Auszeit - Reise Richtung Osten
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Kokanee Glacier & Slocan Lake

Veröffentlicht: 29.08.2019

Nach unserem ersten Wochenende in Castlegar begaben wir uns auf dem Weg zum Kokanee Glacier Provincial Park. In Nelson machten wir einen Stopp, um unseren Lebensmittelvorrat aufzustocken. Die vielen historischen Gebäude, die noch aus der Zeit des grossen Silberrausches stammen, verleihen der Kleinstadt einen besonderen Charme.

Die ersten drei Nächte verbrachten wir im nur 20 Kilometer von Nelson entfernten Kokanee Creek Provintial Park. Der Campingplatz befand sich nur wenige Gehminuten vom Kootenay Lake entfernt. Nachdem wir unser Zelt zum ersten Mal zusammen gebaut hatten – dies war übrigens kinderleicht – verbrachten wir den restlichen Tag am Strand. Mathias versuchte erfolglos einen der wundervoll rot-grau leuchtenden Fische – einen sogenannten Kokanee – an die Angel zu kriegen. Erst nach einer Weile wurden wir von einem Parkranger darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Fisch geschützt ist und das Angeln am Kokanee Creek strafbar ist. Wir hatten es also geschafft, uns von all den möglichen Angelspots, ausgerechnet jenen, in einem Radius von wohl hundert oder mehr Kilometern auszusuchen, der eine geschützte Fischart enthält. Was für ein Pech. Glücklicherweise sah der Ranger von einer Strafe ab; im ungünstigsten Fall hätte der Spass uns bis zu 1000 Dollar kosten können. Da ohnehin kein Fisch angebissen hatte, war im Endeffekt alles halb so schlimm.

Den Abend liessen wir bei einem herrlichen Essen ausklingen. Wir genossen es, endlich wieder alle Speisen nach unserem Gusto zuzubereiten. Als es stockdunkel wurde, die Lichtverschmutzung in Kanada ist aufgrund der lockeren Besiedelung gering, gingen wir zu Bett. Wir verbrachten eine erstaunlich bequeme und erholsame Nacht auf dem aufblasbaren Airbed.

Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug zum Gibson Lake. Dieser liegt im Kokanee Glacier Provincial Park und ist nur über eine Schotterpiste erreichbar. Die Strasse war gut befahrbar; trotzdem waren wir froh, einen SUV gemietet zu haben. Die Umrundung des Sees dauerte nur rund dreissig Minuten. Der Gibson Lake erstrahlte in einer wunderbaren türkis Farbe und war so klar, dass man den Grund ohne Problem ausmachen konnte. Auf halber Strecke machten wir einen Halt und Mathias warf erneut seine Angelrute aus. Auch dieses Mal leider ohne Erfolg. Die kanadischen Fische stehen ganz offensichtlich nicht auf Maiskörner... Am Ende der Wanderung liessen wir noch die Drohne steigen und genossen den Anblick des Sees von oben.

Am Abend wurde erneut ein Feuer entfacht und gegrillt – wie übrigens an allen folgenden Tagen. Da die Temperatur nach dem Sonnenuntergang schnell um einige Grade fällt und es enorm dunkel wird, sind die Stunden am Feuer umso wertvoller.

Am Folgetag unternahmen wir ein knapp zwanzig Kilometer lange Wanderung zum Kokanee Glacier (retour). Ausgangspunkt der Wanderung war der Gibson Lake. Von da führte ein relativ steiler Weg auf die Hochebene. Da wir auf dem Weg keinen Bären beim 'Beeri schnousä' überraschen wollten, trugen wir ein Glöckchen mit uns. Bären sind scheue Tiere, die den Menschen wenn möglich aus dem Weg gehen. Daher sollte man beim Wandern stets genügend Geräusche verursachen. Auf den Kauf eines Bärensprays verzichteten wir. Das Gebimmel war unser steter Wegbegleiter und Andrea holte sich als Glockenträgerin den Spitznamen 'Schellen Ursli' ein.

Auf der Hochebene verlief der Weg relativ flach über ein Geröllfeld. Der Ausblick auf den Kokanee Lake war umwerfend schön. Der Gletschersee erstrahlte, je nach Lichteinfall, in einem hellen Türkis. Nach einem weiteren kleinen Anstieg am Ende der Hochebene trafen wir beim Kaslo Lake ein. An der oberen Spitze des Sees befindet sich eine ganz neue Hütte. Diese wurde im Gedenken an den Bruder von Justin Trudeau, des aktuellen Präsidenten von Kanada, der 1998 in einem Lawinenunglück ums Leben kam, errichtet. Da die Hütte nur für Gäste vorgesehen ist, verdrückten wir unser mitgebrachtes Mittagessen an einem der Tische im Aussenbereich.

