiessen wir auf ein nettes Ausflugszeil. Wir wurden Zeugen eines Werbefilmdrehs – den Inhalt verstanden wir allerdings nicht vollständig. Wir fuhren denselben Weg zurück. Am Ufer des Sees befinden sich viele luxeriöse Kurhotels. Auf der anderen Uferseite besuchten wir einen Skulpturgarten mit riesigen Tonfiguren. Für unseren Geschmack waren die Skulpturen etwas zu kitschig – vermutlich ist die Attraktion auf asiatische Touristen ausgerichtet. Am Abend besuchten wir ein kleines Lokal. Hier wird nur ein einziges Gericht angeboten. Aus Reisblättern, Kräutern, Schweinefleischspiesschen und Schweinefleisch-Cracker werden selber Frühlingsrollen gedreht. Die fertigen Rollen tunkten wir in eine Erdnussbuttersosse. Super preiswert und extrem lecker! Warmer Tee wird gratis dazu serviert.
Die Weiterfahrt nach Quy Nhon dauerte rund acht Stunden und war relativ kurvenreich. Zum Glück hatten wir einen vernünftigen Fahrer, der uns sicher durch das Gebirge fuhr. Die Zeit im Liegebus verkürzten wir uns mit Filmen und Musik. Am späten Abend erreichten wir Quy Nhon.
Am Folgetag brachten wir unsere Schmutzwäsche in die Wäschei (für sieben Kilogramm bezahlten wir etwas mehr als drei Franken), besuchten den Strand und genossen frischen Fisch. Quy Nhon wird von den meisten westlichen Touristen übersprungen. Wir fanden die Stadt spannend, weil sie sehr authentisch ist.
Nach nur einem Tag geht unsere Reise weiter in das touristische Hoi An.