Veröffentlicht: 23.04.2019
Was? Nach Australien? Aber da gibt es die giftigsten Tiere der Welt! So oder so ähnlich haben einige Freunde, Verwandte und Bekannte reagiert, als sie erfahren haben, dass wir für ein Jahr nach Australien gehen wollen. Nachdem es aber wahrscheinlicher ist, vom Blitz getroffen zu werden, als Opfer eines australischen Inlandtaipans – der giftigsten Schlange der Welt – zu werden, war für die meisten von uns dieses Thema nicht wirklich brisant. Lediglich Aurel hat noch bis kurz vor dem Abflug seine starken Bedenken vonwegen Krokodilen und Würfelquallen geäußert, aber seitdem wir hier sind, erlebt er die australischeTierwelt vorwiegend süß und flauschig (Quokkas) oder wunderschön, bunt und paradiesisch (Parageien).
Auf Rottnest Island, einer kleinen Insel nahe von Perth, leben Minikängurus, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt: die Quokkas. Die Insel verdankt ihren Namen dem hollandischen Entdecker, der im 17. Jhd. dort landete und die kleinen Tiere für Ratten hielt und deshalb die ganze Insel "Rattennest", eben Rottnest, nannte. Die flauschigen Kerlchen sind nicht scheu und ziehen die Touristen komplett in ihren Bann, Selfies mit den putzigen Quokkas liegen voll im Trend.
Auf der Insel kann man aber auch eine Seebären-Kolonie sehen. Richtig große Augen haben wir aber erst gemacht, als so ein Seebär, der bis zu einer halben Tonne schwer werden kann, bei uns am Surfstrand aufgetaucht und frisch fröhlich zwischen uns Surfern auf Fischfang gegangen ist!
Die erste erfreuliche Begegnung mit dem Wildlife in Australien waren jedoch weder Quokkas noch Seebären, sondern Kakadus und Papageien, die einem hier täglich um die Ohren fliegen. Ich kann mich noch gut an die erste Schulwoche erinnern, wo ich Aurel im Unterricht begleitet habe und beim Crosscountry-Training völlig aus dem Häuschen geraten bin, weil zwei Regenbogen-Loris über uns am Baum gelandet sind. So schön sie anzusehen sind, ihre Stimme klingt weit weniger paradiesisch!
Die ersten Kängurus haben wir im Caversham Wildlife Park getroffen, wo man die zutraulichen Tiere wie in einem Streichelzoo angreifen und füttern kann. In freier Wildbahn wäre das weniger ratsam, denn männliche Tiere können ziemlich unbequem werden, wenn man in ihr Territorium eindringt. Am Heimweg vom Wildlife Park haben wir dann erstmals freilebende graue westaustralische Kängurus gesehen, die abends zum Grasen aus dem schützenden Dickicht kommen.
Und nun zu den unangenehmen Begegnungen. Als ich beim IGA, dem hiesigen Billa, die große Auswahl an Kakerlaken-Ködern und Krabbeltier-Gift mit der Aufschrift "kills in 1 spray" gesehen habe, hab ich zuerst einmal schwer geschluckt und dann sowohl Köder als auch Spray in den Einkaufswagen gegeben. Vorsorglich! Zweimal musste Rene, der Kakerlaken-Beauftragte, bisher ausrücken. Inzwischen ist die Köder-Menge im Haus drastisch erhöht und keine cockroach mehr gesichtet worden !
Die zweite unangenehme Wildlife-Begegnung hat am Karfreitag am Strand stattgefunden, wo wir im Namen des Osterhasen eine Begehung und Prüfung auf Osternest-Tauglichkeit durchführen wollten. Der Sturm in der Nacht zuvor, der unser Haus tatsächlich wackeln ließ, hatte ziemlich viel Seegras angeschwemmt - und dazwischen eigenartige blaue Plastiksackerl mit einer langen dunkelblauen Schnur. Nach meiner Internetrecherche konnte ich die Objekte als Portugiesische Galeeren identifizieren, Quallen, die zur Gattung der Seeblasen gehören und sich angeblich so anfühlen, als ob man heißes Eisen berühren würde. Grund genug die Ostereiersuche doch ganz gemütlich im eigenen Garten durchzuführen!