Auszeit - Reise Richtung Osten
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Jasper & Yoho Nationalpark

Veröffentlicht: 31.08.2019

Nach den Columbia Icefields ging die Fahrt Richtung Jasper weiter. Da das Wetter nicht überragend schön war, machten wir nur noch wenige Stopps. Nach der zirka dreistündigen Fahrt erreichten wir den anvisierten Campingplatz Wapiti. Wie bereits befürchtet, war dieser leider bereits komplett ausgebucht. Etwas enttäuscht ging die Fahrt weiter zum Overflow-Camping. Dieser riesiger Campground bietet auch mitten in der Hochsaison genügend freie Stellplätze an. Leider können dort keine Lagerfeuer entfacht werden. Zu unserem Erstaunen, war dieser Camping an einem grossen Fluss mit einem herrlichen Ausblick auf die umliegenden Berge gelegen. Negativ war nur die naheliegende Bahnstrecke. Die regelmässig verkehrenden Güterzüge machten ordentlich Lärm.

Wir stellten unser Zelt auf. Da der Wetterbericht für die nächsten Tagen miserabel war, entschieden wir uns, unsere Plane als zusätzliches Dach über unser Zelt zu spannen. Sicher ist sicher. Nach einem leckeren späten Mittagessen machten wir uns auf den Weg nach Jasper, um uns die lang ersehnte Dusche zu genehmigen. Mitten im Dorf hat sich ein grosser Wäschesalon auf Camper eingerichtet und ist mit hipper Kaffeebar und mehreren Münzduschen ausgestattet. Für fünf Dollar konnten wir uns für exakt acht Minuten unter die warme Dusche stellen. Was für eine Wohltat! Frisch geduscht, erkundeten wir das kleine, aber schmucke Dörfchen. Einige Häuser, wie das Postamt und die Feuerwehr, besitzen noch die historische Aussenfassade. Nach einem Abstecher im Lebensmittelladen fuhren wir Richtung Camping zurück. Auf der Rückfahrt versperrten uns riesige Hirsche den Weg. Wir hielten an, machten ein paar Fotos und freuten uns über die Tiere. Später beim Zelt genossen wir einen ruhigen Abend mit leckeren Fajitas zum Abendessen. Kurz nach der Zubereitung des Essens setzte ein leichter Regen ein. Wir zogen uns mit unseren Stühlen unter die Bäume zurück und verdrückten dort unser Essen.

Leider brachte auch der nächste Tag nur wenig Sonne mit sich. Trotzdem unternahmen wir einen Ausflug an den Maligne Lake im Jasper Nationalpark. Auf dem Weg legten wir unseren ersten Halt beim Maligne Canyon ein. Wir begaben uns auch den vier Kilometer langen Rundweg. Mehrere Brücken führten über den Canyon. Am spektakulärsten war jedoch die First Bridge, die in 51 Meter Höhe über das tosende Gewässer führte. Der Canyon war an dieser Stelle zwar tief, dafür aber eher schmal. Je weiter nach unten wir kamen, desto breiter – dafür weniger tief – wurde die Schlucht. An mehreren Stellen drückten ganze Bäche unter den Felsen hervor. Wir erfuhren, dass das Wasser aus dem nahegelegenen Medicine Lake stammt. Der Medicine Lake ist wie ein riesiges Löcherbecken – durch zahlreiche unterirdische Wege werden je nach Saision riesige Wassermengen abgeleitet. Nach unserem Rundgang fuhren wir zum rund fünfzehn Autominuten entfernten Medicine Lake. Vermutlich hätte auch dieser eine wundervolle türkis Farbe. Die Farben kann man jedoch leider nur bei klarem Himmel und Sonnenstrahlen sehen. Ohne das Sonnenlicht sieht jeder See ungefähr gleich aus – eine dunkle Wassermasse. Auf dem Weg zum See entdeckten wir unseren zweiten Schwarzbär vom Auto aus.