Nach dem Mittagessen erklommen wir noch den Anstieg hinter der Hütte, kehrten dann aber um, weil der Pass auf die andere Seite des Berges geführt hätte. Dafür hatten wir zu wenig Zeit. Wie bereits auf dem Hinweg, entdeckten wir auch auf dem Rückweg viele Tiere. Wir erspähten grosse Murmeltiere, Weisskopfseeadler, Streifenhörnchen, Erdhörnchen, Mäuse und diverse Vögel. Uns hat die abwechslungsreiche Wanderung sehr gut gefallen. Der einzig negative Punkt ist, dass vom Kokanee Glacier praktisch nichts mehr übrig ist. Die Abschmelzung der Gletscher infolge der Klimaerwärmung ist leider auch in Kanada ein allgegenwärtiges Thema.

Via Kaslo und Sandon fuhren wir am darauffolgenden Tag an den Slocan Lake. Das Städtchen Kaslo würde eine herrliche Kulisse für einen Wilden Westen Film abgeben. Die farbigen Holzhäuschen, inkl. Kirche, Rathaus,Traditionshotel, Dorfkneipe, wurden alle liebevoll restauriert. Auch ein altes Dampfschiff kann begutachtet werden. Die Geschichte von Kaslo ist eng mit jener der Silberfunde Ende des 19. Jahrhunderts verbunden. Es ist die älteste Gemeinde in der Region.

Einen weiteren Stopp legen wir in Sandon ein. Von der einst reichsten Silberstadt ganz Kanadas, auch unter dem Namen „Monte Carlo von Kanada“ bekannt, sind heute nur noch wenige Häuser vorhanden. Ein Grossbrand Ende des 19. Jahrhunderts, bei welchem ein Grossteil der Stadt zerstört wurde, läutete den Niedergang der Stadt ein. Zwar wurde die Stadt wieder aufgebaut, aber viele Minen warfen nur noch einen kleinen Betrag ab und die Metallpreise fielen. Die meisten der rund 5000 Anwohner zogen daraufhin ab. Heute ist Sandon eine Geisterstadt. Die wenigen Anwohner, die noch geblieben sind, bemühen sich, die Erinnerungen an die alten Zeiten wach zu halten. Interessant fanden wir den Besuch der alten Schmiede. Das riesige Wasserkraftwerk ist immer noch in Betrieb, obwohl es seine ursprüngliche Aufgabe längst nicht mehr zu erfüllen braucht. Nebst den wenigen Gebäuden sind auf dem Gelände zahlreiche Busse – das Gelände erinnert an einen Busfriedhof – und eine Dampflok der Canadian Pacific Railway ausgestellt.

In New Denver legen wir einen weiteren Halt ein, um unsere Vorräte aufzustocken. Auch dieser Ort erscheint in einem 'western look'. Sogar der Supermarkt ist hinter Holzlatten verborgen. Vollgepackt mit vielen Leckereien geht es weiter zum Campingplatz. Die Strasse führt über eine rund 30 Kilometern lange Schotterpiste. Am Ende fanden wir einen winzigen Camping vor. Beim Platz handelt es sich um sogenannte 'walk-in-sides'. Dies bedeutet, dass das Auto in einem Aussenbereich geparkt werden muss. Die Utensilien brachten wir per Schubkarre zum Zeltplatz. Der Aufwand lohnte sich allemal. Wir bauten unser Zelt am Waldrand auf. Jede Parzelle hat einen eigenen Strandzugang inkl. Feuerstelle und einem grossen Tisch. Der Wald ist wunderbar idyllisch. Die gesamte Oberfläche ist mit saftig grünen Moos überwachsen. Auch der See gefiel uns gut. Zwar war dieser eher kühl, aber ein dafür umso erfrischender. Gleich am ersten Tag lernten wir unsere Nachbarn, ein Paar um in den späten Sechzigern, kennen. Vom Biologen und seiner Frau, zwei Hippies aus dem Bilderbuch, erfuhren wir, welche Beeren in der Umgebung essbar sind. Wir pflückten also fleissig wilde Huckleberries. Diese sind süss-säuerlich – optisch, ein 'Heubeeri', geschmacklich nahe am heimischen 'Meertrübeli'.

Wir verbrachten zwei gemütliche Tage am See. Unsere Nachbarn unterhielten uns – sowie alle anderen Camper – mit Gitarre und Querflöte. Ganz befreit durch die Musik, flötete die Dame auch ganz gerne ab und an nackt. Das musikalische Talent konnten wir ihr jedenfalls nicht absprechen. Die beiden waren insgesamt sehr liebenswürdig und unterhaltsam. Ohne den gewohnten Komfort, mussten auch wir uns der Natur anpassen. Geduscht, bzw. gebadet, wurde gleich frühmorgens im See. Bitterkalt, aber definitiv ein Wachmacher! Den Feuergeschmack wurden wir ohnehin nicht los. Aber da wir beide wie ein 'Räucherwürstchen' stanken, spielte auch dies keine Rolle.

Nach fünf Tagen in der 'Wildnis' kehren wir erneut für ein Wochenende nach Castlegar zurück (siehe vorheriger Blogeintrag). Danach geht es weiter in die Rocky Mountains.

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