Wir hielten uns nur kurz hier auf und fuhren zum Maligne Lake weiter. Dieser See ist so gross, dass Tourenschiffe darauf rumfahren. Wir verzichteten auf eine Schifffahrt, genossen aber unser Mittagessen bei einigen Sonnenstrahlen. Die Rocky Mountains haben in Jasper eine ganz andere Form als in Banff. Die Bergrücken sind weniger spitz, dafür mehr in die Länge gezogen. Insgesamt wirkt alles in die Länge gezogen. Oberhalb der Baumgrenze reiht sich eine riesige Steinplatte an die nächste. Auch die Täler und die Flüsse und Seen sind breiter. Selbst die Wälder unterschieden sich. Beim Übergang von Banff nach Jasper hat man den Eindruck vom Sommer in den Herbst zu wechseln. Die Wälder sind rot und grün gemischt. Verantwortlich für die roten Bäume sind die Borkenkäfer. Ein von diesen Käfern befallener Baum stirbt innerhalb weniger Jahre ab. In Jasper herrscht eine regelrechte Borkenkäfer-Innvasion. Hier hat das Feuer im wahrsten Sinne des Wortes eine reinigende Wirkung. Die Käfer werden bei einem Waldbrand ausgerottet und neue, gesunde Bäume können nachwachsen. Der Nachteil des Feuers liegt jedoch auf der Hand. Fängt ein Wald erstmals Feuer, so sterben meist alle Bäume und mit ihnen zahlreiche Tiere. Wie heftig ein solcher Waldbrand wüten kann, haben wir im Kootenay Nationalpark gesehen. Gut zwei Drittel des Waldes sind dort abgebrannt – eine heftige Zerstörung. Kanada ist bemüht, einzelne Waldabschnitte gezielt abzubrennen. Dies ist jedoch eine grosse Herausforderung. Übrigens kannten bereits die Ureinwohner Kanadas die heilende Wirkung des Feuers. Auch sie legten bewusst Waldbrände.

Wir fuhren die wundervolle Strecke von Maligne Lake nach Jasper zurück. Wir stöberten erfolglos durch die Läden Jaspers, bevor wir zum Zelt zurückkehrten. Das Wetter meinte es gut mit uns – das grosse Gewitter zog an uns vorüber.

Am nächsten Morgen fuhren wir via Lake Louise in den Yoho Nationalpark. Wir ergatterten einen der letzten freien Stellplätze auf dem Kicking Horse Campingplatz und bauten unser Zelt auf. Wir freuten uns auf eine warme Dusche. Daraus wurde jedoch nicht – die komplett neu erbaute WC und Duschanlage war leider noch nicht in Betrieb. Die nette Dame am Empfang schlug uns vor, in Banff oder Golden duschen zu gehen. Wieder einmal stellten wir fest, dass die Kanadier einen ganz anderen Umgang mit Distanzen haben. Beide Orte liegen 80 bzw. 100 Kilometer vom Campground entfernt... Das ist, als ob in Bern einer sagen würde, dass sich die nächste intakte Duschanlage in Zürich befindet – verrückt. Gestank hin oder her – eine solch lange Fahrt für eine Dusche auf sich zu nehmen, war uns dann doch zu umständlich.

Wir verbrachten einen ruhigen Nachmittag und studierten die Wanderrouten in der Umgebung. Wandermöglichkeiten gibt es in den Nationalparks mehr als genug. Der Entscheid fiel auf eine moderate Wanderung in der Umgebung des Takakkaw Wasserfalls. Der Entschluss stand fest und langsam setzte der Hunger ein. Bei der Holzsammelstelle konnten wir leider nur feuchtes bis komplett von Wasser vollgesogenes Holz finden. Hier musste es in den vergangenen Tagen heftig geregnet haben. Dies ist durchaus möglich, da solche Gewitterschauer meist sehr regional sind. Wie wir mit dem nassen Holz ein Feuer starten sollten, wussten wir beim besten Willen nicht. So scheiterten dann auch die ersten zehn Versuche kläglich. Mathias zückte daraufhin das Armeemesser und startete damit kleine, trockene Holzstücke von den grossen Stücken abzuspalten. Es gelang uns nicht nur das Feuer in Gang zu setzten, sondern auch unseren Abend, die Stimmung war im Keller angelangt, zu retten. Hungrig, aber zufrieden 'brätelten' wir unser Fleisch um neun Uhr abends über dem Feuer. Danach wärmten wir uns am Feuer auf, bevor wir zu Bett gingen. Erneut war der Sternenhimmel extrem klar und die Nacht entsprechend kalt.

Nach dem Frühstück packten wir unseren Wanderrucksack und fuhren mit dem Auto zum Takakkaw Wasserfall. Mit einer Höhe von 380 Metern, der freie Fall liegt bei 250 Metern, ist er der zweithöchste Wasserfall Westkanadas. Tosend krachten die Wassermassen dem Boden entgegen. Wirklich ein beeindruckendes Bild. Wir schlossen uns den zahlreichen Touristen an und gingen den zirka zehnminütigen Fussweg bis zu den roten Stühlen. Diese roten Stühle sind an unterschiedlichen Stellen in den Nationalparks auffindbar. Wir schossen ein obligates Foto. Unsere flache Wanderroute führte sechs Kilometer dem Fluss entlang in Richtung Gletscher. Da wir es grundsätzlich nicht mögen, zweimal dieselbe Strecke zu gehen, beschlossen wir, eine Rundwanderung entlang des Iceline Trails zu machen. Und schwups wurde aus der moderaten eine anspruchsvolle Wanderung – wir können es einfach nicht lassen... Der Aufstieg führte mitten durch den Wald. Ab und an begegneten wir Wandergruppen. Einige waren gar mit Zelt und Schlafsack ausgerüstet. Auf der Hochebene gibt es einen 'Campingplatz'. Wir wollen uns gar nicht erst ausmalen, wie kalt es dort oben in der Nacht wird. Problemlos können wir dem Trail folgen. In Sachen Wegpflege und Ausschilderung steht Kanada der Schweiz in nichts nach. Bei einem Fluss legen wir unsere Mittagspause ein und geniessen die Wärme der Sonne auf unserer Haut. Ohne diese ist es auf dieser Höhe auch tagsüber kalt. Nach knapp vier Stunden haben wir den höchsten Punkt auf 2200 Meter über Meer erreicht. Insgesamt haben wir 770 Höhenmeter bewältigt. Wir wurden mit einem umwerfend schönen Panorama belohnt. Wohin wir auch blickten, waren wir von Bergen und Gletschern umgeben. Der Weg führte am Fusse des Emerald Gletschers entlang. Wir waren nur wenige Meter getrennt von der Eisschicht. Auf der gegenüberliegenden Seite entdecken wir den Takakkaw Wasserfall, der vom Daly Gletscher gespeist wird. Die Stecke über das Hochplateau ist wohl eine der schönsten (wenn nicht die schönste Strecke), die wir in unserem bisherigen Leben gegangen sind. Einfach unbeschreiblich. Nach dem zwanzig Kilometer Fussmarsch erreichten wir müde, aber glücklich unser Auto.

Nach der letzten Nacht im Zelt packten wir unsere Campingutensilien sorgfältig zusammen. Gleich zu Beginn der Reise hatten wir die ganze Ausrüstung abgelichtet und ins Netz gestellt. Es war uns gelungen, für das Zelt-Set sowie weitere Gegenstände einen Käufer zu finden. Mit diesem hatten wir uns am selben Tag in Calgary für die Übergabe verabredet. Da wir bis zum Übergabetermin noch genügen Zeit hatten, besuchten wir auf dem Weg die Upper Hotsprings in Banff. Einerseits benötigten wir dringendst eine Dusche (ja, wir duschten gründlich vor dem Baden:-), andererseits wollten wir unsere durchfrorenen Knochen aufwärmen.

Im Anschluss besuchten wir das touristische Banff. Der Ort erinnert in dieser Hinsicht stark an Interlaken. Das Städtchen ist hübsch und modern. An Einkaufsmöglichkeiten, hippen Restaurants und Kaffees sowie an Souvenirshops mangelt es jedenfalls nicht. Wir genossen einen kräftigen Kaffee, bevor wir uns auf die Fahrt nach Calgary machten.

In Calgary fuhren wir direkt zu Nikita (Sohn von Warren und Natascha), der seit einiger Zeit in der Stadt arbeitet. Erneut wurden wir freundlich aufgenommen. Gemeinsam erkundeten wir die Innenstadt von Calgary. Hier gibt es zahlreiche moderne Bars und Restaurants. Wir Stimmung war für einen Dienstagabend erstaunlich locker und ausgelassen. Wir genossen die Atmosphäre und das gute Bier. In einem Restaurant wurden 75 verschiedene Bierarten direkt ab Fass serviert.

Nach dem Abendessen tauchte der Käufer auf und wir wickelten den Verkauf unseres Campingequipment ab. Die restlichen Dinge verschenkten wir Nikita, der sich über die Aufstockung seines Haushalts freute. Wir waren erleichtert, dass wir die fast neuen Kochutensilien nicht wegwerfen mussten. Bevor wir zu Bett gehen konnten, mussten wir noch einen Weiterflug, ein Mietauto sowie ein AirBnB buchen.

Am frühen Morgen ging es bereits weiter an den Flughafen von Calgary. Die Rückgabe des Mietautos verlief problemlos. Nach dem Sicherheitscheck, bei Andrea wurde das ganze Handgepäck inkl. Souvenirs auseinandergenommen, bleib uns bis zum Abflug noch reichlich Zeit.

Mit dem Flieger geht es nun weiter in den Süden Amerikas. Texas wir kommen!

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